| # taz.de -- Änderung des Telemediengesetzes: Länder verhandeln über Apps | |
| > Die Ministerpräsidenten beraten, was die Öffentlich-Rechtlichen im Netz | |
| > dürfen. Sender und Verlage scheinen sich schon geeinigt zu haben. | |
| Bild: Irgendwie „presseähnlich“: die Tagesschau-App | |
| Der Streit schwelt seit Jahren: Wie viel Text dürfen die | |
| öffentlich-rechtlichen Sender im Internet darstellen? Die Zeitungsverlage, | |
| allen voran Axel Springer, finden: Nicht viel. Denn die Sender erhalten | |
| ihren Rundfunkbeitrag ja [1][für Videos und Audios][2][für Videos und | |
| Audios]. Wenn sie im Internet Texte darstellen, sei das | |
| „öffentlich-rechtliche Gratispresse“. | |
| Gegen das Angebot der „Tagesschau“-App zogen die Verlage 2011 vor Gericht. | |
| Die App sei, entschied das Oberlandesgericht Köln im Herbst 2016, | |
| [3][„presseähnlich“ und damit rechtswidrig.] | |
| Ein Triumph für die Verlage – doch das Urteil galt nur für die Ausgabe der | |
| App vom 15. Juni 2011. Und damit man nicht um jeden einzelnen Tag des | |
| öffentlich-rechtlichen Netzangebotes streiten muss, suchen Sender und | |
| Verlage beziehungsweise PolitikerInnen schon seitdem einen Kompromiss. | |
| Weil Medienpolitik Ländersache ist, entscheiden die MinisterpräsidentInnen | |
| in der Frage. Die haben die Diskussion über eine Änderung des sogenannten | |
| Telemediengesetzes schon zweimal aufgeschoben. Am Donnerstag nun wollen sie | |
| bei ihrem Treffen in Berlin über einen Gesetzesvorschlag beraten. Aus | |
| Senderkreisen heißt es, dieser Vorschlag sei unter den Ländern | |
| konsensfähig. | |
| ## Einigung untereinander | |
| Das Branchenmagazin Horizont [4][berichtete am Wochenende], dass die Sender | |
| und Verlage sich mittlerweile untereinander geeinigt hätten. Bei einem | |
| Treffen in der vergangenen Woche sollen ARD, ZDF, Deutschlandradio und | |
| Mathias Döpfner als Chef des Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger e. V. | |
| (BDZV) einen Kompromiss gefunden haben. Demnach sollen die Sender ihren | |
| Schwerpunkt im Netz auf Audiovisuelles legen. | |
| Was das genau bedeutet, müssten die Vorsitzende der Rundfunkkommission der | |
| Länder, Heike Raab (SPD), und Rainer Robra (CDU), Chef der Staatskanzlei | |
| Sachsen-Anhalt, die bei diesem Thema federführend ist, in einem | |
| Gesetzestext definieren. Dem müssten die MinisterpräsidentInnen am | |
| Donnerstag zustimmen und darüber anschließend in ihren Landesparlamenten | |
| abstimmen lassen. | |
| Darüber hinaus, heißt es bei Horizont, sei eine Schiedsstelle geplant, die | |
| künftig zwischen VerlegerInnen und Sendern außergerichtlich vermitteln | |
| solle. So eine hatte unter anderem Stefan Raue, Intendant des | |
| Deutschlandradios, immer wieder ins Gespräch gebracht. | |
| Gegenüber der taz wollte keine der an den Gesprächen beteiligten Parteien | |
| das Gerücht um die Einigung kommentieren. Man bitte um Verständnis, dass | |
| man der Ministerpräsidentenkonferenz nicht vorgreifen wolle, heißt es aus | |
| der ARD. Eine Sprecherin des BDZV sagte, solange die Verhandlungen in der | |
| Schwebe seien, wolle sie diese nicht kommentieren. Konkreter wird nur der | |
| NDR. Der hatte Anfang dieses Jahres Verfassungsbeschwerde gegen die | |
| Entscheidung des OLG Köln eingelegt und will an dieser festhalten. | |
| ## Soll der Rundfunkbeitrag steigen? | |
| In den vergangenen Monaten hatten sich einige ARD-Sender und Verleger | |
| angenähert. Hatte Döpfner vor knapp zwei Jahren die Öffentlich-Rechtlichen | |
| noch mit dem Staatsfunk in Nordkorea verglichen, sagte er im Dezember im | |
| Spiegel, er spüre beim neuen ARD-Vorsitzenden Ulrich Wilhelm „[5][ganz | |
| klar“ Einigungswillen]. Den hat auch der WDR gezeigt, als er im Herbst | |
| eigenmächtig entschied, die [6][Textmengen in seinen Digitalangeboten zu | |
| kürzen.] | |
| Neben der Frage, was die Öffentlich-Rechtlichen im Netz dürfen, beraten die | |
| Ministerpräsidenten am Mittwoch und Donnerstag noch ein weiteres brisantes | |
| Thema: Soll der Rundfunkbeitrag an die Inflation gekoppelt werden – und | |
| damit kontinuierlich steigen? Eine Arbeitsgruppe von sechs Bundesländern | |
| hat das vorgeschlagen. | |
| 12 Jun 2018 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Neue-App-fuer-ARD-Reporter/!5073777 | |
| [2] /Neue-App-fuer-ARD-Reporter/!5073777 | |
| [3] /Urteil-im-Streit-um-Rundfunk-Apps/!5344978 | |
| [4] https://www.horizont.net/medien/nachrichten/Telemediengesetz-Zeitungsverleg… | |
| [5] https://magazin.spiegel.de/SP/2017/50/154712673/index.html?utm_source=spon&… | |
| [6] /Laengenbegrenzung-fuer-Onlinetexte/!5470779 | |
| ## AUTOREN | |
| Anne Fromm | |
| Peter Weissenburger | |
| ## TAGS | |
| Öffentlich-Rechtlicher Rundfunk | |
| Ministerpräsidenten | |
| Telemediengesetz | |
| Verlagswesen | |
| Die Linke | |
| Rundfunkbeitrag | |
| Rundfunkbeitrag | |
| ARD | |
| Weser-Kurier | |
| Tagesschau | |
| Freies WLAN | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Die Linke und die Journalist*innen: Privat oder nicht privat? | |
| In Berlin stritten Linke und „Spiegel“ vor Gericht darüber, ob die Partei | |
| den Journalisten Matthias Meisner zur Persona non grata erklärt hat. | |
| Kolumne Flimmern und Rauschen: Ein neues mediales Sonnensystem | |
| Weniger starre Vorschriften und steigende Beiträge. Klingt easy, wird aber | |
| der größte Kulturwandel für die Öffentlich-Rechtlichen ever. | |
| Grünen-Politikerin über Rundfunkbeitrag: Innovativ oder fatal? | |
| Einige Bundesländer wollen den Rundfunkbeitrag an die Inflation koppeln. | |
| Tabea Rößner, Medienexpertin der Grünen, findet den Vorschlag falsch. | |
| Streit mit Medienjournalist: Frieden à la ARD | |
| Der ARD-Sportkoordinator verweigert einem Medienmagazin ein Gespräch, weil | |
| dort ein kritischer Journalist arbeitet. Nun vermittelt die ARD. | |
| Radio Bremen kuschelt mit Weser-Kurier: Kooperation ohne Gegenleistung | |
| Im Streit um seine Online-Berichterstattung hat Radio Bremen klein | |
| beigegeben. Außerdem stellt der Sender dem Weser-Kurier seine Filmbeiträge | |
| zur Verfügung. | |
| Urteil im Streit um Rundfunk-Apps: „Tagesschau“-App war illegal | |
| Die ARD hat den Rechtsstreit um die „Tagesschau“-App verloren. | |
| Zeitungsverlage hatten gegen sie geklagt, weil sie den Markt verzerre. | |
| Kommentar Telemediengesetz: Free Wifi! | |
| Die Bundesregierung plant ein neues Telemediengesetz: endlich freies WLan | |
| für alle? Pustekuchen. So ziemlich das Gegenteil wird eintreffen. |