| # taz.de -- Abschiebe-Monitoring am Airport: So krass schiebt Hamburg ab | |
| > Die Abschiebebeobachterin am Flughafen Hamburg hat ihren Jahresbericht | |
| > veröffentlicht. Der ist schwer erträglich. Aber es ist gut, dass es ihn | |
| > gibt. | |
| Bild: Notfalls mit dem Einsatz von Zwangsmitteln: Abschiebungen per Flugzeug, h… | |
| Schreiende Kinder, zitternde Eltern, Behörden, die eine Abschiebung drei | |
| Tage nach einem Suizidversuch für zumutbar halten – und Ärzt:innen, die | |
| Abzuschiebenden gegen deren Willen Spritzen verabreichen und | |
| diskriminierende Sprüche über sie äußern: Am Dienstag wurde der | |
| Jahresbericht der Hamburger Abschiebebeobachterin veröffentlicht. Es ist – | |
| mal wieder – [1][ein Auszug krasser Situationen von Abschiebungen über den | |
| Hamburger Flughafen.] Und so hart sich manche Schilderungen im 32-seitigen | |
| Bericht lesen – gut, dass es ihn gibt. | |
| Die Stelle der Hamburger Abschiebebeobachterin, seit Ende vergangenen | |
| Jahres von Merle Abel ausgeführt, wird vom rot-grünen Hamburger Senat | |
| finanziert. Sie darf bei Abschiebungen am Flughafen dabei sein, beobachten, | |
| währenddessen mit den zuständigen Polizist:innen, Ärzt:innen und vor | |
| allem mit den Betroffenen sprechen. | |
| Eingreifen aber darf sie nicht. Und sie ist auch nicht dabei, wenn zuvor, | |
| etwa bei der Abholung aus der Abschiebehaft, oder während des Fluges etwas | |
| passiert. Später bespricht die Beobachterin mit Behörden, der Politik und | |
| der Polizei diskussionswürdige Situationen. In der Regel bedeutet das: | |
| [2][wenn die Menschen längst abgeschoben wurden.] Und zu mehr als einer | |
| Besprechung kann die Beobachterin die staatlichen Stellen nicht zwingen. | |
| Man kann die Rolle also durchaus als zahnlosen Tiger, als Feigenblatt | |
| menschenunwürdiger Abschiebungen sehen. Nur: Was wüsste die Öffentlichkeit | |
| ohne den Posten über die Abschiebepraxis in einem abgeschirmten Bereich des | |
| Flughafens? | |
| ## Dramatische Details staatlicher Zwangsmaßnahmen | |
| Und dank der regelhaften Beobachtung können bislang unbeachtete Aspekte | |
| neue Diskussionen ermöglichen. Bisher steht bei Abschiebungen einzig das | |
| Agieren der Behörden, der Polizei oder der Betroffenen im Fokus. Der | |
| aktuelle Jahresbericht legt einen Fokus auf das Handeln von | |
| Mediziner:innen, nimmt also die medizinische Versorgung während der | |
| Abschiebungen in den Blick. Und die wirft der Beobachterin zufolge „viele | |
| Fragen auf“. | |
| So etwa, wenn bei der Abschiebung anwesende Ärzt:innen zur | |
| Zwangsmedikation greifen, wie ein Beispiel im Monitoringbericht aufzeigt. | |
| Die dürfen schließlich nur unter enger rechtlicher Voraussetzung erfolgen. | |
| Doch ist die Verabreichung eines Beruhigungsmittels gegen den Willen des | |
| Betroffenen zulässig im Rahmen des Gebots, die Flugsicherheit nicht zu | |
| gefährden? | |
| Oder Körperverletzung, besonders dann, wenn der Arzt dem Betroffenen danach | |
| auch noch eine Spritze in den Oberschenkel verabreicht, während dieser sich | |
| auf seinem Platz im Flugzeug gegen die Fixierung durch vier | |
| Polizist:innen wehrt? | |
| Juristisch ist das nur schwer zu sagen, aber aufgrund dieser Beobachtungen | |
| soll nun eine Handreichung für die bei Abschiebungen eingesetzten | |
| Ärzt:innen erstellt werden, um sie zu sensibilisieren. Das ist angesichts | |
| der grundsätzlich schlimmen Abschiebepraxis in Europa sicher kein großer | |
| Wurf. Aber: Was wüsste man als Nichtbetroffener ohne die | |
| Abschiebebeobachterin schon [3][über dramatische Details einer staatlichen | |
| Zwangsmaßnahme?] | |
| 13 Apr 2024 | |
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| ## AUTOREN | |
| André Zuschlag | |
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