# taz.de -- Protest bei Klimagipfel in Bonn: Kohlegegner ohne Camp | |
> Während des Klimagipfels in Bonn wird gegen Kohle demonstriert. Doch ein | |
> Protestcamp gibt es höchstwahrscheinlich nicht. | |
Bild: Klimacamp bei Ende Gelände im August | |
BERLIN taz | „Wir können auch November!“, haben die AktivistInnen von | |
[1][Ende Gelände] angekündigt: Zum Weltklimagipfel vom 6. bis 17. November | |
in Bonn wollen sie Massenaktionen des zivilen Ungehorsams im Rheinischen | |
Braunkohlerevier organisieren. [2][Bereits im August gab es ein Klimacamp]; | |
außerdem wurden Kraftwerke durch [3][Schienenblockaden von der Versorgung | |
mit Kohle abgeschnitten]. | |
„Dieses Jahr leitet mit der Republik Fidschi ein pazifischer Inselstaat die | |
Verhandlungen, der akut vom steigenden Meeresspiegel bedroht ist“, heißt es | |
bei Ende Gelände. „Doch nur 50 Kilometer vom Verhandlungsort entfernt, in | |
den Kraftwerken des Rheinischen Reviers, wird weiter das Klima verheizt.“ | |
Aus logistischen Gründen findet der Gipfel in Deutschland statt, Fidschi | |
hat trotzdem die Präsidentschaft des Gipfel inne. | |
Ende Gelände mobilisiert in Deutschland und im europäischen Ausland, aber | |
auch die Pacific Climate Warriors werden vor Ort sein, eine Gruppe | |
indigener Gemeinschaften und Graswurzelbewegungen aus pazifischen | |
Inselstaaten. | |
„Wir im globalen Norden produzieren den Klimawandel, den die Menschen im | |
globalen Süden schon erleben. Dass uns jetzt AktivistInnen aus dem globalen | |
Süden unterstützen, dass wir miteinander solidarisch sind, ist einer der | |
spannendsten Punkte bei den Protesten“, sagt Ende-Gelände-Sprecherin Insa | |
Vries. | |
## Camp nicht als Versammlung anerkannt | |
Eigentlich sollte es ein Camp für rund 2.000 AktivistInnen geben – das | |
International Camp for Climate Justice vom 3. bis zum 5. November in | |
Kerpen-Manhein. Doch daraus wird wahrscheinlich nichts. Zunächst hatte die | |
Aachener Polizei befürchtet, zur Weltklimakonferenz könne es schärfere | |
Auseinandersetzungen mit Braunkohlegegnern geben als rund zwei Monaten | |
zuvor. | |
Man gehe davon aus, dass die AktivistInnen unter dem Schutz der | |
Versammlungsfreiheit in die Nähe des Tagebaus gelangen wollen, um | |
Straftaten zu begehen, hieß es in einer Pressemitteilung. Deshalb werde das | |
Camp nicht als Versammlung anerkannt. | |
Der Anmelder des Camps, Daniel Hofinger, hat deshalb Klage beim | |
Verwaltungsgericht Aachen eingereicht. „Es ist nicht das erste Mal in | |
diesem Jahr, dass die Polizei über das Verbot von Infrastruktur versucht, | |
legitimen Protest zu verhindern“, sagt Ende-Gelände-Sprecherin Vries mit | |
Bezug auf den G20-Gipfel, bei dem ebenfalls Camps verboten wurden. „So | |
stellen wir uns Demokratie nicht vor.“ | |
Doch das Verwaltungsgericht Aachen hat den Eilantrag abgelehnt. Bei dem | |
Camp handle es sich um „keine grundgesetzlich geschützte Versammlung“, so | |
das Gericht. „Wir gehen davon aus, dass das Camp nicht stattfinden kann, | |
und planen unsere Aktionen unabhängig davon“, sagte Dorothee Häußermann von | |
Ende Gelände. | |
## Gegengipfel, Demonstrationen | |
Eine Reihe von Aktionen sind geplant: Vom 3. bis zum 7. November findet der | |
People’s Climate Summit in Bonn statt, der den AktivistInnen Raum bieten | |
soll, sich auszutauschen und zu vernetzen. Auch hier sind viele | |
internationale Gäste beteiligt: etwa das Indigenous Environmental Network | |
aus den USA, das über Klimarassismus und die Dakota Access Pipeline in den | |
USA berichtet, wo AktivistInnen gegen den Bau einer Pipeline kämpfen. | |
Schließlich sind noch zwei Demonstrationen angemeldet. Für den 4. November | |
haben unter anderem Campact, BUND, WWF, Greenpeace und Oxfam aufgerufen, | |
mit roter Kleidung um 12 Uhr auf dem Bonner Münsterplatz für einen | |
schnellen und sozialverträglichen Kohleausstieg und eine gerechte | |
Klimapolitik zu demonstrieren. Eine Fahrraddemo soll dafür von Köln nach | |
Bonn führen. Das Bündnis rechnet mit mehreren Tausend TeilnehmerInnen. | |
Am 11. November demonstriert dann das regionale Bündnis No Climate Change | |
unter dem Motto „Schluss mit dem faulen Zauber! Wir treiben die bösen | |
Geister des Klimawandels aus“. Für die Jecken beginnt am 11. 11. die | |
Karnevalszeit. Deshalb gehen die überregionalen Bündnisse schon vor dem | |
Klimagipfel auf die Straße. Obwohl die rund 25.000 TeilnehmerInnen der | |
UN-Konferenz so wenig von den Protesten mitbekommen. | |
2 Nov 2017 | |
## LINKS | |
[1] /Schwerpunkt-Ende-Gelaende/!t5221778 | |
[2] /Kommentar-Ende-Gelaende-Protest/!5435407 | |
[3] /Klimaprotest-Ende-Gelaende/!5436712 | |
## AUTOREN | |
Patricia Hecht | |
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