# taz.de -- AfD-Parteitag in Magdeburg: Mit Orban, Salvini und Strache | |
> Die AfD zieht mit Parteichef Meuthen als Spitzenkandidat in die | |
> Europawahl. Der will in Brüssel ein rechtes Bündnis schmieden. | |
Bild: Eine Faust für Listenplatz 1: Jörg Meuthen | |
MAGDEBURG taz | Genau sieben Minuten hat Jörg Meuthen Zeit, als er am | |
Freitagabend um kurz nach sechs in der Magdeburger Messehalle ans Redepult | |
tritt. Das haben die rund 550 Delegierten der AfD zuvor zäh und zeitraubend | |
verhandelt. | |
Meuthen, der Spitzenkandidat der AfD bei der Europawahl im kommenden Jahr | |
werden will, nutzt die Zeit gut. Er nennt Friedrich Merz, der | |
CDU-Vorsitzender werden will, einen „pseudo-konservativen Totalfall“. Er | |
greift Grünen-Chef Robert Habeck an, den neuen Lieblingsfeind der AfD, und | |
bringt dabei sogar sein „links-rot-grünverseuchtes 68er Deutschland“ unter. | |
Das kam schon in anderen Reden so gut an. Die Grünen, sagt Meuthen, seien | |
der exakte Gegenentwurf zu seinen europapolitischen Vorstellungen. | |
„Wir wollen ein Europa der Vaterländer“, ruft Meuthen in den Saal. | |
„Natürlich Verbündete“ dabei seien Hans-Christian Strache, der | |
österreichische Vizekanzler von der FPÖ, der ialienische Lega-Chef Matteo | |
Salvini und Viktor Orban, der ungarische Ministerpräsident. „Wir streben | |
natürlich eine Kooperation mit diesen Partnern an, das geht.“ Dann sind die | |
sieben Minuten um. „Wir sind die wahren Europäer, sagt Meuthen zum | |
Schluss“. | |
Das bringt ihm viel Applaus und 90 Prozent der Stimmen, einen | |
Gegenkandidaten hatte der AfD-Chef nicht. Nach zahlreichen Spaltungen ist | |
Meuthen derzeit der letzte verbliebene AfD-Abgeordnete im europäischen | |
Parlament, vor einem Jahr rückte er für Beatrix von Storch nach, die in den | |
Bundestag gewählt wurde. Diesmal aber, da ist sich Meuthen sicher, wird die | |
AfD mit einer großen Gruppe ins Europaparlament einziehen. Gerechnet wird | |
hier mit einer Faustregel: Ein Prozent der Stimmen bringt etwa einen | |
Abgeordneten. | |
## BewerberInnen kaum zu verstehen | |
Auf Platz zwei wählten die Delegierten [1][am Abend Guido Reil], Bergmann | |
und ehemaliger Sozialdemokrat aus dem Ruhrgebiet. In seiner | |
Bewerbungssesrede setzte Reil ganz auf sein Image als bodenständigen und | |
ehrlicher Malocher. „Seid mutig, seid alternativ, wählt einen Arbeiter ins | |
europäische Parlament“, rief Reil. Interessanterweise hatte Parteichef | |
Alexander Gauland am Mittag in seiner Eröffnungsrede noch gesagt, Europa | |
sei kein Versorgungsposten. Kandidaten bräuchten fachliche Expertise, | |
Sprachkenntnisse und kulturelle Kompetenz. Reil hatte drei | |
GegenkandidatInnen, musste in die Stichwahl, aber am Ende setzte er sich | |
durch. | |
40 Listenplätze wollen die Delegierten insgesamt besetzen. Ob das bis | |
Montagabend gelingt, ist wegen der großen Anzahl der BewerberInnen | |
fraglich. Schon bei den Bewerbungsreden für den zweiten Platz auf der Liste | |
hörten viele Delegierte nicht mehr richtig zu. Das Gemurmel im Saal war | |
mitunter so laut, dass man die BewerberInnen kaum verstehen konnte. | |
Dies dürfte auch am Gesprächsbedarf liegen, der derzeit in der AfD | |
besonders groß ist. Am Donnerstagabend wurde bekannt, dass der | |
Verfassungsschutz den Landesverband der AfD-Nachwuchsorganisation „Junge | |
Alternative“ [2][nun auch in Baden-Württemberg beobachtet]. Die Sorge, dies | |
könnte bald die ganze Partei treffen, ist groß. Aber auch die | |
Gegenmaßnahmen, die die Parteispitze vorgesehen hat, [3][sorgen für Unruhe | |
in der Partei]. Von Kontrolle wie bei „Stasi 2.0“ ist bei einem Teil der | |
Mitglieder bereits die Rede. | |
Und dann ist da natürlich noch die [4][Spendenaffäre um Fraktionschefin | |
Alice Weidel]. Zwar beruhigte der Bundesvorstand, der sich am | |
Freitagvormittag hinter Weidel stellte, die Debatte mit Blick auf den | |
Parteitag etwas. Doch es sind eben noch viele Fragen offen. | |
17 Nov 2018 | |
## LINKS | |
[1] /Vor-dem-AfD-Parteitag-in-Magdeburg/!5551087 | |
[2] /Beobachtung-durch-Verfassungsschutz/!5551198 | |
[3] /AfD-und-der-Verfassungsschutz/!5548953 | |
[4] /Spendenaffaere-ist-Thema-bei-AfD-Parteitag/!5551213 | |
## AUTOREN | |
Sabine am Orde | |
## TAGS | |
Jörg Meuthen | |
Alternative für Deutschland (AfD) | |
EU-Parlament | |
Alternative für Deutschland (AfD) | |
Jörg Meuthen | |
Alternative für Deutschland (AfD) | |
Alternative für Deutschland (AfD) | |
Thomas Haldenwang | |
Alice Weidel | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Europawahl im Mai: Setzt die AfD auf einen Dexit? | |
Am Wochenende will die AfD im sächsischen Riesa über ihr Europawahlprogramm | |
beraten. Dabei könnte sie ihren Willen besiegeln, die EU zu zerstören. | |
AfD-Parteitag in Magdeburg: Laute Worte und viel Schweigen | |
Auf offener Bühne wird beim AfD-Parteitag in Magdeburg über vieles geredet. | |
Nur über die Spendenaffäre um Alice Weidel nicht. | |
Kommentar AfD-Parteitag: Gemeinsam einsam | |
Auf dem Parteitag klingt es so, als stünde ein breites europäisches Bündnis | |
der Nationalisten kurz bevor. Doch so einfach ist es nicht. | |
AfD und der Verfassungsschutz: Im Visier | |
Die AfD steht unter Druck. Nicht nur wegen der Spendenaffäre – ihr droht | |
auch die Beobachtung durch den Verfassungsschutz. | |
Geheimdienstchefs sprechen über Pläne: Neuer Blick nach rechts | |
Der neue Verfassungsschutzchef Thomas Haldenwang will eine Neuausrichtung | |
seines Dienstes: Rechtsextreme sollen genauer beobachtet werden. | |
Spendenaffäre ist Thema bei AfD-Parteitag: AfD-Spitze stellt sich hinter Weidel | |
Die AfD-Spitze stützt die angeschlagene Fraktionschefin Weidel. Derweil | |
wird eine weitere Zuwendung öffentlich. Der Spender ist kein Unbekannter. |