| # taz.de -- Anleitung für AktivistInnen: How to klimanotstand | |
| > Klimaschutz ist gar nicht so schwierig. So können BürgerInnen in ihrer | |
| > Stadt oder Gemeinde die Politik zum „Notstand“ bewegen. | |
| Bild: Während der Rede von Kanzlerin Merkel Anfang Juni beim Rat für Nachhalt… | |
| Berlin taz | Für deutsche Ohren hört sich „Klimanotstand“ vermutlich etwas | |
| alarmistisch an. Das hat vor allem historische Gründe. Hier klingt die | |
| Kontroverse über die [1][Notstandsgesetze] nach, die die Große Koalition im | |
| Mai 1968 beschloss, begleitet von heftigen Protesten im Land. Acht Wochen | |
| zuvor waren in Frankfurt am Main Brandsätze in zwei Kaufhäusern in die Luft | |
| geflogen, dann brannten in Berlin Lieferwagen der Bild-Zeitung, eine | |
| Reaktion auf das Attentat auf Rudi Dutschke. | |
| Union und SPD waren sich – auch – wegen der Tumulte einig, dass die | |
| Bundesrepublik Notstandsgesetze brauche, um den Staat in Krisen | |
| handlungsfähig zu halten. Die KritikerInnen fürchteten jedoch, dass eine | |
| Art [2][Ermächtigungsgesetz] wie zum Ende der Weimarer Republik irgendwann | |
| einem Despoten die Macht geben könnte, die Demokratie zu untergraben. | |
| Eine Nummer kleiner gedacht ist der „Notstand“, den Gemeinden unter | |
| Berufung auf Artikel 20a des Grundgesetzes ausrufen können. Dann müssten, | |
| je nach Antrag, zum Beispiel alle Entscheidungen der Kommune auf ihre | |
| Enkeltauglichkeit abgeklopft werden. Wie so ein Beschluss verabschiedet | |
| werden kann, erklärt die grüne Bundestagsabgeordnete Lisa Badum [3][in | |
| einem Musterantrag auf ihrer Homepage]. Der „Notstand“ bilde „die | |
| Grundlage, um Klimaschutzmaßnahmen in den Gemeinden und Städten schneller | |
| umzusetzen“, schreibt Badum. | |
| Klimaschutz in jedem Dorf ist laut Paragraf 18b der deutschen | |
| Gemeindeordnung (GO) gar nicht so schwer. Danach können nämlich alle | |
| EinwohnerInnen das Thema in jedem Gemeinderat auf die Tagesordnung bringen. | |
| Da nur die Unterschriften von einem Prozent der EinwohnerInnen nötig sind, | |
| ist das vor allem in kleineren Orten relativ leicht. | |
| ## Bei Fraktionen im Stadtrat um Unterstützung werben | |
| Ebenfalls einfach: Laut GO können auch Einzelpersonen auf | |
| Bürgerversammlungen das Thema zur Sprache bringen, alle GemeindebürgerInnen | |
| sind hier stimmberechtigt. Eine weitere Möglichkeit: An eine oder mehrere | |
| Fraktionen im Stadt- oder Kreisrat herantreten und hier um Unterstützung | |
| werben. Vielleicht ist das sogar der schnellste Weg, um das Thema in der | |
| Lokalpolitik zu verankern. | |
| Der „Notstand“ kommt längst vielfach im deutschen Recht vor: Im Grundgesetz | |
| gibt es Regelungen für den äußeren (Verteidigungsfall) und den inneren | |
| Notstand (Unruhen, Naturkatastrophen). Es gibt auch den polizeilichen | |
| Notstand, während dem Versammlungen verboten werden können. Oder den | |
| rechtfertigenden Notstand, nach dem Krankenwagen im Einsatz rote Ampeln | |
| missachten dürfen. | |
| 27 Jun 2019 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Notstandsgesetze | |
| [2] https://de.wikipedia.org/wiki/Erm%C3%A4chtigungsgesetz_vom_24._M%C3%A4rz_19… | |
| [3] https://www.lisa-badum.de/2019/05/07/climate-emergency-ein-leitfaden-fuer-d… | |
| ## AUTOREN | |
| Kai Schöneberg | |
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