| # taz.de -- AfD bei den Landtagswahlen: Vorläufige Schlappe | |
| > Bei den Landtagswahlen verliert die AfD deutlich an Stimmen, weitere | |
| > Unruhe steht bevor. Trotz allem hält eine Wählerbasis zu ihr – komme, was | |
| > wolle. | |
| Bild: Ihm steht, gerade nach den Wahlniederlagen, weiter Ärger ins Haus: AfD-C… | |
| Am Ende wird es doch noch eine klare Niederlage. [1][Sowohl in | |
| Baden-Württemberg als auch in Rheinland-Pfalz] fährt die AfD bei der | |
| Landtagswahl Verluste ein wie keine andere Partei. Sahen erste Prognosen | |
| die extrem Rechten noch halbwegs stabil, bröckelte das Ergebnis mit jedem | |
| ausgezählten Wahlkreis und jeder Briefwahlstimme. | |
| In beiden Ländern büßt die AfD nun mehrere Prozentpunkte ein und landet im | |
| einstelligen Bereich – von 15,1 auf 9,7 Prozent in Baden-Württemberg, von | |
| 12,6 auf 8,3 Prozent in Rheinland-Pfalz. Die Partei verliert jeweils gut | |
| ein Drittel ihrer Wähler:innen, die meisten an die Nichtwählerschaft. Ihre | |
| Fraktionen schrumpfen zusammen, in Baden-Württemberg verliert die AfD auch | |
| ihre zwei bisherigen Direktmandate, ausgerechnet an die Grünen. Damit ist | |
| die Partei unstreitig – neben der CDU – der größte Verlierer des | |
| Wahlabends. | |
| Der Kurs, nach der Fundamentalopposition gegen die Asylpolitik nun | |
| [2][Gleiches bei der Corona-Politik] zu tun, zahlt sich somit vorerst nicht | |
| aus. Zu sehr rang hier die AfD anfangs um ihre Position, zu überschaubar | |
| bleibt letztlich doch das Spektrum derer, die die Corona-Maßnahmen in Gänze | |
| ablehnen. Nicht mal in Baden-Württemberg, eine der „Querdenken“-Hochburgen, | |
| hat das für die AfD funktioniert – vormals das westdeutsche Spitzenland der | |
| Partei. | |
| [3][Und auch von der CDU-Großkrise] profitieren die Rechtsaußen in beiden | |
| Ländern nicht. Die Niederlagen dürften weitere Unruhe in die gespaltene | |
| Partei bringen. Schon zuvor rebellierten große Teile der Mitglieder gegen | |
| AfD-Chef Jörg Meuthen und dessen vermeintlichen Mäßigungskurs, der | |
| parteiintern als Spaltung verstanden wird. Ein Kurs, den seine Opponenten | |
| nun in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz erneut gescheitert sehen | |
| dürften. | |
| Schon bei den jüngsten Wahlaufstellungen in Sachsen und [4][Berlin] | |
| verbuchten die Parteiradikalen aus dem früheren „Flügel“ Landgewinne. Mit | |
| wem die AfD an der Spitze in den Bundestagswahlkampf ziehen will, [5][ist | |
| offen]. Noch ist nicht einmal klar, ob diese Frage auf dem bevorstehenden | |
| Bundesparteitag in Dresden entschieden wird. | |
| ## Eine Wählerschaft, die eine extreme Politik will | |
| Und dennoch hinterlässt der Wahlabend auch einen beunruhigenden Befund: | |
| Denn die AfD hat es – trotz aller Verluste – erneut geschafft, in zwei | |
| westdeutschen Landtagen deutlich über die Fünf-Prozent-Hürde zu gelangen. | |
| Trotz der lähmenden inneren Flügelkämpfe. Trotz einer immer weiter | |
| fortschreitenden Radikalisierung. Trotz des festen Ansinnens des | |
| Verfassungsschutzes, die Partei bundesweit als Verdachtsfall einzustufen, | |
| bei dem „gewichtige Anhaltspunkte“ für verfassungsfeindliche Bestrebungen | |
| vorliegen. | |
| Die AfD besitzt damit auch im Westen diesen Landes eine stabile | |
| Wählerbasis, die zu ihr hält – komme, was wolle. Und die offenbar genau das | |
| will: eine radikale, extrem rechte Politik. Das ist kein gutes Zeichen. Im | |
| Osten besteht diese Wählerbasis ohnehin. In Sachsen-Anhalt etwa, wo im Juni | |
| als nächstes gewählt wird und wo die AfD in Umfragen über 20 Prozent liegt | |
| und einer zerrütteten Kenia-Koalition gegenübersteht. Gut möglich, dass | |
| sich der Abwärtstrend dort schon wieder umkehrt. | |
| Dass die Partei dann wieder feiern kann. Trotz – oder eben wegen – ihrer | |
| Tiraden gegen Migranten, Muslime oder Politiker:innen. Kein Grund zur | |
| Entwarnung also. | |
| 15 Mar 2021 | |
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| ## AUTOREN | |
| Konrad Litschko | |
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