# taz.de -- Aktionen von „Fridays for Future“ in NRW: Radikalisieren verbot… | |
> Etwa 20.000 Demonstrierende werden auf der Kundgebung von Fridays for | |
> Future in Aachen erwartet. Die Polizei kündigt Großeinsätze an. | |
Bild: Es geht um's Ganze: Klimastreik in Lund, Schweden | |
AACHEN taz | Zigtausende Menschen am Tivoli-Stadion: [1][Aachen ist jetzt | |
schon aufgeregt]. Allerdings gilt die Vorfreude eher dem anstehenden | |
DFB-Pokalspiel von Regionalligist Alemannia Anfang August gegen Bayer | |
Leverkusen, weniger dem europaweiten [2][„Fridays for Future“]-Streik. Die | |
Großdemo für eine engagiertere Klimapolitik, zu der die OrganisatorInnen | |
für diesen Freitag aufgerufen haben, erzeugt deutlich gespaltenere Gefühle. | |
Oberbürgermeister Marcel Philipp (CDU) etwa sagte zunächst nichts. Erst | |
nach dem Absturz seiner Partei bei der Europawahl auch in Aachen (Grüne auf | |
Platz 1) gab es dann doch ein paar pflichtschuldig wirkende Worte – auch | |
ein „Wir sollten das ernst nehmen.“ | |
Den Wunsch der Kids nach Schlafplätzen in Sporthallen blockte die Stadt ab. | |
Und bei einer Pressekonferenz zur Demo-Sicherheit konnte sich Philipp nicht | |
mal ein Grußwort abringen. Nur: Ein „Stab für außergewöhnliche Ereignisse… | |
sei eingerichtet, Aachen werde in „einem verkehrlich ungewöhnlichen | |
Zustand“ sein. Kurz: dicht. | |
Die vermutlich 20.000 Demonstrierenden werden in fünf Säulen durch die | |
Stadt laufen und sich zur Kundgebung auf dem Stadionvorplatz treffen. Das | |
angrenzende Parkhaus soll Schlafstätte sein – Schlafsack und Matten sind | |
mitzubringen. Einen Namen haben die Fridays-Organisatoren ihm schon | |
verpasst: Parkhotel. | |
## Frischluft und Fluchtwege | |
Ortsbesichtigung am Donnerstagmorgen: Hunderte mobile Zäune werden gerade | |
verteilt, die letzten Autos haben die Abschleppandrohung ernst genommen. | |
Das 50.000 Quadratmeter große Parkhaus wurde in zehn Jahren kaum genutzt. | |
Deshalb halten sich Öllachen, Taubenkot auf dem Schlafareal und | |
verschmierte Tierkadaverreste in Grenzen. Frischluft und Fluchtwege gibt es | |
reichlich – ein zweites Duisburg scheint in der Betonwüste bei der Klima | |
Parade unwahrscheinlich. | |
Im Stadion ist gerade sattelschlepperweise neuer Rollrasen angekarrt | |
worden. Der Innenraum ist für Fridays for Future tabu: schlechte | |
Erfahrungen mit anderen Großveranstaltungen. Die Absperrungen sind indes | |
niedlich klein. Viele junge Leute aus zwanzig Ländern werden gucken wollen, | |
wo sie gelandet sind. Ob das zu sichern ist? | |
Ärger gibt es derweil an der Hochschule RWTH. Eine Vollversammlung der | |
45.000 Studierenden sollte sich am Donnerstag mit der Kundgebung und mit | |
dem Klimanotstand beschäftigen, den der Stadtrat am Mittwochabend als | |
vierte Kommune in Deutschland ausgerufen hat. Doch plötzliche | |
Security-Forderungen der Verwaltung waren nicht zu stemmen. Von | |
„überzogenen Auflagen“ und „antidemokratischen Tendenzen“ spricht die | |
Hochschulgruppe dielinke.SDS. Verdacht: „Die Verstrickungen zwischen der | |
RWTH und Konzernen wie RWE sind sehr dicht.“ | |
Nach der Nacht im Parkhotel werden sich viele SchülerInnen per Zug und | |
Bus-Shuttle nach Garzweiler aufmachen, 50 Kilometer entfernt, zur geplanten | |
Besetzung der RWE-Braunkohlebagger durch die Anti-Kohle-Initiative Ende | |
Gelände: „Vor unseren Augen wird aktiv unser Klima zerstört. Das nehmen wir | |
nicht hin!“, heißt es. | |
Die Polizei polarisiert derweil: kündigt Großeinsätze an und droht mit der | |
„Strafbarkeitsfalle“. Dabei sind etwa 13-Jährige noch gar nicht | |
strafmündig. | |
Für Reibung sorgt Dirk Weinspach, Grünen-Mitglied und Aachens | |
Polizeipräsident. Denn dieser erklärt sich im Zwiespalt: „Die jungen | |
Menschen sollen sich politisieren, aber wir müssen verhindern, dass sie | |
sich radikalisieren.“ Am Samstag, sagt er, würden viele der | |
Demonstrierenden zum ersten Mal direkt der Polizei begegnen: „Dieser | |
Eindruck wird prägend sein, das ist unsere immense Verantwortung.“ | |
21 Jun 2019 | |
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## AUTOREN | |
Bernd Müllender | |
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