# taz.de -- Chinesische Hilfslieferungen: Masken für die Welt | |
> So wie Jack Ma spenden derzeit weltweit chinesische Milliardäre und | |
> Konzernchefs medizinische Ausrüstung gegen die Verbreitung des | |
> Coronavirus. | |
Bild: Sechs Millionen medizinische Produkte spendete die Stiftung Jack Mas zur … | |
„Eine Welt, ein Kampf! Wir spenden Nothilfeausrüstung – 2 Millionen Masken, | |
400.000 Testsets, 104 Ventilatoren an 24 lateinamerikanische Länder. Wir | |
verschiffen um die Welt und wir beeilen uns. WIR GEHÖREN ZUSAMMEN!“ In | |
diesem Wortlaut kündete die Stiftung von Jack Ma, Chinas reichstem Mann und | |
Gründer des Alibaba-Konzerns, am Sonntag die medizinische Hilfeleistung auf | |
ihrer Webseite an. Am gleichen Tag traf in der äthiopischen Hauptstadt | |
Addis Abeba eine Hilfslieferung der Stiftung ein – darin 6 Millionen | |
medizinische Produkte zur Weiterverteilung in Afrika. | |
Bereits geliefert oder zugesagt hat die Stiftung des größten chinesischen | |
Onlinehändlers 1,3 Millionen Masken an Japan, 1 Million je an Südkorea und | |
Iran, 2 Millionen an Malaysia, [1][3,5 Millionen an Europa], (unter anderem | |
Italien, Spanien, Belgien, Frankreich), 1 Million Masken und Testsets an | |
die USA und 6 Millionen Masken an 54 afrikanische Länder, meist zusammen | |
mit Testsets, Ventilatoren und Schutzkleidung | |
Der 55-jährige Ma ist nur einer von mehreren chinesischen Milliardären und | |
Konzernchefs, die die derzeit weltweit dringend benötigte Ausrüstung gegen | |
die Verbreitung des Coronavirus spenden. Sie helfen nicht nur überforderten | |
Ländern, sondern stärken so auch die offizielle chinesische Politik. Die | |
schickt ihrerseits Hilfen. Außenamtssprecher Geng Shuang erklärte | |
vergangenen Freitag, China helfe inzwischen 82 Staaten mit medizinischer | |
Ausrüstung. | |
Die autoritäre Regierung in Peking, die international für den in Wuhan | |
zunächst vertuschten Ausbruch des Coronavirus kritisiert wurde, hat | |
erkannt, dass internationale Hilfe ihrem Image nützt. Dies umso mehr, als | |
die USA, die EU und Länder wie Deutschland in der Krise vor allem an sich | |
denken. So verbot die Bundesregierung zeitweise den Export von | |
Schutzausrüstung, Frankreichs Regierung ließ sie landesweit beschlagnahmen. | |
Berichten zufolge ließ Deutschland selbst von Italien und der Schweiz | |
bestellte Schutzmasken zeitweise nicht durchs Land, was etwa in Bern zur | |
Einbestellung des deutschen Botschafters führte. | |
## China verfünffacht seine Kapazitäten bei Masken | |
Zunächst hatte China im Januar selbst 56 Tonnen Hilfsgüter aus der EU | |
erhalten, die USA flogen im Februar Hilfe mit den Sondermaschinen ein, die | |
die Amerikaner dann aus der Volksrepublik ausflogen. [2][Doch inzwischen | |
hat sich die Pandemie global verbreitet]. China hat die Ausbreitung im | |
eigenen Land in den Griff bekommen, während in Europa die | |
Gesundheitssysteme an ihre Grenzen kommen und in den USA die Fallzahlen | |
dramatisch steigen. | |
„Heute sind wir dankbar für die Unterstützung Chinas“, twitterte | |
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Europa und die USA kommen | |
mit der Produktion von Schutzausrüstung und Testsets nicht nach, während | |
China in den letzten Wochen seine Kapazitäten zum Beispiel bei Masken | |
verfünffacht hat. Schon vor der Krise hatte China die Hälfte aller | |
Atemschutzmasken weltweit produziert. | |
Die in Hongkong erscheinenden South China Morning Post, die zum | |
Alibaba-Konzern des Milliardärs Jack Ma gehört, zitiert Zahlen der | |
Nationalen Reform- und Entwicklungskommission. Demnach produziert China | |
inzwischen 110 Millionen Masken am Tag, Anfang Februar waren es erst 20 | |
Millionen gewesen. 3.000 Fabriken seien jetzt damit beschäftigt, darunter | |
Konzerne wie BYD (Marktführer bei Elektroautos) und Foxconn (Produzent | |
unter anderem für Apple). Die Zeitung geht davon aus, dass sich Chinas | |
Maskenproduktion dieses Jahr gegenüber 2019 verzehnfacht. | |
Nur deshalb kann die Volksrepublik überhaupt im großen Stil helfen. Und zum | |
Glück – etwa für Italiens Gesundheitspersonal und die Patienten – macht s… | |
genau das. China, das die meiste Erfahrung mit der Bekämpfung des | |
Coronavirus hat, schickte auch zwei Ärzteteams nach Norditalien. Zuvor | |
hatte es schon Mediziner nach Iran gesandt, einem anderen stark betroffenen | |
Land. | |
## Italien ist Pekings Seidenstraßenprojekt | |
Mit Mao Tse-tungs „Pingpong-Diplomatie“ und der unter Deng Xiaoping | |
entwickelten „Panda-Diplomatie“ hat China bereits unkonventionelle Mittel | |
auf der internationalen Bühne genutzt. Staats- und Parteichef Xin Jinping, | |
dessen Lieblingsprojekt auf den Namen neue Seidenstraße („Belt and Road | |
Initiative“) getaufte Wirtschaftskorridore sind, spricht bei Italien schon | |
von einer „Seidenstraße der Gesundheit“. | |
Italien ist für Pekings Seidenstraßenprojekt in Europa am offensten und hat | |
sich ihm schon vor einiger Zeit angeschlossen. Jetzt sehen Kritiker Chinas | |
Italien-Hilfe als Zeichen einer strategischen Belohnung. Doch den in | |
Norditalien um Leben und Tod kämpfenden Patienten und Ärzten dürfte das | |
egal sein. | |
„Es hat sich gezeigt, dass Europa sich ohne China kaum selbst schützen | |
kann“, sagte Aleksandar Vučić, Präsident von Serbien. Das Land gehört nic… | |
der EU an, möchte aber beitreten. Jedoch nennt Vučić die Solidarität | |
Europas inzwischen „ein Märchen auf Papier“. Als die EU Mitte März den | |
Export von medizinischem Material einschränkte, erhielt Serbien nur aus | |
China internationale Hilfe. | |
Auffällig wird nun auch der Gegensatz zwischen China und den USA. Während | |
US-Präsident Donald Trump mit seiner Rhetorik vom „China-Virus“ immer noch | |
auf dem zunächst vertuschten Ausbruch in der Volksrepublik herumreitet, | |
spielt Peking innerhalb der Pandemie längst eine konstruktive Rolle und ist | |
mit seiner Hilfe international führend. Die USA unter Trump dagegen haben | |
sich zurückgezogen. | |
24 Mar 2020 | |
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## AUTOREN | |
Sven Hansen | |
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