# taz.de -- Alltag in Saporischschja: Trinken, kämpfen, weiterleben | |
> Seit mehr als einem Jahr wird die Großstadt Saporischschja in der | |
> Südukraine von russischen Raketen beschossen. Die Dagebliebenen wollen | |
> durchhalten. | |
Bild: Kostenlose Mahlzeit in einem Bunker in der Frontstadt Orichiw, 12.4.23 | |
Um halb fünf am Morgen klopft der schwerhörige Michael Grebnew an die Tür | |
in einem Hochhaus von Saporischschja. „Haben Sie das gehört?“, ruft er | |
unruhig. Im fünften Stock, etwa 15 Meter über dem Erdboden, lebt man | |
besonders gefährlich, Grebnew weiß das. Es ist genau die Höhe, auf der die | |
Raketen meist einschlagen. | |
Wieder einmal haben russische Geschosse die Industriestadt am Dnipro aus | |
dem Schlaf gerissen. Und wieder irgendwo getroffen – und getötet. Es hat | |
gedonnert, drei Mal in kurzen Abständen, die Wände haben gewackelt, dann | |
wurde es wieder ruhig, so als wäre nichts gewesen. Michael überlegt, was er | |
machen soll. Aber da der ganze Spuk genauso schnell aufgehört wie er | |
begonnen hat, bleibt er in der Wohnung. | |
Saporischschja mit seinen gut 700.000 Einwohnern ist seit mehr als einen | |
Jahr Frontstadt. Keine andere Gebietshauptstadt liegt näher an den russisch | |
besetzten Gebieten, näher an den russischen Artilleriestellungen. 50, 60 | |
Kilometer sind es von hier bis zur Kampflinie bei Orichiw und Huljajpole, | |
weitgehend verwüstete Kleinstädte, die unter Dauerbeschuss liegen. Das | |
Städtchen Tokmak, nur etwas weiter südlich, ist von russischen Truppen | |
besetzt. | |
In der Annahme, dass [1][die ukrainische Gegenoffensive] hier in der | |
Steppenregion starten könnte, haben die Russen in den vergangenen Monaten | |
Panzergräben ausgehoben, Panzersperren errichtet und Minen gelegt. Von der | |
Frontlinie bis zum Asowschen Meer sind es noch einmal etwa 80 Kilometer. | |
Würden die ukrainischen Truppen dorthin vorstoßen, hätten sie den | |
russischen Truppen den Landweg zur Krim blockiert. Das dürfte eines der | |
Ziele der ukrainischen Armeeführung sein. | |
## Ja zu russisch, nein zu Russland | |
In seiner Wohnung, wo eben noch die Wände vibrierten, zerbricht sich | |
Michael Grebnew nicht den Kopf darüber. An Schlafen ist allerdings auch | |
nicht mehr zu denken. Grebnew geht in die Küche. Er ist Ende 60, schlank | |
und hat eine erstaunlich sportliche Figur. Andere Männer in seinem Alter | |
würden bei diesem Stress vielleicht zum Wodka greifen, Grebnew macht sich | |
leicht zitternd einen Tee. | |
„Der Krieg wird nicht mehr lange dauern“, orakelt er dann doch, während er | |
den Tee schlürft. „Die Russen haben verloren, ihr Ziel nicht erreicht. | |
Jetzt sind die schon Monate an Bachmut dran und können es nicht einnehmen. | |
Wenn sie die ganze Ukraine oder zumindest weite Teile der Ostukraine | |
wollen, müssen sie ja noch zwanzig Jahre Krieg führen.“ Grebnew | |
unterstreicht jede seiner Aussagen mit einer Geste. Seine Eltern waren | |
gehörlos, er hat sich früh das Gestikulieren angewöhnt. | |
Michail Grebnew ist russischsprachig, ihm gefällt es nicht, dass man nun | |
das Ukrainische so vorantreibt und [2][das Russische zurückdrängt]. Doch so | |
sehr er seine Muttersprache liebt, mit Russland will er nichts zu tun | |
haben. „Ich gehe doch auch nicht mit der Pistole zu meinem Nachbarn und | |
sage ihm: Entweder du ziehst aus, oder du lebst ab sofort nach meinen | |
Regeln!“ Trotzdem glaubt Grebnew, dass man den Krieg nur mit Verhandlungen | |
beenden könne. | |
Grebnew, inzwischen Rentner, hat sein Leben lang auf dem Bau gearbeitet. Er | |
trinkt nicht, was für seine Generation selten ist, denn er ist gläubiger | |
Mormone, Angehöriger jener Gemeinschaft, die im 19. Jahrhundert in den USA | |
ihren Anfang nahm und auch wieder dorthin zurückkehrte. Sie haben im | |
postsowjetischen Raum in den 1990er Jahren kräftig missioniert, so wie | |
Adventisten, Baptisten und andere Freikirchen auch. Sie gelten als | |
westlich, vermögend und erfolgreich, was ihnen den Zorn der orthodoxen | |
Kirche beschert. | |
## Mormonin und homosexuell – na und? | |
Klein ist sie, die Gemeinde der Mormonen von Saporischschja. Derzeit kämen | |
gerade mal ein Dutzend Gläubige zu den Gottesdiensten, berichtet er. Vor | |
der russischen Intervention waren es fast hundert. Seine Kirche ist, so | |
sagt er, weiterhin sehr von amerikanischen Gläubigen geprägt. Und die | |
ausländischen Mormonen helfen den ukrainischen, das Land zu verlassen. | |
Kostenlos. Deswegen werde er Ende des Jahres, wenn seine Unterlagen fertig | |
sind, nach Finnland ausreisen. Seine Frau ist schon dort. Sie ist auch | |
Mormonin, genauso wie seine Tochter Nastja. | |
Die Familie Grebnew passt gleich in mehrfacher Hinsicht in keine Schablone. | |
Alle sind sie bei den amerikanisch geprägten Mormonen, lehnen aber die | |
Maidan-Revolution ab. „Noch nie ist es der unabhängigen Ukraine so schlecht | |
gegangen wie nach dem Maidan“, schimpft Michael Grebnew. Und er will keinen | |
Krieg um jeden Preis. „Besser ein schlechter Friede als ein guter Krieg.“ | |
Und noch etwas ist bei den Grebnews anders. Obwohl die Mormonen gegen jede | |
Form von Homosexualität sind, akzeptiert Michaels Familie die offen gelebte | |
Partnerschaft der 41 Jahre alten Nastja mit ihrer Lebensgefährtin, der | |
Bauarbeiterin Ksenia Tschmil. Auf den Einwand, die Mormonen seien doch | |
dagegen, zuckt Nastja mit den Schultern. „Ksenia ist nun mal meine große | |
Liebe.“ Und ihre Augen leuchten. | |
Mehrmals in der Woche wird Saporischschja, die Großstadt am Unterlauf des | |
Dnipro, von russischen Raketen beschossen, und die gemeinsame Angst vor den | |
Luftangriffen lässt die Menschen untereinander gleicher und toleranter | |
werden. | |
## Sirenen oder nicht: Die Raketen kommen | |
Nach Ansicht Wladimir Putins und der russischen Duma ist Saporischschja | |
schon gar keine ukrainische Stadt mehr. Putin hatte am 30. September 2022 | |
vier ukrainische Verwaltungsgebiete, Luhansk, Donezk, Cherson und | |
Saporischschja, bereits [3][zu russischem Staatsgebiet] erklärt, obwohl | |
keines der Gebiete vollständig besetzt ist, auch nicht Saporischschja. | |
Während der Süden mit der Hafenstadt Berdjansk am Asowschen Meer, mit | |
Melitopol und auch Enerhodar mit dem größten Atomkraftwerk Europas seit | |
über einem Jahr okkupiert sind, ist der Norden mit der Gebietshauptstadt | |
Saporischschja weiterhin ukrainisch kontrolliert. Die Front, die sich quer | |
durch das Gebiet zieht, ist seit Monaten umkämpft. | |
„Jetzt kommt Stalingrad.“ So beschreibt die Bauarbeiterin Ksenia, Nastjas | |
Lebensgefährtin, die Ängste, die sie am 24. Februar 2022 überkamen, als | |
Putin die Invasion befahl. Nastja und Ksenia sitzen in ihrem Häuschen, 30 | |
Minuten Fußweg von Grebnews Wohnung entfernt. Wo die Raketen am Morgen | |
tatsächlich eingeschlagen haben, bleibt unklar. Wenn nichts nach außen | |
dringt, haben die Raketen meist etwas getroffen, worüber man offiziell | |
lieber nicht berichten will. Krieg hat auch immer mit Geheimniskrämerei zu | |
tun. | |
Inzwischen haben sie jedenfalls gelernt weiterzuleben, trotz der | |
regelmäßigen Luftangriffe, sagt Ksenia. Die Warnungen hält sie allerdings | |
für sinnlos. „Wenn die Sirenen heulen, schlagen in der Regel keine Raketen | |
ein“, erzählt sie. „Und wenn Raketen einschlagen, geschieht das meistens | |
ohne jegliche Vorwarnung.“ Ksenia fährt fort: „Der Krieg hat uns alle | |
verändert. Jetzt können wir die Geräusche der Flugabwehr von dem Zischen | |
der angreifenden Raketen unterscheiden.“ | |
## Ein Jahr Front wie zehn Jahre Gefängnis | |
Aber es sind nicht nur solche Fähigkeiten, die neu sind. „Auch unsere Werte | |
haben sich geändert. Jetzt interessiert niemanden, wie viel Geld man hat.“ | |
Die entscheidende Frage sei: „Leben deine Lieben noch?“ Dass es den | |
Menschen von Saporischschja nicht ebenso ergangen ist wie denen in | |
Mariupol, hält sie nur für Zufall. „Ich wage gar nicht an die Soldaten zu | |
denken. Die sehen nach einem Jahr Front aus, als hätten sie zehn Jahre im | |
Gefängnis gesessen.“ | |
Außerdem gibt es bei all dem auch noch so etwas wie Alltag. Als der Krieg | |
Saporischschja erreichte, ließ Ksenia gerade eine mehrere Wochen dauernde | |
Zahnsanierung vornehmen. Doch dann brachen mit einem Schlag der | |
Bauwirtschaft alle Aufträge weg, Ksenia verlor ihre Arbeit. Und so ist ihr | |
Gebiss nur zur Hälfte saniert. Ksenia vermeidet es zu lächeln aus Angst, | |
man könnte den Zustand ihrer Zähne erkennen. Gemeinsam mit Nastja war sie | |
mit Kriegsbeginn in eine Gartensiedlung in der Nähe von Nastjas Eltern | |
gezogen. | |
Mehrere Brücken über den Dnipro, der in der Stadt von einem mächtigen | |
Staudamm angestaut wird, verbinden die teilweise weit auseinander liegenden | |
Stadtteile von Saporischschja. „Wenn man eine Brücke gesprengt hätte, hätte | |
ich nicht mehr bei meinen Eltern sein können“, sagt Nastja. In den | |
vergangenen Monaten nutzten Michael Grebnew und seine Schwiegertochter | |
Ksenia, die sich beide auf dem Bau bestens auskennen, die Zeit und | |
errichteten ein zweistöckiges Häuschen auf dem Anwesen. | |
Ein Haus mit den typischen, weißen Steinen, außen unverputzt, innen | |
gemütlich, sogar mit Kamin. Das Erdgeschoss ist praktisch ein Zimmer, ein | |
riesiger Schrank trennt wie ein Raumteiler die Küche vom Bett. Und in | |
diesem gemütlichen Häuschen, das es ohne diesen Krieg nicht geben würde, | |
leben jetzt Ksenia und Nastja und genießen ihr kleines, sehr zerbrechliches | |
Glück. Im Hintergrund, weit weg, erheben sich die Hochhaussiedlungen der | |
Industriemetropole Saporischschja, die in der Innenstadt sehr sowjetisch | |
wirkt, aber bei weitem nicht mehr ist. | |
## Todeszahlen, Fleecejacke, Make-up | |
Routiniert führt Julia Barischewa, Oberst der Feuerwehr von Saporischschja | |
und gleichzeitig deren Pressesprecherin, zu den Häusern, in die russische | |
Raketen eingeschlagen sind. Barischewa, mit getöntem, leicht pinkfarbenem | |
Haar und blauviolett gefärbten Wimpern, muss nicht erst in ihren Unterlagen | |
nachschauen, wenn sie berichtet, wie viele Menschen an welchem Tag oder in | |
welcher Nacht und an welchem Ort durch russische Raketen ums Leben gekommen | |
sind. | |
Das gehört so routiniert zu ihrem Job, so wie die praktische Fleeecejacke, | |
die sie sich angezogen hat oder ihr Make-up. Es ist vielleicht auch so | |
etwas wie ein Schutz. 75 Menschen sind allein durch russische Luftangriffe | |
im Oktober 2022 in Saporischschja ums Leben gekommen, berichtet sie weiter. | |
„Dieser Oktober war der schlimmste in meinem Leben.“ | |
Doch als sie plötzlich vor einer zerstörten Wohnung Spielzeug erblickt, das | |
die Explosion auf die Straße geschleudert hat, bricht es aus ihr heraus. | |
„Glauben Sie, meine Arbeit ist einfach?!“ Sie kennt ihn inzwischen, den | |
Geruch von Tod und Verwesung. Und dann steht sie da, drei, vier oder auch | |
fünf Tage nach dem Raketenangriff und muss mitteilen, dass entschieden | |
wurde, die Suche nach Überlebenden einzustellen. „Und dann die Blicke der | |
Angehörigen, die mich hoffnungsvoll ansehen. Wissen Sie, wenn das alles | |
vorbei ist, werde ich etwas machen, was ich schon lange nicht mehr gemacht | |
habe. Ich werde einfach mal weinen.“ | |
Aber bis zum Sieg über Russland werde es noch eine Weile dauern. Und bis | |
dahin werde sie keine Schwäche zeigen. Julia Barischewa hat sich wieder | |
etwas gefangen. Sie galt einmal als „Eiserne Lady“ der Rettungskräfte von | |
Saporischschja, so jedenfalls wurde sie 2019 in einem Filmbericht | |
bezeichnet. Doch das Leid erschüttert irgendwann den stärksten Menschen. | |
## 80 Prozent von Russland besetzt | |
„Es ist schwer, im Krieg zu arbeiten“, stellt auch Olena Schuk klar. Die | |
38-Jährige ist Vorsitzende des Bezirksrats, des Regionalparlaments des | |
Gebietes Saporischschja mit 84 Sitzen. Eigentlich eine eher repräsentative | |
Aufgabe. Bis die Raketenangriffe kamen, residierte Olena Schuk in dem | |
sowjetisch geformten Kastenbau mitten in der Stadt, auf dem der Dreizack, | |
das ukrainische Wappen prangt. Jetzt arbeitet sie in einem schmucklosen | |
Verwaltungsbau im Stadtzentrum. | |
Und da ein Großteil des Gebietes Saporischschja von Russland okkupiert ist, | |
gibt es für Olena Schuk nicht nur repräsentativ-parlamentarische, sondern | |
ganz handfeste Aufgaben zu erledigen. „Ende September 2022 haben die | |
Besatzungstruppen eine humanitäre Kolonne hier am Automarkt beschossen. Da | |
sind 30 Menschen, darunter auch Kinder, umgekommen. Weitere 88 sind | |
verletzt worden.“ Sie sei, so berichtet sie, 20 Minuten nach dem Einschlag | |
auf dem Automarkt gewesen. „Überall lagen Leichen. Ohne Tränen kann man all | |
das gar nicht ansehen“, berichtet sie. | |
Zu Schuks Verantwortungsbereich gehören auch Orte, die eigentlich schon | |
vollkommen zerstört sind, wie Orichiw, und Orte, die kurz davor sind, wie | |
Huljajpole, das von der russischen Luftwaffe und Artillerie bombardiert | |
wird. „80 Prozent der Ortschaften im Gebiet Saporischschja sind von | |
Russland besetzt“, sagt Schuk. | |
Und damit auch die 120 Kilometer entfernte Stadt Enahodar mit dem größten | |
Atomkraftwerk Europas. Seit Beginn des Krieges wird auch das AKW | |
beschossen. „Die Lage ist bedrückend, und solange Russland dort ist, bleibt | |
sie das auch“, sagt Schuk dazu. „Ein Einschlag im AKW und 30 Minuten später | |
ist die radioaktive Wolke hier über diesem Ort, an dem wir gerade sitzen. | |
Und drei Stunden später ist sie in Europa.“ Aber, davon ist sie auch | |
überzeugt: „Diese Orte werden wir alle zurückerobern“. | |
## Einsame Menschen in Kellern | |
Über 400.000 Menschen seien allein aus den besetzten Orten des Gebietes | |
Saporischschja geflohen, einer Region, die bis zum russischen Angriff etwa | |
1,6 Millionen Einwohner hatte. Viele seien zunächst nach Saporischschja | |
gekommen. Auch wenn die meisten von ihnen weiter gen Westen gezogen seien, | |
habe man alle versorgt. Seit Ende des Jahres kommen allerdings keine neuen | |
Binnenflüchtlinge mehr, sagt Schuk. Einfach deswegen, weil die russischen | |
Besatzer niemanden mehr rausließen. | |
Vor allem eine Organisation betreut die Menschen im Gebiet Saporischschja, | |
die täglich von russischer Artillerie beschossen werden – es ist das | |
ukrainische Rote Kreuz. Die Gesellschaft hat erst vor wenigen Tagen den | |
105. Gründungstag gefeiert. Olena Schuk hat deswegen vielen Freiwilligen | |
bei einem Festakt in Saporischschja gratuliert. | |
Die Direktorin der örtlichen Rot-Kreuz-Organisation ist Oksana Beketowa. | |
„Wir bringen den Menschen ‚am Kilometer null‘, also direkt an der Front, | |
regelmäßig Lebensmittel, Generatoren, Power Banks, Hygieneartikel, Geld, | |
Medikamente und sonstige materielle Hilfe“, erzählt sie. „Oft genug unter | |
gefährlichen Umständen.“ Und dann berichtet sie von den Zurückgebliebenen. | |
„Dort leben Menschen, die keine Verwandten haben und die nicht wissen, | |
wohin sie gehen sollten.“ Und deshalb bleiben sie in ihren Häusern ohne | |
Fensterscheiben, teilweise ohne Dächer und mit zerstörten Wänden. Meist | |
lebten diese Menschen in ihren Kellern, berichtet Beketowa. | |
Einer, der nicht in seiner besetzten Stadt blieb, ist Max Browtschenko aus | |
Berdjansk am Asowschen Meer. Browtschenko ist unter den Flüchtlingen in | |
Saporischschja so etwas wie eine Berühmtheit. Er kennt die Ehefrau von | |
Präsident Selenski, Olena Selenska, ebenso persönlich wie den | |
Oberbefehlshaber der ukrainischen Armee, Waleri Saluschni. Dabei ist | |
Browtschenko erst dreizehn Jahre alt, und er ist Autist. Mit seiner Mutter | |
lebt er in einem Zimmer in einem Wohnheim der Universität, wo viele | |
Binnenflüchtlinge untergekommen sind. | |
## Panzerfaust und Engelsflügel | |
[4][Auf den 13-Jährigen ist die ukrainische Politprominenz] aufmerksam | |
geworden wegen seiner Bilder. Sie erzählen in allen Variationen vom Kampf | |
der siegreichen ukrainischen Armee. Die Bilder, die die Vernichtung | |
russischer Panzer durch ukrainische Panzerfäuste zeigen, sind besonders | |
beliebt. Schon ein halbes Jahr vor dem russischen Angriff habe Max gesagt: | |
Mama, wir haben bald Krieg, erinnert sich seine Mutter. | |
Die Flucht aus Berdjansk gestaltete sich schwierig, sagt die Mutter. Ein | |
Autist, um stabil zu bleiben, darf nicht mit Reizen überflutet werden. Eine | |
Flucht ist aber genau das. Sie habe Max ein sehr starkes Beruhigungsmittel | |
verabreicht, dann haben die beiden den Bus bestiegen, der sie aus der Stadt | |
und über den russischen Checkpoint in Sicherheit brachte. Sediert sei Max | |
nach Saporischschja gekommen. Gesehen hat er trotzdem viel. | |
Mehrere, teils noch unfertige Ölgemälde stehen im Zimmer am Boden. Und | |
bevor man sich diesen Bildern nähern kann, sagt Max streng: „Bitte nicht | |
mit den Schuhen dagegenstoßen.“ Es sind sehr leuchtende Farben, die die | |
Blicke auf sich ziehen und die alles andere im Zimmer unwichtig erscheinen | |
lassen. | |
Eines der neuesten, rund wie ein Emblem, zeigt zwei ukrainische Soldaten | |
mit Rakete, Panzerfaust – und zarten weißleuchtenden Engelsflügeln. Max’ | |
Widmung: „Für die, die die Ukraine verteidigen und dabei in den Himmel | |
kommen.“ | |
Mitarbeit: Thomas Gerlach | |
27 Apr 2023 | |
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