| # taz.de -- Schacht Konrad: Kosten für geplantes Atommüllendlager explodieren | |
| > Probleme mit dem Wasserrecht, Klagen – die Probleme beim geplanten | |
| > Atommüllendlager Schacht Konrad summieren sich. Nun steigen auch noch die | |
| > Kosten. | |
| Bild: „Das Projekt Schacht Konrad entwickelt sich zu einem Fass ohne Boden“… | |
| Im Jahr 2002 erging die Genehmigung zur Umrüstung des ehemaligen | |
| Eisenerzbergwerks [1][Schacht Konrad] zum nationalen Endlager für schwach | |
| und mittelradioaktive Abfälle. Seitdem sind die kalkulierten Kosten für die | |
| Errichtung der unterirdischen Lagerstätte auf mehr als das Vierfache | |
| gestiegen. Sie belaufen sich aktuell auf rund 6,7 Milliarden Euro, wie aus | |
| einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage des | |
| Linken-Bundestagsabgeordneten Cem Ince aus Salzgitter hervorgeht. Die | |
| Antwort liegt der taz vor. | |
| Bei Beginn der Arbeiten wurden die Kosten für die Umrüstung des Bergwerks | |
| offiziell noch mit 1,6 Milliarden Euro beziffert. In den Folgejahren | |
| bewegten sich die Kalkulationen kontinuierlich nach oben. Noch 2023 | |
| beliefen sie sich auf 6,3 Milliarden Euro. Die Kosten für den eigentlichen | |
| Bau des Endlagers gibt die Bundesregierung nun mit 5,8 Milliarden Euro an. | |
| 0,9 Milliarden Euro wurden demnach für die Planung und Erkundung vor Beginn | |
| der Errichtung aufgewendet. | |
| Zusätzliche 165 Millionen Euro pro Jahr sind für den späteren | |
| Einlagerungsbetrieb kalkuliert, die Befüllung des Endlagers soll ungefähr | |
| 30 Jahre dauern. Die Regierung beruft sich bei ihren Angaben auf aktuelle | |
| Schätzungen der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE). | |
| „Das Projekt Schacht Konrad entwickelt sich zu einem Fass ohne Boden“, sagt | |
| Linken-Politiker Ince. Ein Ende der Kostenexplosion sei nicht absehbar. | |
| Bevor das Milliardengrab noch größer werde, müsse die Politik „endlich die | |
| Reißleine ziehen“. Auch der Zeitpunkt der Inbetriebnahme von Schacht Konrad | |
| [2][hat sich immer weiter nach hinten verschoben]. Ursprünglich war sie für | |
| 2013 angekündigt. Inzwischen geht die BGE von einem Einlagerungsbeginn | |
| „Anfang der 2030er Jahre“ aus. | |
| Dabei ist unklar, ob das Endlager überhaupt den Betrieb aufnehmen kann. NDR | |
| und BR hatten zuletzt über Probleme mit dem niedersächsischen Wasserrecht | |
| [3][berichtet]. Dokumente legten nahe, dass Konrad möglicherweise gänzlich | |
| scheitern könnte. Unter den derzeitigen behördlichen Auflagen könne keine | |
| Einlagerung von Atommüll erfolgen. | |
| ## Klagen sollen Projekt stoppen | |
| Salzgitters Oberbürgermeister Frank Klingebiel (CDU) sieht seine Bedenken | |
| durch die Recherchen der Sender bestätigt. „Es bringt nichts, an einem über | |
| 23 Jahre alten und somit heute völlig verfehlten Projekt, um jeden Preis | |
| festzuhalten“, sagte er. „Das kann weder richtig noch rechtskonform sein | |
| und ist den Menschen in unserer Region auch nicht vermittelbar.“ | |
| Beim Niedersächsischen Oberverwaltungsgericht (OVG) in Lüneburg sind zudem | |
| Klagen der Umweltverbände BUND und Nabu gegen den | |
| Planfeststellungsbeschluss – also den Genehmigungsbescheid – von 2002 | |
| anhängig. Sie rügen, dass Konrad schon längst nicht mehr auf dem aktuellen | |
| Stand von Wissenschaft und Technik gebaut werde. | |
| „Wir haben mit unserem Antrag, gestützt auf wissenschaftliche und | |
| juristische Expertise, belegt, dass Schacht Konrad den Anforderungen an ein | |
| Endlager für radioaktive Abfälle nicht entspricht“, sagte die | |
| niedersächsische BUND-Landesvorsitzende Susanne Gerstner. „Deshalb müssen | |
| wir jetzt gerichtlich versuchen, eine Aufgabe dieses Projektes | |
| herbeizuführen.“ Wann über die Klagen verhandelt wird, steht nach Angaben | |
| eines Gerichtssprechers noch nicht fest. | |
| Linkspolitiker Ince weist darauf hin, dass selbst bei einer Inbetriebnahme | |
| von Schacht Konrad der Platz darin nicht reiche, um alle schwach und | |
| mittelradioaktiven Abfälle aufzunehmen. Das Lager ist nämlich nur für bis | |
| zu 303.000 Kubikmeter Atommüll genehmigt. Sie stammen vor allem aus dem | |
| Betrieb und dem Abriss von Atomkraftwerken, zum kleineren Teil auch aus | |
| Forschung und Medizin. | |
| Die aus dem havarierten Bergwerk Asse II zu bergenden Fässer im | |
| Gesamtvolumen von etwa 200.000 Kubikmeter sowie die Rückstände aus der | |
| Urananreicherung im westfälischen Gronau könnten dort nicht mehr | |
| eingelagert werden. Im „Nationalen Entsorgungsprogramm“ 2025 rechnet das | |
| Bundesumweltministerium damit, dass in der Bundesrepublik insgesamt bis zu | |
| 660.000 Kubikmeter schwach- und mittelradioaktiver Abfälle anfallen. | |
| 28 Nov 2025 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Schacht-Konrad/!t5028362 | |
| [2] /Neue-Zweifel-um-Atomendlager-Schacht-Konrad-in-Salzgitter/!6079313 | |
| [3] https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/braunschweig_harz_goettingen/A… | |
| ## AUTOREN | |
| Reimar Paul | |
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