| # taz.de -- Münchens OlympiJa, Hamburgs Umfrage-Nein: Doppelwumms gegen Hambur… | |
| > In München stimmt eine breite Mehrheit für Olympische Spiele. Die meisten | |
| > Hamburger sind laut NDR-Umfrage dagegen. Kann die Kampagne schon | |
| > einpacken? | |
| Bild: Im Norden ist die Sache klar, auch wenn in Kiel, wo dies Foto 2015 entsta… | |
| Im Rennen um eine deutsche Olympia-Kandidatur ist Hamburgs Konkurrent | |
| München [1][mit einem Referendum vorgeprescht]. Und die Münchner:innen | |
| sind offenbar vom Olympia-Fieber angesteckt: 66 Prozent Ja-Stimmen bei | |
| einer starken Beteiligung von 42 Prozent sind weit mehr als erwartet. | |
| Damit ist die Latte für das im kommenden Mai geplante Hamburger Referendum | |
| vielleicht schon unerreichbar hoch gelegt. Und die Begeisterung vor Ort ist | |
| zwar nicht das einzige Kriterium für die Vergabe der deutschen Bewerbung – | |
| aber ein sehr gewichtiges. | |
| Und in Hamburg ist die Stimmung entgegengesetzt: Am Freitag, zwei Tage vor | |
| der Münchner Abstimmung, hatte der [2][NDR eine Umfrage veröffentlicht]. | |
| Danach sind 60 Prozent der Befragten dagegen, dass Hamburg sich für die | |
| Austragung der Spiele 2036, 2040 oder 2044 bewirbt. Was noch schwerer | |
| wiegt: Nur ein gutes Viertel, 27 Prozent, haben sich dafür ausgesprochen. | |
| Selbst wenn es also gelingen sollte, die 13 Prozent Unentschiedenen im | |
| kommenden halben Jahr vom Segen Olympischer Spiele zu überzeugen, würde das | |
| bei weitem nicht zur Mehrheit reichen. Zumal bei denen am | |
| wahrscheinlichsten ist, dass sie an der Abstimmung gar nicht teilnehmen | |
| werden. | |
| ## Finanzierung ist wieder der Knackpunkt | |
| Es lohnt sich der Blick auf die Details: Laut der Umfrage, die nicht | |
| repräsentativ ist, aber so gewichtet, dass sie die Bevölkerungsstruktur der | |
| Stadt abbildet, befürchten 54 Prozent Nachteile für die Stadt, sogar 56 | |
| Prozent für sich persönlich. | |
| Der meistgenannte Kritikpunkt lautet: „Für Olympische Spiele geben Bund und | |
| Stadt Geld aus, das für wichtigere Dinge fehlt.“ – Fast zwei Drittel der | |
| Hamburger:innen stimmen dem zu, 65 Prozent. Das sind noch mehr als | |
| jene, die fürchten, dass Hamburg zur Dauerbaustelle wird (63 Prozent). | |
| Schon beim [3][Olympia-Referendum 2015] war die Finanzierung ein zentrales | |
| Argument, mit dem die Gegner die Olympia-Pläne des Senats zum Scheitern | |
| gebracht hatten. Die Finanzen der öffentlichen Hand liegen den | |
| Hamburger:innen traditionell am Herzen. Da sind sie ganz hanseatischen | |
| Kaufleute, die wissen wollen, was sie für ihr Geld bekommen. | |
| Fast schon unter „ferner liefen“ kommen in der Umfrage Sorgen um die Natur, | |
| vor Gentrifizierung und steigenden Mieten, die aber immer noch mehr als ein | |
| Drittel der Befragten umtreiben. Auf der anderen Seite interessieren | |
| Olympische Spiele über die Hälfte der Hamburger:innen bestenfalls „eher | |
| wenig“. Begeisterung sieht anders aus. | |
| In den potenziell mitbetroffenen Nachbarländern fällt dieselbe Umfrage zum | |
| Teil deutlich positiver aus. In Schleswig-Holstein, das nach 1936 und 1972 | |
| zum dritten Mal die Segelwettbewerbe ausrichten möchte, sprechen sich | |
| immerhin 38 Prozent für die Spiele aus. In Niedersachsen und | |
| Mecklenburg-Vorpommern sind mit 42 Prozent sogar mehr Menschen dafür als | |
| dagegen. Von einer Olympia-Euphorie Münchner Kalibers ist aber auch das | |
| noch sehr weit weg. | |
| Dass sich in den Flächenländern weniger Widerstand arktikuliert, ist leicht | |
| zu erklären: Wenn die zwei, drei Wettbewerbe ausrichten, droht weder | |
| jahrelanges Baustellenchaos noch die dauerhafte Aufwertung ganzer | |
| Stadtviertel. Und auch die Landesfinanzen würde eine solche Beteiligung | |
| nicht (weiter) ruinieren. | |
| Das kann für Hamburg ganz anders sein: Für die Spiele in Paris sind 6,6 | |
| Milliarden Euro aus der öffentlichen Hand geflossen, das entspricht | |
| ziemlich genau einem Drittel des Hamburger Landeshaushalts. Es wird auf die | |
| Lastenverteilung zwischen Bund und Stadtstaat ankommen, ob nur unsere | |
| Kinder oder auch noch unsere Enkel die Schulden abbezahlen müssen. | |
| Selbst wenn die Bundesregierung nicht den Fehler von Finanzminister | |
| Wolfgang Schäuble (CDU) wiederholen sollte, bis zum 2015er-Referendum | |
| [4][nicht klar zu sagen, wie viel der Bund zu zahlen bereit ist] – sie wird | |
| sicher keinen Blankoscheck ausstellen, der sämtliche Mehrkosten deckt. Und | |
| die fallen bei Bauten der öffenlichen Hand ja gelegentlich an. Das | |
| Internationale Olympische Komitee jedenfalls, das übrigens 57 Prozent der | |
| befragten Hamburger:innen für „zu korrupt und intransparent“ halten, | |
| pflegt seine Verträge so zu gestalten, dass Kostenrisiken nicht bei ihm | |
| liegen. | |
| ## Der Klimaentscheid gibt die Richtung vor | |
| Es sieht aus, als könnte Hamburg sich das Referendum sparen und die | |
| Kampagne einrollen, bevor sie richtig begonnen hat. Nicht nur, dass das | |
| Münchner Ergebnis kaum einzuholen ist. Der rot-grüne Senat könnte sich | |
| selbst auch die Schmach ersparen, von genau zwei von oben initiierten | |
| Referenden seit Bestehen der Bundesrepublik zwei verloren zu haben – und | |
| das auch noch mit demselben Thema. | |
| Eigentlich haben die Hamburger:innen ja auch aktuell längst über | |
| Olympia entschieden, wenngleich das nicht explizit auf dem Wahlzettel | |
| stand: vor zwei Wochen, [5][beim Zukunftsentscheid]. Hamburg muss danach | |
| bis 2040 klimaneutral sein. Und Spiele mit über zehn Millionen | |
| Besucher:innen in sechs Wochen werden sich nicht klimaneutral machen | |
| lassen. Mal davon abgesehen, dass das Geld, das in die Spiele flösse, für | |
| Klimaschutz-Investitionen dringend gebraucht wird. | |
| Hamburgs regierende SPD jammert schließlich andauernd, wie teuer die | |
| Umsetzung des Klimaentscheids werde. In einer Art trotziger | |
| Verweigerungshaltung sagte Fraktionschef Dirk Kienscherf sogar, „die | |
| Grünen“, seine Koalitionspartner, seien nun in der Pflicht, konkrete Pläne | |
| dafür vorzulegen. Das klingt nicht nach einem Senat, der, wie zunächst | |
| beteuert, das Ergebnis des Volksentscheids respektiert, und sich mit | |
| vereinten Kräften daran macht, dem vom Volk erlassenen Gesetz Geltung zu | |
| verschaffen. | |
| Man kann das auch als Einladung verstehen, beim Olympia-Refendum im Mai | |
| noch mal mehr Wumms hinter die Sache zu bringen. | |
| 27 Oct 2025 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Bewerbung-fuer-Olympia/!6124690 | |
| [2] https://www.ndr.de/ndrfragt/olympische-spiele-mehrheit-in-hamburg-lehnt-pla… | |
| [3] /Olympiabewerbungsende/!5253400 | |
| [4] /Kommentar-gescheiterte-Olympiakampagne/!5256081 | |
| [5] /Schaerferes-Klimaschutzgesetz-kommt/!6116479 | |
| ## AUTOREN | |
| Jan Kahlcke | |
| ## TAGS | |
| Nolympia | |
| Sport | |
| Stadtentwicklung Hamburg | |
| Hamburg | |
| Gentrifizierung | |
| Referendum | |
| Volksentscheid | |
| Social-Auswahl | |
| Nolympia | |
| Sport | |
| Kolumne Press-Schlag | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Olympia da, wo die Leistung sitzt: Danke, München! | |
| München will Olympia - gut so! Wie alle wissen, ist Bayern besser als | |
| Berlin. Es gibt keinen Grund, dass Berlin als Austragungsort im Rennen | |
| bleibt. | |
| Bewerbung für Olympia: Das Ende einer olympischen Depression | |
| München hat sich deutlich für eine Austragung der Olympischen Spiele | |
| ausgesprochen. Damit ist die Stadt ein Beispiel, dem andere Städte folgen | |
| sollten. | |
| Olympiaabstimmung in München: Der Preis des olympischen Zaubers | |
| Olympische Spiele sind ein wahrhaft wunderbares Event für eine Stadt – und | |
| teuer. Die deutschen Bewerber sollten sich endlich ehrlich machen. |