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# taz.de -- Protest gegen AfD-Parteitag in Dresden: Mit Sitzblockade und Fahrra…
> In Dresden versammeln sich am Samstag knapp 600 AfD-Delegierte zum
> Parteitag. Etwa 250 Menschen protestieren dagegen – friedlich, kreativ
> und mit Witz.
Bild: Welch passender Ort für dieses Graffito: die Fassade einer öffentlichen…
Dresden taz | Einige der meist jungen Demonstranten gegen den [1][Dresdner
AfD-Parteitag] waren nicht nur sauer auf den „faschistischen Haufen“, wie
auf Plakaten zu lesen war. Ungewöhnlich zeitig mussten sie auch aufstehen
an diesem Sonnabend, um die ab 8 Uhr an den Dresdner Messehallen im
ehemaligen Schlachthof eintreffenden knapp 600 Delegierten gebührend zu
empfangen.
Schon um 7 Uhr waren zwei Fahrraddemos zum Tagungsort angesetzt, die die
Dresdner Versammlungsbehörde zunächst untersagt hatte. Die Veranstalter,
mehrere Antifa-Organisationen und „Ende Gelände“ erstritten aber vor dem
Verwaltungsgericht in letzter Minute, dass zumindest der Korso aus der
Neustadt mit etwa 100 Rädern stattfinden konnte. Der kleine Zug im
Stadtteil Löbtau musste stationär verharren, sickerte dann aber zum
Messegelände durch.
200 bis 250 Gegendemonstranten sorgten dort mit Plakaten, Sprechchören und
einem schon in zwei Kilometern Entfernung hörbaren Lautsprecherwagen vor
dem Halleneingang für die entsprechende Empfangskulisse. Unmöglich für die
Anreisenden, sie nicht wahrzunehmen. Denn sowohl die Brücke am Parkplatz im
Ostragehege als auch eine Rampe unmittelbar am Messering ließen direkten
Kontakt auf etwa 30 Meter Abstand zu. Nicht unbedingt ein Spießrutenlauf
für die abgebrühten und beinahe ausschließlich männlichen Delegierten, die
grinsend Handyfotos schossen.
Höcke-Plakate mit ausgestrecktem Arm und der Mahnung „Nie wieder“, „Keine
Bühne für die AfD!“ oder „Faschismus bleibt ein Todeskult“ provozierten
die, die es anging, offenbar kaum. Auch Rufe wie „Willkommen im Tal der
Ahnungslosen“ nicht. Ein missverständliches Pappschild „Nazis töten.“ h…
ausgerechnet jene ebenfalls hier vorbeikommenden Dresdner agitieren können,
die in großer Zahl das ebenfalls im Messegelände untergebrachte Impfzentrum
besuchten. Ein anderes Schild verglich das Erstarken der AfD mit dem Jahr
1933.
## Sitzblockade auf dem Parkplatz
Die Lautsprecher-Statements zwischen deutlichen Anti-AfD-Liedern klangen
wie so oft mehr nach trockener Vorlesung, entbehrten aber auch nicht des
Witzes. Ein Sprecher kokettierte mit der Unterstellung, den
Gegendemonstranten würden 30 Euro für ihre Teilnahme ausgezahlt. Von
„Leipzig nimmt Platz“ war zu erfahren, dass man diesmal angesichts der
Infektionsgefahren guten Gewissens keine Fahrt nach Dresden empfehlen
konnte. Mit einer parallel geplanten und dann doch verbotenen
Querdenken-Demo waren die Leipziger wohl auch abgelenkt.
Die ausschließlich sächsischen Polizeikräfte verhielten sich deeskalierend.
Als etwa 30 Demonstranten die Absperrgitter umgingen und auf der Zufahrt
zum Parkplatz eine Sitzblockade begannen, wurden die Autos über die Wiese
umgeleitet. Die großen schwarzen „Bonzenschleudern“ des Berliner
Spitzenpersonals nahmen ohnehin einen anderen Weg zum Hintereingang und
schossen aggressiv mit quietschenden Reifen an den Demonstranten vorbei um
die Kurve. Der Polizeibericht lag am Nachmittag noch nicht vor. Nach
Informationen der Undogmatischen Radikalen Antifa wurde jedoch mindestens
eine Person in Gewahrsam genommen.
Sprecherin Rosa von Striesen zeigte sich insgesamt mit dem Protest
zufrieden. Das Parteitagsmotto „Deutschland. Aber normal.“ kommentierte sie
als Versuch, Hass und Hetze zu normalisieren. „Es ist die Absage an eine
offene und pluralistische Gesellschaft, die Äußerung der Sehnsucht nach der
Neuauflage der Barbarei“, sagte sie am Samstagnachmittag.
10 Apr 2021
## LINKS
[1] /Vor-Parteitag-am-Wochenende/!5759159
## AUTOREN
Michael Bartsch
## TAGS
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