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# taz.de -- Auswertung zum 9-Euro-Ticket: Deutlich mehr längere Bahnreisen
> Durch das 9-Euro-Ticket hat sich die Zahl der Wochenend-Passagiere auf
> weiteren Strecken verdoppelt. Doch nun sind wieder weniger unterwegs als
> 2019.
Bild: Deutlich weniger Menschen warten seit September auf den Bahnsteigen
Berlin taz | In den drei Monaten, in denen [1][das 9-Euro-Tickets galt],
haben im Schnitt täglich 44 Prozent mehr Menschen Bahnreisen zwischen 30
und 300 Kilometer zurückgelegt als im Juni, Juli und August des letzten
Vor-Coronajahrs 2019. Die Zahl der Reisen im Straßenverkehr blieb konstant.
Zu diesem Ergebnis kommt das Statistische Bundesamt nach der Auswertung von
Mobilfunkdaten des Unternehmens Teralytics. Aussagen über Fahrten unter 30
Kilometern sind auf Grundlage dieser Daten nicht möglich. Auch können die
Datenanalyst:innen bei Bewegungen im Straßenverkehr nicht zwischen
Fahrten im Pkw oder Bus unterscheiden.
Mit dem 9-Euro-Monatsticket konnten Käufer:innen bundesweit Busse und
Bahnen des Nah- und Regionalverkehrs nutzen. Davon haben sie vor allem an
Samstagen und Sonntagen Gebrauch gemacht: An Wochenenden hat sich der
Auswertung zufolge die Zahl der Fahrgäste, die mehr als 30 Kilometer mit
dem Zug gefahren sind, verdoppelt. An Wochentagen lag die Zahl dieser
Fahrten um knapp ein Viertel höher als 2019. Dieses Jahr wird als Vergleich
herangezogen, weil 2020 und 2021 die Zahl der Fahrgäste im ÖPNV
pandemiebedingt stark zurückgegangen ist.
Die Zahl der Fernreisen über 300 Kilometer ist bereits im Frühjahr über das
Niveau im Vorkrisenjahr 2019 gestiegen. Während der Sommermonate haben die
Datenanalyst:innen dann keine Veränderung bei den Fernreisen
beobachtet. „Dies legt den Schluss nahe, dass Bahnreisende das für den Nah-
und Regionalverkehr gültige 9-Euro-Ticket nur selten für zeitintensive
Fahrten über lange Strecken nutzten“, [2][teilte das Statistische Bundesamt
mit.]
Im Straßenverkehr lag die Fahl der Fahrten dem Statistischen Bundesamt
zufolge an Wochentagen etwa auf der Höhe von 2019, an Wochenenden um 7
Prozent höher. „Dabei ist zu beachten, dass sich Reisen in Autos anhand der
Daten nicht von Reisen in Bussen oder anderen Fahrzeugen unterscheiden
lassen“, betont das Statistische Bundesamt. Ob die Zahl der Pkw-Fahrten zu-
oder abgenommen hat, werden erst die Auswertungen von Verkehrszählungen
zeigen.
## Weniger Zugfahrende seit dem Monatswechsel
Mit dem Ende der günstigen Fahrkarte am 1. September, einem Donnerstag, ist
die Zahl der Zugfahrenden stark zurückgegangen. Auf Strecken über 30
Kilometer waren 14 Prozent weniger Fahrgäste unterwegs als an einem
durchschnittlichen Donnerstag im September 2019.
Das 9-Euro-Ticket wird allgemein als [3][erfolgreiche soziale Maßnahme
angesehen], weil Menschen mit wenig Einkommen für wenig Geld sehr mobil
waren. Ob es eine Verkehrsverlagerung von der Straße auf Bus und Bahn
gegeben hat, wird derzeit in zahlreichen Studien untersucht. Noch ist
unklar, ob es ein Nachfolgeprojekt geben wird.
SPD, Grüne und FDP haben sich darauf geeinigt, dass der Bund für ein
Folgeticket zwischen 49 Euro und 69 Euro eine Summe von 1,5 Milliarden Euro
zur Verfügung stellt, wenn sich auch die Bundesländer an der Finanzierung
beteiligen. Bislang ist unklar, ob alle Länder dazu bereit sind. Vor allem
aus Bayern ist Widerstand zu erwarten – obwohl sich CSU und Freie Wähler in
ihrem Koalitionsvertrag für ein 365-Euro-Jahresticket ausgesprochen haben.
8 Sep 2022
## LINKS
[1] /Ende-des-9-Euro-Tickets/!5875142
[2] https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2022/09/PD22_377_12.ht…
[3] /Auslaufendes-9-Euro-Ticket/!5874560
## AUTOREN
Anja Krüger
## TAGS
9-Euro-Ticket
ÖPNV
Öffentlicher Nahverkehr
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ICE
Bettina Jarasch
9-Euro-Ticket
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Schwerpunkt Klimawandel
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