Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Asean-Gipfel in Kuala Lumpur: Listige Tigerstaaten ziehen Trump den…
> Der südostasiatischen Staatengemeinschaft gelingt eine Gratwanderung: Sie
> managen Trump, ohne sich dabei selbst zu demütigen.
Bild: Zusammenhalten: Eröffnungsveranstaltung des Asean-Gipfels in Kuala Lumpur
Kuala Lumpur atmet auf. Die südostasiatische Staatengemeinschaft hat die
Trump-Show zu Beginn ihres Gipfels gut über die Bühne gebracht. Am
Vormittag Ortszeit war der US-Präsident in Malaysias Hauptstadt gelandet.
Sofort stand der heikelste Programmpunkt des Besuchs an: die Unterzeichnung
des von Trump mit Pomp angekündigten „Friedensabkommens“ im Grenzkrieg
zwischen Kambodscha und Thailand.
Donald Trump hatte sich die Ende Juli beschlossene wackelige Waffenruhe als
eigenes Verdienst angerechnet. Damals hatte er den Staaten nach eigenen
Angaben bei weiteren Auseinandersetzungen mit hohen Zöllen gedroht. Wenige
Tage später schwiegen die Waffen tatsächlich; in den Tagen zuvor hatte
indes auch Malaysia diplomatisch auf beide Länder eingewirkt.
Ob und wie ausschlaggebend der US-Beitrag letztlich war, klärte sich
bislang nicht auf. Bei der Unterzeichnung der „Gemeinsamen Erklärung
zwischen Thailand und Kambodscha“ dankten beide Staaten den USA und
Malaysia schlicht für ihre „Beiträge“ auf dem Weg zum Frieden.
## Trump tanzt
Trump gab sich locker. Nach Ankunft am Flughafen stimmte er in eine kleine
Tanzeinlage des Begrüßungskomitees ein. Anschließend setzte er sich in
dieselbe Limousine wie [1][Malaysias Premier Anwar Ibrahim] – gegen das
Sicherheitsprotokoll. Anwar scherzte später: „Die Welt braucht
Führungspersönlichkeiten, die sich mit Überzeugung für den Frieden
einsetzen. Um das zu erreichen, muss man manchmal ein paar Regeln brechen.“
Auch die weiteren Etappen von Trumps Besuch bis zum Abend verliefen
erstaunlich konstruktiv. Seine Delegation zeigte sich nach Gesprächen mit
chinesischen Verhandlern im Handelsstreit optimistisch mit Blick auf ein
geplantes Treffen mit [2][Chinas Staatschef Xi Jinping].
Verkündet wurden Handelsdeals mit Malaysia, Kambodscha und Thailand, ein
Austausch Trumps mit Brasiliens Präsident Lula verlief offenbar
versöhnlich. Am Morgen gab es erneut Proteste gegen Trumps Unterstützung
Israels im Gazakrieg. Doch die Lage blieb friedlich. Planmäßig reist Trump
morgen früh nach Japan weiter.
## So hat die Strategie funktioniert
Die Befürchtung, dass sein Auftritt den Asean-Staaten vollkommen die Schau
stehlen würde, bewahrheitete sich nicht. Dies gelang nicht zuletzt dank
einer klug austarierten Strategie: In Trumps Beisein agierten die
Asean-Spitzen respektvoll, ohne sich wie manch anderer zuvor arg selbst zu
demütigen. Und unter sich stellten sie ihre eigene Arbeit in den
Vordergrund.
Bei der Plenumssitzung am Morgen dankte der malaysische Premier und
Gipfelvorsitzende Thailand und Kambodscha für ihre Friedensbemühungen,
Trump erwähnte er nicht. Thailands Außenminister rückte in einer
Pressekonferenz am Nachmittag die Bedeutung der soeben unterschriebenen
Erklärung und Trumps Beitrag daran sanft zurecht: Ein dauerhafter Frieden
bleibe bedingt durch Kambodschas Bereitschaft, Truppen abzuziehen und die –
weiter umstrittenen – Grenzen zwischen den Ländern zu akzeptieren. Trump
habe den Friedensprozess erleichtert, doch die Verhandlungen selbst seien
bilateral gewesen.
Die zweite bedeutende Vereinbarung des Tages, Osttimors Aufnahme in den
südostasiatischen Staatenbund, wurde schon am Morgen ausgiebig gefeiert. 23
Jahre nach der Unabhängigkeit von Indonesien war es für die junge Nation
ein bewegender Moment der Selbstbestimmung. Osttimors Premier hatte Tränen
in den Augen.
Dass die Stimmung im Festsaal in Kuala Lumpur besonders am Sonntagmorgen
fast gelöst wirkte, lag wohl auch an der Zusammensetzung der Anwesenden.
Neben den Asean-Staatschefs fuhr zum Gipfelauftakt ein beachtliches
Aufgebot an Staatsmännern und sehr wenigen Staatsfrauen vor. Dazu zählten
UN-Generalsekretär António Guterres, EU-Ratspräsident António Costa,
Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva und sein südafrikanischer
Amtskollege Cyril Ramaphosa, Japans Premierministerin Sanae Takaichi und
Kanadas Premier Mark Carney.
Es fehlten ranghohe Vertreter aller drei Supermächte: Trump landete erst
später am Vormittag, Chinas Premier Li Qiang wird morgen erwartet,
Russlands Präsident Wladimir Putin hatte kurzfristig abgesagt. Die Stimmung
im Saal profitierte mit großer Wahrscheinlichkeit davon.
Besonders für Schwellenländer und andere Mittelmächte bietet der
Asean-Gipfel dagegen ein wichtiges Forum. Lula und Ramaphosa bleiben beide
mehrere Tage in Malaysia. Und auch Costa nutzt die Gelegenheit für weitere
Gespräche.
## Parallelen zur Debatte in der EU
In der Gipfel-Auftaktrede von Malaysias Außenminister konnte man manche
Parallelen zu Debatten in der EU erkennen: [3][Die Asean-Staaten müssten
einseitige Abhängigkeiten reduzieren]. Sich dem grassierenden
Unilateralismus entgegenstellen. Neue politische und wirtschaftliche
Partnerschaften aufbauen. Auf der Suche nach gleichgesinnten Partnern im
Konflikt der Großmächte stehen die Chancen zur Zusammenarbeit zwischen EU
und Asean so gut wie nie zuvor. Vielleicht beschert der Austausch auch den
einen oder anderen Tipp zum Umgang mit Potentaten.
Allein mit Aseans allseitiger diplomatischer Offenheit dürften sich die
meisten EU-Länder schwertun. Die Gemeinschaft hält weiter politische
Kontakte zu Russland aufrecht. Obwohl die Asean-Staaten Russlands
Angriffskrieg gegen die Ukraine kollektiv verurteilt haben, hört man
zumindest in diesem Jahr wenig offen kritische Worte gegen Putin.
Doch Aseans diplomatisches Geschick wird in den nächsten Tagen noch weiter
auf die Probe gestellt werden. Beim East Asian Summit am Montag sollen
Vertreter von 19 Staaten zusammenkommen: sowohl aus Südostasien und der
Pazifikregion als auch aus China, Russland und den USA. Aber Trump ist dann
schon weg. Er reist für bilaterale Handelsgespräche weiter [4][nach Japan]
und Südkorea.
26 Oct 2025
## LINKS
[1] /Malaysia-nach-den-Wahlen/!5903730
[2] /Xi-Jinping/!t5007916
[3] /Gipfel-suedostasiatischer-Staaten/!6124101
[4] /Asien-Reise-von-Aussenminister-Wadephul/!6107418
## AUTOREN
Leonardo Pape
## TAGS
Asean
Schwerpunkt USA unter Trump
Kambodscha
Thailand
Indonesien
Trump in Asien
Donald Trump
KP China
Asean
Thailand
Schwerpunkt Myanmar
## ARTIKEL ZUM THEMA
USA unter Donald Trump: Wie es ihm gefällt
Vor einem Jahr wurde Donald Trump zum zweiten Mal zum Präsidenten gewählt.
Seit seinem Amtsantritt regiert er mit der Abrissbirne.
USA-China: Kurz vor dem Deal
Nach Handelsgesprächen zwischen Peking und Washington scheint der Weg frei
zu sein für einen großen Deal. Deutschland wählt eine andere Strategie.
Waffenruhe in Südostasien: Erfolgreiche Gesichtswahrung
Die Waffenruhe im Konflikt zwischen Kambodscha und Thailand hält. Es ist
ein erstaunlicher Erfolg kluger Diplomatie.
Streit zwischen Thailand und Kambodscha: Die Waffenruhe hält
Nach anfänglichen Irritationen hält die Waffenruhe offenbar, auch gab es
erste gemeinsame Treffen der betreffenden Regionalkommandanten des
Militärs.
Erdbebenfolgen im Bürgerkriegsland: Myanmars Militärjunta erklärt doch noch …
Ziel der Waffenruhe sei es, nach dem Erdbeben den Wiederaufbau zu fördern.
Das Regime versucht jedoch, Hilfslieferungen in Rebellengebiete zu
unterbinden.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.