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# taz.de -- Protest-Filmfest in Berlin: Ohne Taxis keine Kultur
> Unweit vom Berlinale Palast veranstalten Taxi-Fahrer:innen ein eigenes
> Mini-Festival. Mit der Aktion wollen sie gegen Ubers Sponsoring
> protestieren.
Bild: Klaus Meier und Stephan Brandt vor dem Kinosaal des Taxi-Filmfests
Berlin taz | Der wohl charmanteste Kinosaal Berlins befindet sich diese
Woche nicht auf der Berlinale, sondern in einem Großraumtaxi auf dem
Mittelstreifen der Potsdamer Straße. Hier, in der direkten Nachbarschaft
zum Berlinale-Palast, hat der ehemalige Taxifahrer Klaus Meier mit ein paar
Freunden das [1][„Taxi-Filmfest“] ins Leben gerufen.
Die ersten Besucher:innen sind schon eingetroffen und unterhalten sich
vor der Tür des beigefarbenen Transporters. Gleich startet der erste Film
des Tages, eine Dokumentation von 1982 über Taxifahrer:innen aus
Toronto. Klaus Meier nimmt sich noch etwas Zeit, um Fragen zu beantworten,
feste Spielzeiten gibt es bei dem Filmfest nicht. „Es geht nicht darum,
hier die Massen anzuziehen“, sagt Meier, „sondern nach Außen zu zeigen,
dass wir Taxifahrer noch da sind“.
Die Aktion ist nicht nur als Hommage an die Branche gedacht, sondern auch
als Protest gegen das wiederholte [2][Sponsoring des Plattformunternehmens
Uber]. Unweit des roten Teppichs fahren links und rechts luxuriöse
Uber-Limousinen vorbei, die das Unternehmen nur für die Berlinale betreibt.
„Wir sind die Kultur der Stadt, und nicht die, die Opfer von Ausbeutung bei
Uber werden“, sagt Meier. Dass Taxis und Kultur zusammengehören, beweisen
die vielen Taxifilme, die noch die ganze Woche zu sehen sind.
Früher war Meier selbst Taxifahrer, heute arbeitet er als Berlins erster
Taxi-Sozial-Lotse, eine Art Sozialarbeiter für Taxifahrer:innen. Meier ist
gut vernetzt, viele der Gäste sind selbst Fahrer:innen. Ein Klagelied
über die Plattform-Konkurrenz können hier alle singen. Vor Corona habe er
30 Autos gehabt, sagt Taxiunternehmer Stephan Brandt, jetzt seien es 15.
Kein Wunder bei der Konkurrenz, [3][die systematisch Arbeitsrecht]
missachten und somit Löhne drücken würde. Erst am Vormittag [4][berichtete
der RBB], dass geschätzte 2.000 Mietwagenfahrer:innen illegal
unterwegs sind.
Der Film startet, die kleine Menschentraube zwängt sich in das Taxi.
Erstaunlicherweise finden alle auf der ausgeräumten Ladefläche und zwei
Holzbänken Platz. Die Gruppe blickt auf einen alten Flachbildfernseher
hinter der vordersten Sitzbank, eine Bluetooth-Box sorgt für Sound, ein
Heizlüfter für heimelige Wärme und ein Kasten Berliner Kindl für
Erfrischung.
Vielleicht, sagt Meier, komme Martin Scorsese auch noch vorbei. Der
Kultregisseur habe etwa zeitgleich die Ehrung für sein Lebenswerk auf der
Berlinale erhalten. Passend dazu ist die nächste Vorstellung Scorseses
Film-Noir-Klassiker „Taxi-Driver“.
21 Feb 2024
## LINKS
[1] https://www.taxifilmfest.de/
[2] /Berliner-Mercedes-Benz-Arena/!5985391
[3] /Kontrollen-von-Uber-und-Co/!5949971
[4] https://www.rbb24.de/wirtschaft/beitrag/2024/02/berlin-autos-ohne-konzessio…
## AUTOREN
Jonas Wahmkow
## TAGS
Taxigewerbe
Plattformökonomie
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Schwerpunkt Stadtland
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Taxigewerbe
Taxisbranche
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