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# taz.de -- Mingyang plant Fabrik in Schottland: Angriff auf Europas Windkonzer…
> Ein chinesischer Anlagenbauer will eine Fabrik in Schottland eröffnen.
> Ist das eine Gefahr für hiesige Jobs und für die Sicherheit?
Bild: Noch stellt Mingyang die Komponenten für seine Windanlagen in der Autono…
Berlin taz | Nach der Automobil- versucht auch Chinas Windkraftindustrie,
mit eigenen Werken in Europa Fuß zu fassen. Mingyang aus dem chinesischen
Zhongshan hat den Bau einer Fabrik mit 1.500 Mitarbeiter*innen in
Großbritannien angekündigt. Es wäre das erste Werk dieser Größenordnung in
Europa. Mit Investitionen in Höhe von 1,5 Milliarden britischen Pfund soll
es zum „globalen Hub für Offshore-Windtechnologie“ werden. 2028 könnte die
Produktion beginnen.
Seit zwei Jahren wird über die Investition debattiert. Der Tory-Abgeordnete
Nick Timothy etwa fragte spitz, ob die mit britischen Subventionen
unterstützte „Investition aus einem feindlichen Staat weise“ sei. Das
Fabrikprojekt werfe „ernste Fragen zu Energie und nationaler Sicherheit“
auf.
Mingyang ist der fünftgrößte Windanlagenhersteller Chinas. [1][Seit 2021
versucht der Konzern, mit 10.000 Mitarbeiter*innen, in Europa Fuß zu
fassen.] Der Vormarsch ist Teil der großangelegten staatlichen Strategie,
den weltweit rasant expandierenden Windanlagenmarkt mit Billigprodukten zu
erobern. Nun soll in der Verkaufsregion auch produziert werden.
Das gleiche Konzept zeigt in der Autobranche bereits Erfolge: Am Dienstag
wurden Pläne des E-Autoriesen BYD bekannt, seine [2][dritte Fabrik in der
EU in Spanien] zu errichten. Bereits im vergangenen Jahr präsentierte der
chinesische Windgigant Sany Pläne, ab 2026 eine eigene Fabrik in
Deutschland oder Spanien zu bauen.
## „Das Argument, Jobs sind gefährdet, zieht immer“
Diese Entwicklung ist keineswegs unumstritten: Mit einem Werk in Europa
könnten mögliche Sanktionen gegen China leicht umgangen werden, „das
Argument, Tausende Jobs sind gefährdet, zieht in der Politik immer“, meint
Moritz Brake, Chef von Nexmaris, einer Agentur, die zu Fragen der maritimen
Sicherheit berät. Er beobachtet die chinesische Expansion in der
strategisch wichtigen Branche der Windanlagenbauer mit Argwohn: „Die
machtpolitische Hebelwirkung gegen uns nimmt dann sogar noch zu – durch die
Abhängigkeit von Lieferketten, die Einflussnahme auf kritische
Infrastruktur und als Einfallstor für Spionage“, betont Brake.
Wegen Sicherheitsbedenken hatte sich der Hamburger Windparkentwickler
Luxcara im August gegen 16 Mingyang-Turbinen für einen Windpark vor der
Insel Borkum entschieden. Zuvor hatte ein Forschungsinstitut der Bundeswehr
davor gewarnt, chinesische Windkraftanlagen in deutschen Gewässern zu
nutzen. Dies mache es Hackern leicht und könnte auch zu Spionage durch die
Sensorik, Zugang zu Sicherheitsprotokollen kritischer Infrastruktur oder zu
Blackouts führen. Die in Spanien ansässige Siemens Gamesa soll nun die
Anlagen für den Windpark vor Borkum liefern.
Für Brake geht es auch um die Souveränität: In der Solarbranche hätten
Chinas hochsubventionierte Firmen die Europäer bereits ausgestochen, nun
drohe ein ähnliches Schicksal bei der Windkraft. „Es wäre gut, wenn eine
europäische Firma in Schottland so eine Fabrik bauen würde. Aber die
hiesige Offshore-Branche ist enorm unter Druck“, so Brake. Die Margen
sänken, Netz- und Hafenkapazitäten reichten nicht aus.
Lange konnten Chinas Windradbauer in Europa nicht konkurrieren – wegen der
miesen Technik und der hohen Transportkosten. Doch das ist passé. Die
Anlagen aus Fernost sind etwa 20 bis 30 Prozent günstiger, außerdem stellt
Europa selbst zu wenig her. Zwar soll sich die Windenergieleistung auf dem
Kontinent bis 2030 auf dann 420 Gigawatt mehr als verdoppeln. Doch die
hiesigen Branchenriesen Vestas, Siemens Gamesa, Nordex oder Enercon haben
Finanzierungs- und Lieferprobleme. Da helfen andere gerne aus: Im September
installierte Mingyang den einstigen Chef der BASF-Erneuerbarensparte als
neuen Europa-Chef.
## „Protektionismus unter dem Deckmantel der nationalen Sicherheit“
Das Vorpreschen Chinas in Europa gefällt seinem Hauptrivalen gar nicht: Ein
Mingyang-Werk in Schottland berge „nationale Sicherheitsrisiken“, warnte
die US-Regierung. Dies sei „Protektionismus unter dem Deckmantel der
nationalen Sicherheit“, konterte Peking.
Wie Europa den Einfluss chinesischer Unternehmen begrenzen kann, zeigt sich
derzeit beim [3][niederländischen Chiphersteller Nexperia], der Halbleiter
für Autos und Unterhaltungselektronik herstellt. Die Regierung in Den Haag
übernahm am Sonntag die Kontrolle über das IT-Unternehmen mit Sitz in
Nijmwegen von dessen chinesischem Eigentümer Wingtech unter Verweis auf
Sicherheitsinteressen – und berief sich auf das sogenannte
Warenverfügbarkeitsgesetz.
Wingtech hatte die Firma mit weltweit 12.500 Mitarbeitenden 2018
übernommen. Die Produktion werde fortgesetzt, man wolle jedoch verhindern,
dass von Nexperia hergestellte Chips in einer Notsituation nicht verfügbar
seien, hieß es. Wingtech war im Dezember 2024 auf der US-amerikanischen
„Entity List“ gelandet. US-Firmen müssen nun beim Verkauf an Wingtech eine
Lizenz beantragen. Diese wird häufig abgelehnt.
14 Oct 2025
## LINKS
[1] /Sicherheitsrisiken-bei-Erneuerbaren/!6087416
[2] https://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/neue-fabrik-byd-favorisi…
[3] https://www.golem.de/news/chinesischer-halbleiterhersteller-niederlande-ueb…
## AUTOREN
Kai Schöneberg
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