# taz.de -- Berliner Mercedes-Benz-Arena: Neuer Name für die Mehrzweckhalle | |
> Die Umbenennung der Mercedes-Benz-Arena in Uber-Arena ist auch eine | |
> Machtdemonstration. Die größten Kapitalhaufen bestimmen das Bild der | |
> Stadt. | |
Bild: Doch auch ein Platz mit gewisser Tristesse: Blick auf die Mercedes-Benz-A… | |
Der freie Markt kann einfach alles besser. Straßenumbenennungen zum | |
Beispiel. So benötigen Berliner Bezirke oft Jahre, um den Namen einer | |
Straße zu ändern, wenn sie nach einem Kolonialverbrecher oder Antisemiten | |
benannt ist. Die Immobilieninvestoren der Anschutz Entertainment Group | |
hingegen schaffen das in nur etwas mehr als zwei Monaten. | |
So soll die Mercedes-Benz-Arena ab dem 22. März „Uber-Arena“ heißen, wie | |
die Unternehmensgruppe vergangene Woche bekanntgab. Auch die Fläche vor der | |
Mehrzweckhalle, in der Konzerte und Sportevents stattfinden, wird dann in | |
„Uber-Platz“ umbenannt. Mit im Paket ist auch die Verti Music Hall, die | |
bald „Uber Eats Music Hall“ heißen wird. | |
Natürlich erfolgt der Namenswechsel nicht aufgrund etwaiger moralischer | |
Bedenken über den auch zwischen 1933 und 1945 sehr aktiven | |
Automobilkonzern, sondern weil Uber einfach mehr Geld auf den Tisch gelegt | |
hat. Nach O2 und Mercedes Benz ist Uber nun bereits der dritte Namensgeber | |
der Mehrzweckhalle. | |
Zum Vergleich: Die Umbenennung der Mohrenstraße benötigte über 10 Jahre | |
aktivistische Arbeit und intensive Diskussion, bis es im Bezirksparlament | |
2021 eine Mehrheit für die Umbenennung gab. Und die ist aufgrund einer | |
Klage von Anwohnenden [1][immer noch nicht abgeschlossen]. | |
Der entscheidende Unterschied: Beim Mercedes-Benz-Platz handelt es sich | |
nicht um öffentlichen Straßenraum, sondern um ein Privatgelände. Und der | |
Eigentümer darf mit seinem Eigentum bekanntlich machen, was er will, da | |
müssen Demokratie und Rechtsstaatlichkeit schon mal zurücktreten. | |
## Kein Aufschrei in der Stadtgesellschaft | |
Für einen großen Aufschrei in der Stadtgesellschaft sorgte die Umbenennung | |
bisher nicht. Das liegt vor allem daran, dass es sich bei dem Quartier um | |
den Mercedes-Benz, Pardon, Uber-Platz um ein relativ neues Stadtviertel | |
handelt, zu dem die meisten Berliner:innen bis auf den gelegentlichen | |
Konzertbesuch kaum einen Bezug haben. Anschutz errichtete 2008 die | |
Mehrzweckhalle auf dem ehemaligen Güterbahnhofgelände, das direkt an den | |
Resten der Berliner Mauer liegt. Da der Investor dem Traditionsklub | |
Eisbären Berlin eine neue Heimstätte bot, wurde Anschutz vom Senat hofiert. | |
In den darauf folgenden Jahren errichtete der Investor um die Halle herum | |
in bester Citylage gleich gegenüber der East-Side-Gallery [2][eine Art | |
kapitalistischen Todesstreifen]: Kaum eine Grünpflanze ziert den Platz, | |
dafür grelle LED-Tafeln, umringt von austauschbaren | |
Systemgastronomiefilialen, Multiplexkino und Bowlingbahn sind natürlich | |
auch mit dabei. Komplettiert wird das Ensemble von futuristischen | |
Bürotürmen, die nach ihren Hauptmietern „Zalando-Tower“ und „Amazon-Tow… | |
genannt werden. Was der Ausverkauf der Stadt bedeutet, lässt sich an | |
wenigen Orten so gut bewundern wie hier. | |
Nur das Taxigewerbe protestierte erwartungsgemäß gegen die Namensänderung. | |
Man können den Uber-Platz ja gleich in den „Platz der Schwarzarbeit“ | |
umbenennen, schlug Michael Oppermann, Geschäftsführer des Deutschen Taxi- | |
und Mietwagenverbands, in der Branchenzeitung Taxi-Times vor. Die | |
Taxibranche wirft dem Transportdienstleister Uber vor, mit seinem | |
Geschäftsmodell systematisch arbeitsrechtliche Standards zu umgehen, | |
Lohnkosten zu drücken und somit „organisierte Schwarzarbeit“ zu betreiben. | |
Die Umbenennung ist nicht nur ein guter Deal für Anschutz, sondern auch | |
eine Machtdemonstration. Nicht etwa demokratische Entscheidungsprozesse | |
bestimmen das Bild der Stadt, sondern der größte Kapitalhaufen. Was dabei | |
herauskommt, ist selten das Beste für die Allgemeinheit. Aber halt besser | |
für private Investor:innen. | |
26 Jan 2024 | |
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## AUTOREN | |
Jonas Wahmkow | |
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