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# taz.de -- Coral World in der Rummelsburger Bucht: Hotel mit Fischen
> Die Coral World soll mehr ein Hotel als ein Aquarium werden. Abgeordnete
> fordern deshalb nun die Rückabwicklung des Grundstücksverkaufs.
Bild: Hoffentlich frisst er keine Hotelgäste
Berlin taz | 2016 verkaufte der damalige rot-schwarze Senat in einer seiner
letzten Amtshandlungen ein Filetgrundstück an der Rummelsburger Bucht in
Lichtenberg an CWB Coral World Berlin. Zum Kaufvertrag gehörte laut
taz-Informationen auch ein „Grobkonzept“ für das [1][Aquarium, das der
private Investor hier errichten wollte]. In blumigen Worten wurden darin
Pläne skizziert, die sich nach einer soziokulturellen Einrichtung anhören
mussten; es ging um Bildung, Naturschutz und Forschung.
Kein Wort davon, dass es sich um ein touristisches Großprojekt für
Hunderttausende Besucher:innen im Jahr handelt, mit Eintrittspreisen,
die sich viele nicht leisten können (23 Euro kostet ein Ticket im Coral
World auf Mallorca). Kein Wort auch davon, dass man womöglich noch ganz
andere Absichten mit dem Grundstück hatte.
Festgehalten wurde damals, dass sich die Fläche des Aquariums über die
unteren zwei bis drei Etagen erstrecken werde. Geplant waren überdies eine
Tiefgarage sowie in den oberen Etagen Verwaltungsräume, wenige Wohnungen
zur Aufrechterhaltung des Betriebs und ergänzende Gewerbenutzungen.
Seit Anfang März ist bekannt, was sich CWB unter einer ergänzenden
Gewerbenutzung vorstellt – ein Hotel mit 169 Doppelzimmern und 106
Autostellplätzen. Das ergab eine schriftliche Anfrage der
Linken-Abgeordneten Hendrikje Klein, die danach von einer „Irreführung von
Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit“ sprach. Klein hatte schon zuvor die
Aquariumspläne kritisiert, die eben kein Angebot für benachbarte Kitakinder
seien, sondern ein ausschließlich touristisches. [2][Auch viele Initiativen
in der Bucht hatten immer wieder gegen Coral World protestiert].
## Investorenfreundlicher Bezirk
Die Investoren ließen sich davon nicht beirren und holten sich
zwischenzeitlich diverse Ausnahmen vom Bebauungsplan vom zuständigen
Bezirksamt Lichtenberg ein, darunter eine Aufstockung des Gebäudes und die
Ausweitung der Geschossfläche. Denn Platz wird benötigt für diese
Zimmeranzahl. Das Hotel Ku'damm 101 etwa braucht für seine 170 Zimmer ganze
sechs Etagen in einem massiven Ensemble. Mutmaßungen, dass das Aquarium nur
noch eine Etage belegen soll, liegen nahe. Vergleichbar wäre Coral World
dann mit dem Radisson-Hotel am Dom, das das Aquarium Sea Life beheimatet.
Der Bezirk Lichtenberg wusste seit März vergangenen Jahres, als der
Investor seinen Bauantrag stellte, von den Hotelplänen. Die Öffentlichkeit
jedoch erfuhr erst jetzt davon. Für Baustadtrat Kevin Hönicke (SPD) war der
Antrag, wie er gegenüber dem Tagesspiegel sagte, „kein Aufreger, weil die
gewerblich orientierte Nutzung zum B-Plan passt“. Bedeutet: Weil der hier
ein Mischgebiet aus Wohnen – die Howoge errichtet in unmittelbarer Nähe
Wohnungen – und Gewerbe besteht, kann sich CWB sein Gewerbe aussuchen.
Vorletzte Woche, zwei Tage nachdem die Hotelpläne öffentlich wurden,
erteilte der Bezirk die Baugenehmigung.
Der Grünen-Abgeordnete Julian Schwarze hat kein Verständnis für das
Bezirkshandeln: „Ich finde es ein starkes Stück, dass über die Hotelpläne
nicht informiert wurde.“ Dies passe aber zum Prozess voller „negativer
Begleiterscheinungen“, zu „Geheimverträgen“ und einem Bebauungsplan, „…
man niemals hätte zustimmen dürfen“. Schwarze sagt gleichwohl: „Das Hotel
macht den Plan nur noch absurder, aber er war vorher schon schlecht.“
Absurd sei auch, dass Coral World bei der Senatsverwaltung für Wirtschaft
[3][öffentliche Fördergelder beantragt habe]. Schwarze mutmaßt, diese
könnten höher sein als die 4,2, Millionen Euro, die CWB für das Grundstück
bezahlte.
Befragt zum nun bekannt gewordenen vertraglich formulierten Konzept aus dem
Grundstücksverkauf, das im Widerspruch zu dem aktuellen Bauantrag steht,
fordern beide Abgeordnete, eine Rückabwicklung des Verkaufs zu prüfen.
„Wenn man möchte, kann man den Verkauf rückgängig machen“, sagt Klein. In
einer Anfrage an den Senat will sie wissen, ob sich „Vertragsverletzungen“
ergeben, die das ermöglichen könnten. Die Antwort steht noch aus.
29 Mar 2022
## LINKS
[1] /Coral-World-soll-nach-Rummelsburg/!5588826
[2] /Bucht-fuer-Alle-im-Abgeordnetenhaus/!5655906
[3] https://www.rbb24.de/politik/beitrag/2022/03/berlin-lichtenberg-rummelsburg…
## AUTOREN
Erik Peter
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