# taz.de -- Anti-Kohle-Demo vor dem Klimagipfel: 25.000 protestierten in Bonn | |
> Ein breites Bündnis hatte dazu aufgerufen, für eine Ende der | |
> Kohleverstromung auf die Straße zu gehen. Es kamen weit mehr Menschen als | |
> erwartet. | |
Bild: Wie konnte es auch anders sein: In Bonn wurde ein gewisser Herr Trump auf… | |
BONN taz | Es war eine Demo wie aus dem Bilderbuch: Tausende Menschen sind | |
am Samstag in Bonn friedlich und bei strahlendem Sonnenschein auf die | |
Straße gegangen, um ein Ende der Kohleverstromung zu fordern. Kurz vor | |
Beginn der Weltklimakonferenz in der Stadt und gleichzeitig der | |
entscheidenden Phase der deutschen Sondierungsgespräche nach der | |
Bundestagswahl strömten immer mehr Menschen auf den Münsterplatz in der | |
Innenstadt, auf dem die Auftaktkundgebung stattfand – er war zu klein, um | |
alle TeilnehmerInnen fassen zu können, die mit Transparenten, Trommeln und | |
bunten Luftballons auf den Beginn der Demo warteten. Und auch dreieinhalb | |
Stunden später drängten sich die Menschen vor der Bühne der | |
Abschlusskundgebung und skandierten „End Coal now!“. | |
Die Botschaft der Demo war klar: „Direkt vor den Toren der Stadt passiert | |
ein Verbrechen“, sagte Campact-Geschäftsführer Christoph Bautz mit Blick | |
auf das Rheinische Revier, das nur etwa 50 Kilometer von Bonn entfernt | |
liegt und dessen Kraftwerke allein für mehr als zehn Prozent der deutschen | |
CO2-Emmissionen verantwortlich sind. „Schluss mit diesem Kohle-Irrsinn! | |
Macht die Tagebaue und Kohlemeiler so schnell wie möglich dicht.“ | |
Neben TeilnehmerInnen aus Nordrhein-Westfalen und Deutschland waren wegen | |
der COP23 auch schon viele internationale AktivistInnen bei der Demo: „Seit | |
ich klein war, habe ich gesehen, wie die Gletscher immer weiter schmelzen“, | |
sagte Saúl Luciano Ujuya, der für die Proteste und Vernetzungstreffen rund | |
um die COP23 aus Peru anreiste. „Das haben aber nicht wir verursacht, | |
sondern die großen Unternehmen, die Kohle verstromt haben.“ Ujuya hat | |
deshalb RWE verklagt, den Betreiber der großen Tagebaue im Rheinischen | |
Revier. | |
Oder Samu Kuridrani, Vertreter der Pacific Islands Representatives, der auf | |
Einladung von Greenpeace in Bonn ist. „Ich bin hier, um von den Vereinten | |
Nationen zu verlangen, dass die Klimaziele von Paris umgesetzt werden“, | |
sagte er. Er werde die gesamten zwei Wochen als Beobachter bei der | |
Klimakonferenz dabei sein und vor allem daran arbeiten, die Verhandlungen | |
für die Menschen der Fidschi-Inseln zu übersetzen. „Zu Hause warten sie auf | |
Ergebnisse“, sagte er. Das Engagement, das bei der Demo zu sehen sei, mache | |
Mut. | |
## 3.500 RadlerInnen fuhren mit | |
Neben der COP spielten bei vielen TeilnehmerInnen die | |
Jamaika-Sondierungsgespräche und Erwartungen an die Grünen eine Rolle. „Ich | |
will mit meiner Teilnahme an der Demo auch klarmachen, dass die Grünen ihre | |
Haltelinie beibehalten, den Braunkohleausstieg“, sagte Sabeth Häublein, die | |
extra aus Freiburg angereist war. Auch Eberhard Heindl aus Mettmann, der | |
mit seiner Frau und zwei Kindern bei der Demo mitlief, sagte: „Wir wollen, | |
dass vor allem die Grünen mutiger in die Koalitionsverhandlungen gehen.“ Um | |
die Parteien auf den richtigen Weg zu bringen, brauche es Druck aus der | |
Bevölkerung. „Und wenn wir weiter in Frieden leben wollen, müssen wir den | |
Klimawandel stoppen.“ | |
Das Bündnis, das dafür auf die Straße ging, war breit: Neben Campact und | |
den großen Umweltorganisationen wie BUND, Greenpeace und dem WWF waren auch | |
Attac und die AktivistInnen von Ende Gelände vertreten, die angekündigt | |
haben, am Sonntag mit Massenaktionen zivilen Ungehorsams die | |
Kohleinfrastruktur in den angrenzenden Tagebauen lahmlegen zu wollen. „Wo | |
Recht zu Unrecht wird, da wird Widerstand zur Pflicht“, sagte Christoph | |
Bautz auf der Bühne über Ende Gelände. Er selbst werde zwar ganz legal am | |
Grubenrand mitlaufen, finde das Vorhaben der AktivistInnen aber „klasse“ | |
und eine mehr als legitime Aktion. | |
Und schließlich gesellten sich auch noch rund 3.500 RadlerInnen einer | |
Fahrraddemo dazu, die von Köln über die Bundesstraße nach Bonn gefahren | |
waren, um ein Zeichen für eine klimaverträgliche Verkehrswende zu setzen. | |
Während sich die Polizei nach Ende der Demo darauf beschränkte, zu | |
bestätigen, dass mehr als nur die angemeldeten 10.000 Menschen gekommen | |
seien, sprachen die VeranstalterInnen schließlich von 25.000 | |
TeilnehmerInnen – und damit, so Ann-Kathrin Schneider vom BUND, von der | |
„größten Klimademo, die es in Deutschland je gab.“ | |
4 Nov 2017 | |
## AUTOREN | |
Patricia Hecht | |
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