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# taz.de -- Stress bei jungen Menschen: Erst Burnout, dann Aktivismus
> Viele junge Menschen geben an, Stress mit politischem Engagement
> entgegenzuwirken. Gut so, denn das ermächtigt sie und schafft
> Solidarität.
Bild: „Krieg ist dumm“: Schulkinder demonstrieren am 5. Dezember in Berlin-…
Kein Wunder, dass der Stress steigt, bei den Nachrichtenfeeds. Ausdauer ist
nötig für den Kachel-Parcours über Krieg, Inflation und Klimawandel –
schwere Themen, die in Menschen häufig Gefühle der Ohnmacht hinterlassen,
oder eben Stress, wie eine neue Befragung zeigt.
Der jährliche [1][Report der Techniker Krankenkasse (TK)] erhob diesmal zum
ersten Mal, ob gesellschaftliche und politische Themen wie Wirtschaft,
Krieg und Umwelt Stress bei den Befragten auslösen. Zu Recht, stellt sich
heraus: Sie landen auf Anhieb auf Platz drei der häufigsten Stressauslöser.
Stress aufgrund politischer, wirtschaftlicher oder ökologischer Umstände
lässt einen sich häufig machtlos fühlen. Was also tun gegen die Angst vor
politischem Kontrollverlust? Die Befragten wirken ihrem politischen
Unbehagen etwa durch Austausch oder Ablenkung entgegen. Ein ganzes Viertel
derer, die in der politischen Großwetterlage einen Stressor sehen,
engagiert sich in Reaktion darauf gesellschaftlich oder politisch. Das ist
genau richtig.
## Gemeinschaft und Selbstwirksamkeit
Wer selbst aktiv wird, übt sich in zwischenmenschlicher Solidarität, die im
Erstarken rechter Kräfte an vielen Orten zu schwinden droht. In der
politischen Teilhabe gewinnen die Befragten ein Gefühl von Gemeinschaft und
Zugehörigkeit.
Außerdem schöpfen sie Selbstwirksamkeit daraus: Wie lange wir als
Gesellschaft noch füreinander da sind, liegt auch in unseren Händen. So
gewinnen sie Kontrolle zurück, das politische Engagement hebt sie aus ihrer
Ohnmacht und wirkt so womöglich dem Stress entgegen.
Beeindruckend ist, dass bereits ein Viertel der Befragten mit politischer
Beteiligung auf Stress antwortet. Scheinen sie zu verstehen, dass
vermeintlich private Probleme und Sorgen Teil eines systemischen
Missstandes sind?
Ein Beispiel veranschaulicht den Perspektivwechsel von privat zu politisch:
Die Hälfte aller durch politische Themen gestresster Menschen schleppt
[2][Abstiegsängste] mit sich herum. Ein weit verbreitetes neoliberales
Denken beschuldigt Individuen dafür – man könne doch einfach mehr leisten
und seine Chancen besser nutzen.
## Antifa oder „Generation Deutschland“?
Eine politische Lesart verschiebt die Verantwortung dagegen zu staatlichen
Entscheidungsträger*innen. Die Sichtweise kritisiert nicht länger die
vermeintliche „Faulheit“ Arbeitsloser, sondern Chancenungleichheit oder die
fragile soziale Absicherung im nicht mehr so „Sozial“-Staat. Gerade linke
Organisationen halten diese Analyse hoch, plädieren für die systemische
Brille.
Der Report der TK gibt leider keinerlei Auskunft darüber, wie politisches
oder gesellschaftliches Engagement sich tatsächlich verteilt. Weder zerlegt
er die Kategorie nach Altersgruppen oder Regionen noch nach Art der
Mitwirkung. Letzteres ist entscheidend. Platt gesagt: Unklar bleibt, zu
welcher Form des politischen Handelns auf dem Spektrum von Antifa bis
[3][„Generation Deutschland“] der Stress die Befragten motiviert.
Solidarität mit allen Teilen der Gesellschaft und ein systemischer Blick
für politische Verantwortung sind von rechten Organisationen jedenfalls
nicht zu erwarten. Bleibt zu hoffen, dass sie nur einen Bruchteil der
Befragten ausmachen.
8 Dec 2025
## LINKS
[1] https://www.tk.de/presse/themen/praevention/gesundheitsstudien/stressreport…
[2] /Politologin-ueber-soziale-Ungleichheit/!6127261
[3] /Gruendung-Generation-Deutschland/!6133527
## AUTOREN
Wlada Froschgeiser
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