# taz.de -- Vor Parteitag am Wochenende: AfD sucht Spitzenkandidat:in | |
> Am Wochenende will die AfD ihr Wahlprogramm beschließen. Für Streit sorgt | |
> die Frage, mit wem an der Spitze sie in den Wahlkampf ziehen will. | |
Bild: Hat schon abgewunken: Alexander Gauland wird diesmal wohl nicht als AfD-S… | |
Berlin taz | Wenn am Wochenende der Bundesparteitag der [1][AfD] – erneut | |
in Präsenz – in Halle 1 der Dresdener Messe zusammenkommt, soll es | |
eigentlich um das Programm für die Bundestagswahl im September gehen. Doch | |
zunächst wird es wohl eine jener Schlachten geben, für die AfD-Parteitage | |
berüchtigt sind: die um die Tagesordnung. | |
Fünf Anträge dafür fordern, auf dem Parteitag auch die | |
Spitzenkandidat:innen für die Bundestagswahl zu bestimmen. Das ist | |
bislang nicht vorgesehen. In einer jüngst durchgeführten Onlinebefragung | |
hatte sich die große Mehrheit der Teilnehmenden dafür ausgesprochen, die | |
Spitzenkandidat:Innen in einer Urwahl zu küren. | |
Dass es dazu überhaupt kam, hat durchaus machttaktische Gründe. Das Lager | |
um Jörg Meuthen im Parteivorstand dachte, so könne es missliebige | |
Kandidat:innen besser verhindern. Damit aber hat sich die Partei in | |
eine schwierige Lage manövriert. Denn die Urwahl soll erst durchgeführt | |
werden, wenn alle Länder ihre Landeslisten aufgestellt haben. | |
Bis die Spitzenkandidat:innen gekürt sind, könnte es demnach noch | |
Monate dauern. Die Anträge, die unter anderem von den Landesvorständen der | |
fünf östlichen Bundesländer sowie von Niedersachsen und dem Saarland | |
unterstützt, wollen sich deshalb über das Mitgliedervotum hinwegsetzen. | |
## Meuthen bleibt wohl vorerst | |
Ein weiterer Antrag sieht die Abwahl von AfD-Chef Meuthen vor. Zudem soll | |
Meuthen für die Kosten von fast 270.000 Euro, die durch Annahme einer | |
illegalen Parteispende entstanden sind, in Regress genommen werden. Den | |
Antrag haben 50 Mitglieder eingebracht, inzwischen soll er über 150 | |
Unterzeichner:innen haben. | |
Dass dieser Antrag Erfolg haben wird, ist allerdings unwahrscheinlich. Zur | |
Abwahl eines Parteichefs wird eine Zweidrittelmehrheit gebraucht, so viele | |
Delegierte hat Meuthen dann doch noch nicht gegen sich aufgebracht. | |
Hinzu kommt, dass viele selbst aus dem [2][„Flügel“-Lager], die Meuthen | |
gern loswären, eher auf die reguläre Neuwahl des Bundesvorstands Ende des | |
Jahres setzen. Von dem Parteitag in Dresden soll mit Blick auf die | |
Bundestagswahl nicht erneut ein Signal der Spaltung ausgehen. Möglich also, | |
dass es dieser Antrag gar nicht auf die Tagesordnung schafft. | |
Interessanter, allerdings auch deutlich komplizierter, ist der Streit um | |
die Frage, ob die Delegierten in Dresden die Spitzenkandidat:innen | |
wählen sollen – und wer die AfD in die Wahl führen soll. Eine Neubestimmung | |
ist schon deshalb nötig, weil Fraktionschef Alexander Gauland diesen Job | |
nicht noch einmal machen will. „Die Lage ist derzeit nicht so, dass ich | |
mich danach dränge“, sagte der 80-Jährige bereits vor Wochen der taz. | |
## Viel spricht für Tino Chrupalla | |
Seine Co-Chefin Alice Weidel gilt als angeschlagen. Sie ist, wie Meuthen, | |
in eine Spendenaffäre verwickelt, wird in der Fraktion wegen mangelnder | |
Führung und häufiger Abwesenheit kritisiert und hat sich tief in einen | |
Kleinkrieg mit Meuthen verstrickt. Zudem hat die „Flügel“-kompatible Weidel | |
noch gar nicht kundgetan, ob sie für den Posten noch einmal kandidieren | |
will. | |
Viel spricht dafür, dass Tino Chrupalla auf Gauland folgen wird, auch wenn | |
sich der Malermeister aus Görlitz öffentlich dazu noch nicht erklärt hat. | |
Wie Gauland gilt Chrupalla, der auch AfD-Co-Chef ist, als „Flügel“-nah, der | |
sächsische Landesverband hat ihn auf Platz eins der Landesliste gewählt. | |
Offen aber scheint die Frage, wer aus dem Westen die zweite Hälfte des | |
Spitzenteams wird. | |
Neben Weidel und NRW-Chef Rüdiger Lucassen wurde zuletzt die hessische | |
Bundestagsabgeordnete Joana Cotar genannt, die erst Ende letzten Jahres in | |
den Bundesvorstand aufgerückt ist. Die 47-Jährige, die aus Rumänien stammt, | |
hatte der Jungen Freiheit gesagt, sie stehe „grundsätzlich bereit“. Cotar | |
gilt als eine mögliche Kandidatin des Meuthen-Lagers. Denn natürlich ist | |
der Streit um die Spitzenkandidatur auch ein Streit um die Macht in der | |
Partei. | |
Wie dieser auf dem Parteitag am Wochenende ausgehen wird, ist nach Ansicht | |
vieler in der AfD offen. Inzwischen wird sogar erwogen, einen der beiden | |
Spitzenkandidat:innen auf dem Parteitag, den zweiten über eine Urwahl | |
zu bestimmen. Strömungsübergreifend geht man aber davon aus, dass das | |
Wahlprogramm, in dem vor allem Altbekanntes steht, weitgehend konfliktfrei | |
abgesegnet wird. | |
8 Apr 2021 | |
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## AUTOREN | |
Sabine am Orde | |
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