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# taz.de -- Berliner Weihnachtsmarkt für Metal-Fans: Bitte schön nüchtern bl…
> Beim „Bloody X-Mas“-Markt auf dem Freiluftcampus der Berliner Charité
> spritzt Blut nicht vom Himmel. Es rinnt durch Schläuche, um Leben zu
> retten.
Bild: Blutspenden geht schnell und ist sinnvoll, weil es Leben retten kann; hie…
Es ist ein Weihnachtsmarkt speziell für Fans der für ihre trinkfeste
Anhängerschaft bekannten Musikrichtung Heavy Metal. Und es ist
Samstagnachmittag, also denkt man, dass bei so manchem der Besucher der
Glühweinpegel bereits jetzt einen Höchststand erreicht haben müsste.
Aber das genaue Gegenteil ist der Fall beim „Bloody X-Mas“-Markt, der zwei
Tage lang auf dem Freiluftcampus der Berliner Universitätsklinik Charité
stattfindet. „Kein Alkoholausschank derzeit“, heißt es an den paar Buden,
die aufgestellt wurden. Erst in ein paar Stunden, wenn die Blutspendeaktion
ums Eck in der Klinik vorüber ist, werden die Zapfhähne geöffnet.
„Bloody X-Mas“ ist ein Joint Venture zwischen dem Institut für
Transfusionsmedizin der Charité und dem Wacken Open Air, [1][dem größten
Metal-Festival der Welt]. Einmal im Jahr drehen dort ein paar Tage lang auf
einem Acker in Schleswig-Holstein Massen an Headbangern durch, die Bilder
von dem Spektakel landen sogar in der „Tagesschau“.
Wacken ist Kult, laut und verrückt. Aber man kann ganz offensichtlich auch
anders. Die Idee bei „Bloody X-Mas“: Das Festival lockt mit ein wenig
weihnachtlichem Zauber und musikalischem Begleitprogramm blutspendenwillige
Metal-Fans mit sozialer Ader, damit sich die Charité über aufgefüllte
Blutbanken kurz vor dem Ende des Jahres freuen kann. Die
Aufwandsentschädigungen für die Spender werden komplett an die
Kinderschutzambulanz des Klinikums weitergegeben.
## Erst einen ziemlich langen Fragebogen ausfüllen
Wael Yakti hat von der blutigen Sache im Fachmagazin Metal Hammer erfahren,
sagt er. „Tolle Idee“, habe er sich gedacht, der selbst Musiker bei einer
Gothic-Metal-Band ist. Und nun sitzt er hier, seine beiden Kinder neben
ihm, und füllt einen ziemlich langen Fragebogen aus, bevor er gleich beim
Blut abnehmenden Arzt seinen Arm freimachen darf.
Ulrich Kalus, der stellvertretende Institutsdirektor, der in seinem weißen
Doktorkittel zwischen all den vornehmlich schwarz gekleideten Metallern
besonders auffällt, findet die ganze Sache verständlicherweise ebenfalls
rundum großartig. Nein, ein Metal-Fan sei er nun trotzdem nicht, sagt er,
aber dass fast dreimal so viele Blutspenden als üblich an diesen beiden
Tagen reinkämen, das beglückt ihn sehr.
Das Wacken Open Air engagiert sich schon seit einer ganzen Weile für das
Spenden von Blut. So gibt es beispielsweise die Möglichkeit, Dank eines
eigenen Blutspendenausweises ein spezielles Wacken-Shirt mit einem „Metal
runs through my veins“-Aufdruck zu erstehen.
Linda Böttcher, die sich als Managerin für soziale Projekte des Festivals
vorstellt, glaubt, die Sache mit dem Blutspenden laufe deswegen so gut,
weil die Metalszene eben „super sozial“ sei. Eine Einschätzung, die das
gängige Bild des Metalheads, der nur Saufen und diese ohrenbetäubende Musik
im Sinn hat, konterkariert.
## Die Band besteht mehrheitlich aus Alkoholabstinenzlern
Dazu passend wird im Hinterhof der Charité gleich noch ein Meet & Greet mit
der [2][Metalcore-Band Heaven Shall Burn] stattfinden, den Schirmherren von
„Bloody X-Mas“. Die enorm erfolgreiche und bekannte Band aus Thüringen
engagiert sich seit Jahren für soziale Projekte, die Geflüchtetenhilfe und
gegen rechts. Außerdem besteht sie mehrheitlich aus Vegetariern und
Alkoholabstinenzlern.
Die harten Jungs, die gar nicht so hart sind, stecken gerade auch noch
mitten in einem weiteren Blutspendenprojekt in Kollaboration mit Wacken. In
ein paar Monaten beginnt ihre „Pay with your Blood“-Tour, die Tickets dafür
gab es für Blutspender gratis.
Blut wird im Metal gerne ausgiebig auf Plattencovern verspritzt oder regnet
wie im berühmtesten Song von Slayer sogar vom Himmel. Der rote Stoff hat
eine besondere Bedeutung in dieser Szene, meist als Metapher für Tod und
Verderben. Wenn sich damit auch noch Leben retten lassen: umso besser.
6 Dec 2025
## LINKS
[1] /Wacken/!t5036214
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Heaven_Shall_Burn
## AUTOREN
Andreas Hartmann
## TAGS
Schwerpunkt Stadtland
Kolumne Großraumdisco
Blutspende
Heavy Metal
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