| # taz.de -- Kampf gegen sexuelle Belästigung: Ministerin will filmende Spanner… | |
| > Justizministerin Hubig (SPD) kündigt einen Gesetzesentwurf gegen | |
| > Voyeur-Aufnahmen und Catcalling an. Aus manchen Ländern bekommt sie | |
| > Unterstützung. | |
| Bild: Justizministerin Stefanie Hubig (SPD) während einer Kabinettsklausur im … | |
| Wer voyeuristische Aufnahmen einer anderen Person im öffentlichen Raum | |
| macht – etwa in der Sauna oder beim Joggen – kann bisher nicht | |
| strafrechtlich dafür belangt werden. Auch verbale sexuelle Belästigung ist | |
| aktuell in vielen Fällen, zum Beispiel beim sogenannten Catcalling, nicht | |
| strafbar. Beides soll sich nun ändern. Bundesjustizministerin Stefanie | |
| Hubig (SPD) hat angekündigt, sexuelle Belästigung und voyeuristische | |
| Aufnahmen stärker bekämpfen zu wollen – auch mit den Mitteln des | |
| Strafrechts. Auch bei der Justizminister:innenkonferenz (JuMiKo) | |
| am Ende der Woche soll das Thema zur Sprache kommen. | |
| Frauen müssten sich im öffentlichen Raum so [1][selbstverständlich bewegen | |
| können] wie Männer, sagte die Bundesjustizministerin am Montag der | |
| Rheinischen Post. „Mein Ziel ist es, zügig einen praxistauglichen | |
| Gesetzentwurf vorzulegen – für einen besseren [2][Schutz vor digitaler | |
| Gewalt], der uns bei der Ächtung von Aggression und Übergriffigkeit im | |
| öffentlichen Raum voranbringt“, so Hubig. Derzeit werde im | |
| Bundesjustizministerium (BMJ) geprüft, wie sich ein Umgang damit | |
| „kriminalpolitisch und rechtsstaatlich überzeugend“ regeln ließe. Einen | |
| genauen Zeitplan für den Gesetzentwurf gibt es noch nicht, sagte eine | |
| BMJ-Sprecherin auf Nachfrage der taz. | |
| Unterstützt wird das Ziel unter anderem vom Landesjustizminister aus | |
| Nordrhein-Westfalen, Benjamin Limbach (Grüne), denn die Initative geht auch | |
| auf einen Fall aus Köln zurück: Im Februar hatte dort ein Mann eine | |
| Joggerin heimlich von hinten gefilmt. Die Frau, Yanni Gentsch, stellte den | |
| Mann zur Rede, filmte und veröffentlichte die Konfrontation und erhielt | |
| dafür auf sozialen Medien großen Zuspruch. Im Sommer forderte Gentsch | |
| schließlich mit einer Petition, Voyeur-Aufnahmen strafbar zu machen – und | |
| [3][konnte 125.000 Unterschriften sammeln]. | |
| Die Petition wurde schließlich an den NRW-Justizminister übergeben. Der | |
| kündigte an, das Thema bei dem Treffen der Justizminister:innen | |
| einzubringen und sich für die Strafbarkeit von Voyeur-Aufnahmen | |
| einzusetzen. Das Fotografieren des Intimbereichs müsse strafbar sein, hieß | |
| es [4][in einer Mitteilung des NRW-Justizministeriums] im August. Keine | |
| Frau müsse kenntlich machen, dass sie dort nicht fotografiert werden wolle. | |
| Wie das Strafgesetzbuch entsprechend geändert werden könnte, soll also nun | |
| Thema bei der JuMiKo am Ende dieser Woche sein. Das halbjährlich | |
| stattfindende Treffen dient den 16 Justizminister:innen der Länder | |
| zur Koordination und zum Austausch über aktuelle rechtspolitische | |
| Initiativen. Hubig selbst nimmt als Bundesministerin traditionell als Gast | |
| ohne Stimmrecht teil. | |
| ## Auch Schwangerschaftsabbrüche auf der Tagesordnung | |
| Neben dem Thema Voyeur-Aufnahmen und verbaler sexueller Belästigung scheint | |
| das Treffen in Leipzig aber auch anderweitig unter frauenpolitischen | |
| Vorzeichen zu stehen. So soll es beispielsweise auch um die | |
| Entkriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen gehen. | |
| Die Linken-Justizministerin Jacqueline Bernhardt aus Mecklenburg-Vorpommern | |
| [5][hatte am Samstag angekündigt], einen Reformvorschlag zum | |
| Strafgesetzbuch-Paragrafen 218 einbringen zu wollen. Mit einem gemeinsamen | |
| Beschluss könnte die JuMiKo die Bundesjustizministerin auffordern, zu | |
| prüfen, ob ein entsprechender Gesetzesentwurf vorgelegt werden kann. | |
| Rechtlich bindend ist eine solche Aufforderung nicht, politisches Gewicht | |
| hat sie dennoch. | |
| Zuletzt war unter der Ampelregierung eine fraktionsübergreifende Gruppe von | |
| Parlamentarier:innen mit dem Versuch gescheitert, ein Gesetz zur | |
| Neuregelung des Schwangerschaftsabbruchs im Bundestag zu beschließen. | |
| Voyeur-Aufnahmen, verbale sexuelle Belästigung, Schwangerschaftsabbruch – | |
| wie sich die einzelnen Länder zu den jeweiligen Vorschlägen und | |
| Beschlussvorlagen verhalten, ist unklar. Wie auch im Bundesrat sind die | |
| Länder in der JuMiKo in zwei große Gruppen, in die sogenannten A- und | |
| B-Länder geteilt. Früher zeigte dies die Aufteilung zwischen SPD-regierten | |
| und Unions-regierten Bundesländern an, heute sind unter den tendenziell | |
| progressiveren A-Ländern aber auch Minister:innen der Grünen und Linken | |
| vertreten. Weil es derzeit acht A- und acht B-Länder gibt, könnte es zu | |
| einer Pattsituation kommen. | |
| 3 Nov 2025 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Justizministerin-ueber-Gleichberechtigung/!6119186 | |
| [2] /Filmen-in-der-Sauna/!6114967 | |
| [3] /Petition-gegen-Voyeuraufnahmen/!6106682 | |
| [4] https://www.justiz.nrw.de/mitteilung/2025-08-25-0#:~:text=*%20Betreuungsver… | |
| [5] /Abschaffung-des-Paragrafen-218-StGB/!6126027 | |
| ## AUTOREN | |
| Amelie Sittenauer | |
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