| # taz.de -- Abgasskandal bei Audi: Ex-Audi-Chef kündigt Geständnis an | |
| > Im Prozess um den Dieselskandal will der frühere Audi-Chef Rupert Stadler | |
| > gestehen, um sein Strafmaß zu mindern. Er saß bereits 2018 im Gefängnis. | |
| Bild: Rupert Stadler im Sitzungssaal des Landgerichts München am 25. April | |
| München reuters | Im Strafprozess um [1][den Abgasskandal bei Audi] hat der | |
| frühere Vorstandschef Rupert Stadler ein Geständnis angekündigt. Nachdem er | |
| die Betrugsvorwürfe jahrelang bestritten hatte, stimmte Stadler am Mittwoch | |
| einem Deal mit dem Landgericht München zu, der laut Richter Stefan Weickert | |
| „ein vollumfängliches Geständnis“ vorsieht. Dafür versprach Weickert dem | |
| Manager, die geplante Freiheitsstrafe von anderthalb bis zwei Jahren zur | |
| Bewährung auszusetzen. Prozessbeteiligte erwarten das Urteil im Juni. | |
| Eine Erklärung Stadlers sei am 16. Mai geplant, sagten seine Verteidiger | |
| Thilo Pfordte und Ulrike Thole-Groll. Offen blieb aber, ob Stadler selbst | |
| sprechen wird oder seine Anwälte reden lässt. Zwei Mitangeklagte hatten | |
| Geständnisse von ihren Verteidigern verlesen lassen. | |
| Weiterer Bestandteil der am Mittwoch geschlossenen Verständigung von | |
| Stadler, Gericht und Staatsanwaltschaft ist, dass Stadler nach dem Urteil | |
| eine Geldauflage von 1,1 Millionen an die Staatskasse oder an gemeinnützige | |
| Organisationen zahlt. Details dazu wie auch zum genauen Strafmaß wird das | |
| Gericht nach Angaben eines Sprechers erst im Urteil festlegen. Wenn das | |
| Gericht Stadlers geplante Erklärung als Geständnis anerkennt, müsste der | |
| 60-Jährige nicht erneut ins Gefängnis. Er saß 2018 bereits einige Monate in | |
| Untersuchungshaft und musste damals als Audi-Chef und | |
| Volkswagen-Konzernvorstand abtreten. | |
| Der Prozess ist eines der prominentesten Gerichtsverfahren zur Aufarbeitung | |
| des Dieselskandals im Volkswagen-Konzern. Der Skandal um millionenfach | |
| manipulierte Abgaswerte war im September 2015 aufgeflogen. Seit September | |
| 2020 steht Stadler vor Gericht, zusammen mit dem ehemaligen | |
| Audi-Motorenchef und Porsche-Entwicklungsvorstand Wolfgang Hatz und einem | |
| Ingenieur. | |
| ## Auf der Straßen wurden Abgaswerte nicht eingehalten | |
| Hatz und der Ingenieur haben gestanden, Motoren manipuliert zu haben. Damit | |
| wurden laut Anklage gesetzliche Abgaswerte zwar auf dem Prüfstand, [2][aber | |
| nicht auf der Straße eingehalten.] Audi-Chef Stadler soll es nach dem | |
| Auffliegen des Skandals versäumt haben, den Verkauf der manipulierten Autos | |
| zu stoppen. | |
| [3][Das Gericht sieht einen Großteil der Anklagevorwürfe als so gut wie | |
| erwiesen an.] Richter Weickert hatte deswegen allen drei Angeklagten | |
| Freiheitsstrafen von anderthalb bis zwei Jahren angedroht, die bei | |
| Geständnissen zur Bewährung ausgesetzt werden könnten. Bei dem Ingenieur | |
| stimmte die Staatsanwaltschaft einem solchen Deal ebenfalls zu, bei Hatz | |
| jedoch nicht. Allerdings ist das Gericht nicht an das Votum der | |
| Staatsanwaltschaft gebunden. | |
| Ursprünglich hatte die Staatsanwaltschaft Stadler ab September 2015 in der | |
| Verantwortung gesehen, weil ihm zu diesem Zeitpunkt die Manipulationen klar | |
| geworden seien. Seit März geht das Gericht aber davon aus, dass dies erst | |
| zehn Monate später der Fall gewesen sei. Damit wäre Stadler erst für ab | |
| Juli 2016 verkaufte Autos verantwortlich. Zudem kommt es laut Gericht bei | |
| Stadler nicht mehr auf in ganz Europa vertriebene Fahrzeuge an, sondern nur | |
| noch auf diejenigen, die an deutsche Vertragshändler und an | |
| Leasinggesellschaften des Volkswagen-Konzerns gingen. Das könnte Stadler | |
| vor bestimmten Schadenersatzforderungen bewahren. | |
| Wochenlang hatten Stadlers Anwälte mit Gericht und Staatsanwaltschaft um | |
| die Bedingungen eines Geständnisses und einer Bewährungsstrafe gepokert. | |
| Besonders hart gerungen wurde hinter den Kulissen um die Geldauflage, wie | |
| Richter Weickert mitgeteilt hatte. Während die Staatsanwaltschaft 2 | |
| Millionen Euro gefordert hatte, hatten Stadlers Anwälte die vom Gericht | |
| genannte Summe von 1,1 Millionen Euro zunächst als zu hoch bezeichnet. | |
| Gericht und Staatsanwaltschaft hatten auf Stadlers millionenschwere | |
| Vorstandsgehälter bei Audi und Volkswagen sowie auf sein Geld- und | |
| Immobilienvermögen verwiesen. Die Anwälte hatten eingewandt, Stadler habe | |
| derzeit kein Einkommen und müsse wohl auch die millionenschweren | |
| Prozesskosten tragen. Außerdem behalte Volkswagen wegen des mit Stadler | |
| 2021 geschlossenen Vergleichs bei einem Schuldspruch 4,1 Millionen Euro | |
| ein, hatte der Richter Stadlers Anwälte zitiert. Audi lehnte am Mittwoch | |
| eine Stellungnahme zu dem Strafverfahren ab. | |
| 3 May 2023 | |
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