| # taz.de -- Baumpflanzaktion für besseres Klima: Miniwälder auf engstem Raum | |
| > Platz für Wald im Mini-Format ist überall und er ist auch nicht teuer. | |
| > Mit dieser Botschaft macht ein Verein aus Schleswig-Holstein Schule. | |
| Bild: Bäume pflanzen ist im Grunde genommen kinderleicht … (hier eine Baumpf… | |
| Bönningstedt taz | Seinen ersten Wald pflanzte Pascal Girardot 2019. | |
| Inzwischen hat sein Verein, der aktuell 43 Mitglieder umfasst und von | |
| mehreren hundert Freiwilligen unterstützt wird, rund 12.000 Bäume in den | |
| Boden gebracht – auf Grundstücken, die die meisten Forstfachleute als viel | |
| zu klein ablehnen würden. | |
| Platz für Wald ist überall, jede und jeder kann Bäume pflanzen, und teuer | |
| ist das Aufforsten im Mini-Format auch nicht: Diese Botschaften will der | |
| Verein [1][„Citizens Forests“] verbreiten, den Giradot und zehn | |
| Mitstreiter*innen 2019 im Örtchen Bönningstedt in Schleswig-Holstein | |
| gründeten. „Ich hatte vorher nie einen Baum gepflanzt“, sagt der gebürtige | |
| Franzose, der der Liebe wegen nach Deutschland kam. Beruflich arbeitet er | |
| in der Gastronomie, ein anderer Mitgründer ist Lebensmittelchemiker, das | |
| neuste Mitglied Autor und Musiker. Und alle „brennen für die Vision“, sagt | |
| Girardot. | |
| Die Methode, nach der die „Bürgerwälder“ angelegt werden, stammt von dem | |
| japanischen Botaniker und Waldökologen [2][Akira Miyawaki] (1928–2021). Er | |
| schlug vor, auf einen mit Mulch speziell vorbereiteten Boden möglichst | |
| viele Pflanzen auf engsten Raum zu setzen – und abzuwarten. | |
| In den Tiny Forests kämpften die Setzlinge um einen Platz an der Sonne, | |
| nicht alle kommen durch. Aber es gehe unglaublich schnell, bis aus dem | |
| kleinwüchsigen Erstbesatz ein echter Urwald geworden sei, berichtet | |
| Girardot: „Auf unserer ersten Fläche, in die wir vor drei Jahren Setzlinge | |
| von unter einem Meter gepflanzt haben, stehen jetzt fünf Meter hohe Bäume.“ | |
| ## Rund 1,60 Euro pro Baum | |
| Inzwischen hat der Verein Wälder in mehreren norddeutschen Städten | |
| bepflanzt, die kleinste Fläche umfasst rund 200 Quadratmeter, die größte | |
| mit rund 3.400 Quadratmetern liegt in Wedel. Da die Setzlinge so klein | |
| sind, das Buddeln von Freiwilligen geleistet wird und nach der Pflanzaktion | |
| kaum Arbeit anfällt, seien die Kosten minimal: Rund 1,60 Euro koste ein | |
| Baum, pro Quadratmeter fallen im Schnitt 3 Euro an, so steht es im | |
| Jahresbericht des Vereins. | |
| Denn der Verein kauft die Flächen nicht, sondern leiht sie sozusagen nur – | |
| die Eigentümer*innen verpflichten sich, den neuen Wald mindestens 15 | |
| Jahre lang ungestört wachsen zu lassen. „Wenn eine Stadt wie Hamburg einen | |
| einzigen Baum pflanzt, kostet das mehrere tausend Euro“, sagt Girardot. | |
| Forstprofis sind skeptisch, was den Nutzen der Miniwälder angeht: | |
| Kleinstflächen zu bewirtschaften sei „nebensächlich“, sagte Georg | |
| Schirmbeck, Präsident des Deutschen Forstwirtschaftsrates, [3][dem | |
| Deutschlandfunk]. Girardot sieht das anders: „Jeder Baum hilft.“ | |
| Gerade in Städten könnten Miniwälder zu grünen Oasen werden und das | |
| Binnenklima in Straßenschluchten verbessern. „Wenn eine Stadt neue Straßen | |
| plant, könnten dort gleich grüne Streifen angelegt werden.“ Gemeinsam mit | |
| einer Hamburger Schule soll noch in diesem Jahr eine Minifläche nach der | |
| Miyawaki-Methode bepflanzt werden. | |
| Weil viele Menschen Lust hätten, Bäume zu pflanzen, aber nicht, sich mit | |
| Bürokratie herumzuschlagen, bietet der Verein an, die Organisation zu | |
| übernehmen: „Wir geben unser Wissen gern weiter“, sagt Girardot. | |
| 17 Apr 2022 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.citizens-forests.org/ | |
| [2] https://atmos.earth/akira-miyawaki-reforestation-method-interview/ | |
| [3] https://www.deutschlandfunkkultur.de/buergerwald-in-hamburg-helfen-miniwael… | |
| ## AUTOREN | |
| Esther Geißlinger | |
| ## TAGS | |
| Schwerpunkt Klimawandel | |
| Wald | |
| Schwerpunkt Stadtland | |
| Bäume | |
| Wald | |
| wochentaz | |
| Schwerpunkt Klimawandel | |
| Schwerpunkt Stadtland | |
| DDR | |
| Lesestück Recherche und Reportage | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Klimarettung für alle: Werbung für winzige Wälder | |
| Mit einem „Mobilen Wald“ macht sich der Bremer Verein Ausspann für „Tiny | |
| Forests“ stark. Sie anzupflanzen soll in Städten ein bisschen Klima retten. | |
| Vom Nutzen der Tiny Forests: Bäumen beim Wachsen zusehen | |
| In Eberswalde haben Absolventen der Hochschule für nachhaltige Entwicklung | |
| einen Verein gegründet, der die Miniwäldchen pflanzt. Bringt das was? | |
| Klimafolgen für die Berliner Wälder: Eine Wette auf die Zukunft | |
| Der Waldzustandsbericht 2022 zeigt, ein Umbau auf mehr Laubbäume könnte den | |
| Wald im Klimawandel erhalten helfen. Noch dominiert die Kiefer. | |
| Göttingen gegen das Verhüllungsgebot: Frei machen im Schwimmbad | |
| Noch muss entschieden werden, an wie vielen Tagen: Aber bald sollen in | |
| Göttingen wirklich alle Menschen oben ohne baden dürfen. | |
| Liebe zum Vinyl auf dem Land: Rockklassiker bevorzugt | |
| Auch auf dem Dorf in der Altmark gibt es Kulturleben. Die „Musikfreunde | |
| Schwarzendamm“ pflegen als gesellige Hörgemeinschaft ihre Liebe zum Vinyl. | |
| Wilhelmshavens Last der Vergangenheit: Kolonialer Alptraum | |
| Die Marinestadt Wilhelmshaven ist ein Freilichtmuseum des deutschen | |
| Imperialismus. Ein Runder Tisch versucht nun die Dekolonialisierung. |