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# taz.de -- Olympiaabstimmung in München: Der Preis des olympischen Zaubers
> Olympische Spiele sind ein wahrhaft wunderbares Event für eine Stadt –
> und teuer. Die deutschen Bewerber sollten sich endlich ehrlich machen.
Bild: Zweiter Anlauf: Die Olympischen Ringe vor den Sportstätten der Spiele 19…
Olympische Sommerspiele sind eine wunderbare Sache. Sie können einen ganz
eigenen Zauber über die gastgebenden Städte legen. In lauen Sommernächten
auf dem Weg durch die Stadt mit Olympiagästen aus Ländern ins Gespräch zu
kommen, von denen man vielleicht einmal vor Jahren im Geografieunterricht
gehört hat, kann den Horizont erweitern. Die zivile Armee der freiwilligen
Helfer, die nimmermüde freundlich Auskünfte in den verschiedensten Sprachen
geben, bereichern das – Achtung! – Stadtbild für zwei Wochen ungemein.
Und auch wenn man keine Karte für einen Wettbewerb ergattern konnte,
erschließt sich die Olympiastimmung beim Schlendern durch die Stadt von
ganz alleine. Das immer noch omnipräsente Schwärmen über die Sommerspiele
von Paris im vergangenen Jahr ist Ausweis dieser ganz speziellen
olympischen Aura.
Für die meisten Sportlerinnen und Sportler gibt es ohnehin nichts Größeres
als die Spiele. Sie verschaffen ihnen die ganz große Bühne, die sie sonst
nicht haben. Eine Fechterin kann zum Superstar werden, ein Wildwasserkanute
zur besten Sendezeit zum Hingucker und die unwahrscheinliche
Erfolgsgeschichte einer Ringerin kann die Welt zu Tränen rühren. Wer zum
ersten Mal einen Gewichtheberwettkampf live in der Halle miterlebt, weil
für die Leichtathletikwettbewerbe keine Karte mehr zu bekommen war, wird
gewiss staunen über die jahrmarktreife Darstellung purer Menschenkraft auf
einer Bühne.
Ein Herzschlagfinale beim Marathon, ein irrwitzig langes Solo auf dem
Rennrad oder ein perfekt ausgeführter Hüftwurf auf der Judomatte bilden die
Schönheit des Sports ab. Die schiere Größe von Olympia sorgt dafür, dass
auch Sportarten, die sonst ein Schattendasein im allgegenwärtigen
Profifußball der Männer fristen, gefeiert werden.
## Wie viel darf’s denn kosten?
Olympische Spiele sind ein wahrhaft fantastisches Sportfest. Ein solches in
Zukunft auch mal in Deutschland erleben zu dürfen, wäre ein echtes
Privileg. Es gibt da nur ein Problem – sie sind mit irrwitzigen Kosten
verbunden. Das wissen auch die vier Bewerberregionen, die die Spiele so
gerne nach Deutschland holen möchten.
[1][Doch weder an Rhein und Ruhr, noch in Berlin oder Hamburg wird eine
ehrliche Rechnung aufgemacht]. Auch in München, wo die Bürgerinnen und
Bürger am Sonntag dazu aufgerufen sind, in einem Ratsbegehren darüber
abzustimmen, [2][ob sich die Stadt für Olympische Spiele bewerben soll],
drücken sich die Befürworter um die entscheidende Frage. Wie viel soll es
der Stadtgesellschaft, dem Freistaat Bayern, dem Bund wert sein, ein
zweiwöchiges Supersportfest zu holen?
6,6 Milliarden Euro Steuergelder sind in [3][die Spiele von Paris]
geflossen. Das kann man schockierend finden. Man kann auch der Meinung
sein, dass sich der Einsatz von öffentlichen Mitteln für zwei Wochen
Olympiazauber gelohnt hat. Aber in den Werbeflyer der Landeshauptstadt
München, der den Wahlunterlagen für das Ratsbegehren beiliegt, einfach
reinzuschreiben „die Kosten werden refinanziert“, das sollte sich
verbieten. Was soll das auch heißen? Dass alle Rechnungen bezahlt werden?
Das sollte ja wohl klar sein.
Also liebe Olympiabewerber aus Deutschland, wie wäre es mit mehr
Ehrlichkeit im Umgang mit den Kosten für Olympische Spiele? Die sind nicht
nur, was die Geldbeträge angeht, enorm. Die Überwachungsfantasien, die bei
Sportgroßereignissen von Innenpolitikern gerne ausgelebt werden, gehen auf
Kosten der Bürgerrechte. Auch das gehört zu der Frage, die sich eine
Gesellschaft stellen muss: Wie viel ist uns der olympische Zauber wert?
26 Oct 2025
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## AUTOREN
Andreas Rüttenauer
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