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# taz.de -- USA-China: Kurz vor dem Deal
> Nach Handelsgesprächen zwischen Peking und Washington scheint der Weg
> frei zu sein für einen großen Deal. Deutschland wählt eine andere
> Strategie.
Bild: Eigentlich nicht überraschend: Xi Jinping und Donald Trump haben ähnlic…
Als Chinas Unterhändler Li Chenggang von einer „vorläufigen Einigung“
sprach, reagierten viele Nachrichtenredaktionen mit Skepsis. Kann es
wirklich sein, dass die fünfte Runde der US-amerikanisch-chinesischen
Handelsgespräche, die dieses Wochenende im malaysischen Kuala Lumpur
stattfanden, so positiv verliefen?
Eine halbe Stunde später bestätigte auch US-Finanzminister Scott Bessent
zuversichtlich, dass man „erfolgreiche Rahmenbedingungen“ für das
bevorstehende Gipfeltreffen zwischen Xi Jinping und Donald Trump geschaffen
habe.
Und tatsächlich: Die von Trump angekündigten zusätzlichen Strafzölle in
Höhe von 100 Prozent seien „effektiv vom Tisch“, sagte Bessent. Im Gegenzug
werde China offenbar seine Exportkontrollen bei Seltenen Erden aussetzen
und auch verstärkt Sojabohnen aus den Vereinigten Staaten importieren.
Auch beim Kampf gegen Fentanyl – jenes hochpotente Opiat, dessen
Vorprodukte oft aus chinesischen Labors stammen und das in den USA zu einer
furchtbaren Drogenepidemie geführt hat – habe man sich auf eine
Zusammenarbeit geeinigt. Kurzum: In praktisch allen Streitfragen scheinen
die zwei Seiten Kompromisse gefunden zu haben.
Die Details bleiben noch vage, dennoch dürfte die Wahrscheinlichkeit
deutlich gestiegen sein, dass die zwei Staatschefs Xi und Trump bei ihrem
geplanten Treffen am Donnerstag in Südkorea einen großen Deal verkünden
werden. Die Börsen werden bis dahin sicherlich vor Euphorie überschäumen.
## Wie die USA bisher mit China umgingen
Ein Rückblick: Als US-Präsidenten Barack Obama 2011 seinen „strategischen
Schwenk“ nach Asien einleitete, begannen die US-amerikanisch-chinesischen
Beziehungen allmählich ungemütlich zu werden. Sein Nachfolger Donald Trump
brach schließlich während seiner ersten Amtszeit einen handfesten
Handelskrieg vom Zaun – als Reaktion auf die massiven Wettbewerbsverstöße
des chinesischen Staatskapitalismus.
Joe Biden verschärfte den harten China-Kurs noch zusätzlich, indem er
seinen wirtschaftspolitischen Werkzeugkasten um Tech-Sanktionen erweiterte:
Chinas Volkswirtschaft ist mittlerweile von der führenden Chip-Technologie
des Westens abgeschnitten.
Während der letzten Monate holte Trump schließlich die Zollkeule heraus –
und drohte der Volksrepublik China mit immer absurd höheren Strafzölle. Die
chinesische Staatsführung [1][reagierte jedoch konsistent mit
Gegenmaßnahmen] – und spielte zuletzt mit einem De-facto-Exportstopp von
Seltenen Erden seinen ersten Joker aus. Davon ist die gesamte
Weltwirtschaft abhängig, und die Rohstoffe werden zu großen Teilen in China
gewonnen und zu noch größeren Teilen dort verarbeitet.
Nun also dürfte es zumindest zu einer verlängerten Feuerpause im
Handelsstreit zwischen den zwei Weltmächten kommen. Am 30. Oktober werden
sich Trump und Xi in Südkorea treffen. Und wahrscheinlich wird der
US-Präsident bei dieser Gelegenheit seinen „vollständigen Deal“ verkünde…
den er der Weltöffentlichkeit zuvor bereits versprochen hatte. Wie
weitreichend die Einigung schlussendlich ausfallen wird, lässt sich noch
nicht sagen. Und ebenso offen ist, ob sie dauerhaft halten wird.
Die Weltwirtschaft dürfte davon profitieren, dass die USA und China wieder
zu einem konstruktiven Miteinander finden. Dennoch machen die Verhandlungen
zwischen den zwei Weltmächten auch die schwindende Bedeutung der
Europäischen Union deutlich. Ganz offensichtlich verhandelt die
Volksrepublik nur mit den Vereinigten Staaten auf Augenhöhe. Selbst
Deutschland, immerhin Chinas größter europäischer Handelspartner, bekommt
vor allem die machtpolitische Peitsche des Einparteienstaats zu spüren:
Eigentlich hätte nämlich am Sonntag Außenminister Johann Wadephul (CDU)
seinen Antrittsbesuch nach Peking beginnen sollen, doch er bekam bis
zuletzt – abseits des Treffens mit seinem Amtskollegen Wang Yi – keine
weiteren Termine zugesichert.
## Warum China Wadephul zappeln ließ
Dass die Chinesen Wadephul zappeln ließen, hatte offensichtlich mit seiner
– wie Peking finden dürfte – „falschen Sicht“ auf die Taiwan-Frage zu …
Die chinesische Staatsführung wollte wohl Vergeltung dafür ausüben, dass
der deutsche Spitzendiplomat sich nicht explizit gegen eine Unabhängigkeit
der demokratisch regierten Insel ausgesprochen hatte. Insofern war
[2][Wadephuls Verschiebung seiner Dienstreise] ein richtiger und mutiger
Schritt, um Peking zu zeigen, dass man sich [3][nicht dem willkürlichen
Druck einer Autokratie beugt.]
Gleichzeitig hat das Reich der Mitte deutlich gemacht, dass es gar nicht
daran denkt, irgendwelche Zugeständnisse an die Europäer zu machen. Denn
die USA haben aufgrund ihres überlegenen Finanzsystems und der
Technologieführerschaft in vielen Bereichen Asse im Ärmel. Die EU ist zwar
auch ein wichtiger Absatzmarkt für China. Vergleicht man die gegenseitige
Abhängigkeit, liegt der Vorteil jedoch auf Pekings Seite.
26 Oct 2025
## LINKS
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## AUTOREN
Fabian Kretschmer
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