# taz.de -- Berliner Wohnungsnot: Schon hintendran | |
> Der Senat will bis 2021 jährlich 20.000 Wohnungen bauen lassen. Doch | |
> dieses Jahr gibt es erst 15.000 Baugenehmigungen. | |
Bild: Ambitioniert: Neubau in Berlin | |
Die rot-rot-grüne Landesregierung bleibt mutmaßlich schon im ersten vollen | |
Regierungsjahr hinter ihren eigenen Neubauzielen zurück. 20.000 Wohnungen | |
sollen es jährlich bis zum Ende der Wahlperiode 2021 sein. Doch laut | |
Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher (Linke) wurden bislang – nach | |
über drei Viertel des Jahres – erst rund 15.000 Baugenehmigungen | |
ausgestellt. Weil das immerhin mehr als im Vorjahr seien, sprach Lompscher | |
am Dienstag nach der Senatssitzung davon, dass man „Licht am Horizont“ | |
sehe. | |
Lompscher hatte ihren Senatskollegen zuvor einen Zwischenbericht zum | |
„Stadtentwicklungsplan Wohnen 2013“ vorgestellt. Der entstand unter | |
Mitarbeit eines 29-köpfigen Begleitgremiums, dem auch der Stadtsoziologe | |
Andrej Holm angehört. Ihn hatte Lompscher Anfang 2017 erst zum | |
Staatssekretär gemacht, dann aber wegen falscher Angaben zu früherer | |
Stasi-Tätigkeit wieder entlassen. Seither ist er Berater der Linksfraktion | |
im Abgeordnetenhaus. Die Opposition hatte Holms Mitarbeit in dem | |
Begleitgremium hart kritisiert. CDU-Fraktionschef Florian Graf sprach von | |
einem „Skandal“. Sein Chefkollege von der FDP-Fraktion, Sebastian Czaja, | |
sagte, die Linkspartei hole Holm „nun über die Hintertür wieder an den | |
Tisch der Entscheider“. | |
## Bedarf: 194.000 Wohnungen bis 2030 | |
Nach Zahlen des Zwischenberichts – laut Lompscher „eine strategische | |
Planungsgrundlage“ – braucht Berlin bis zum Jahr 2030 etwa 194.000 neue | |
Wohnungen. Den größten Bedarf soll es bis 2021 mit jeweils 20.000 neuen | |
Wohnungen pro Jahr geben. Danach sind laut Plan bis 2030 jährlich 10.000 | |
erforderlich. Das soll zum einen das vorhergesagte Bevölkerungswachstum | |
ausgleichen, zum anderen den ohnehin stark angespannten Wohnungsmarkt | |
entlasten. Für 179.000 dieser 194.000 sieht der Plan mögliche Bauflächen, | |
was eine Lücke von 15.000 lässt. | |
Falls die auf dem Noch-Flughafengelände in Tegel geplanten 9.000 Wohnungen, | |
wegen des Volksentscheids zum Weiterbetrieb des Flughafens, nicht gebaut | |
werden können, vergrößert sich diese Lücke laut Lompscher von 15.000 auf | |
24.000 Wohnungen. Da müsse man „langfristig weitere Flächenpotenziale | |
finden“. Aus Sicht der Senatorin ist es nicht nötig, dafür doch auf die | |
Elisabeth-Aue in Pankow zurückzugreifen. Dort sollten nach Vorstellungen | |
der SPD rund 5.000 Wohnungen entstehen. Die Koalitionspartner Linkspartei | |
und Grüne lehnten das jedoch ab. Nach dem Tegel-Volksentscheid aber brachte | |
Regierungschef Michael Müller (SPD) die Elisabeth-Aue als Ersatzfläche | |
wieder ins Gespräch. | |
17 Oct 2017 | |
## AUTOREN | |
Stefan Alberti | |
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