| # taz.de -- Bürgergeld: Fast jede dritte Sanktion trifft ein Kind | |
| > Erschreckende Zahlen der Bundesagentur für Arbeit: In einem Drittel der | |
| > sanktionierten Haushalte leben Kinder. Die Bundesregierung plant trotzdem | |
| > weitere Verschärfungen. | |
| Bild: Schon jetzt gibt es zuviel Kinderarmut in diesem Land | |
| Berlin taz | In fast jedem dritten sanktionierten Bürgergeldhaushalt lebt | |
| mindestens ein minderjähriges Kind. Das geht aus aktuellen Zahlen der | |
| Bundesagentur für Arbeit hervor, die die taz abgefragt hat. Im Juni 2025 | |
| gab es demnach 2.883.181 Bedarfsgemeinschaften. 35.512 Haushalte davon | |
| wurden sanktioniert, waren also wegen Pflichtverletzungen oder | |
| Meldeversäumnissen von einer Leistungskürzung betroffen. Das entspricht 1,2 | |
| Prozent. Es ist also nur eine kleine Minderheit, die überhaupt von | |
| Sanktionen betroffen ist. | |
| Erschreckend ist aber: Unter den 35.512 sanktionierten Haushalten gab es | |
| 11.115 Haushalte – das entspricht 31,3 Prozent –, in denen mindestens ein | |
| minderjähriges Kind lebte. Die Zahl 11.115 beschreibt das Minimum an | |
| betroffenen Kindern. Denn aus den Zahlen der Bundesagentur geht nur hervor, | |
| ob ein Kind in der sanktionierten Bedarfsgemeinschaft lebte, nicht aber, | |
| wie viele es tatsächlich waren. | |
| Das ist vor dem Hintergrund der anstehenden Bürgergeldreform keine | |
| irrelevante Zahl. Erst vergangene Woche hat Bundesarbeitsministerin Bärbel | |
| Bas (SPD) regierungsintern [1][einen ersten Referentenentwurf vorgelegt], | |
| um das Bürgergeld zu reformieren. Im Kern beinhaltet der Entwurf schnellere | |
| und härtere Sanktionsmöglichkeiten. Vorgesehen ist, dass bei | |
| Pflichtverletzungen die Leistungen künftig direkt um 30 Prozent für bis zu | |
| drei Monate gemindert werden können. Wenn eine Person ein konkretes | |
| Arbeitsangebot ablehnt, soll in Zukunft der komplette Regelsatz gestrichen | |
| werden können. | |
| Auch für Menschen, die wiederholt nicht zu Terminen im Jobcenter | |
| erscheinen, sind härtere Sanktionen geplant. Ab dem zweiten Meldeversäumnis | |
| soll die Leistung um 30 Prozent gekürzt werden. Nach drei | |
| aufeinanderfolgenden versäumten Terminen soll der Regelbedarf vorerst nicht | |
| mehr ausgezahlt werden, aber die Mietkosten werden weiter übernommen. | |
| Erscheint die betroffene Person danach weiterhin nicht, entfällt der | |
| Leistungsanspruch komplett. Sprich: Auch die Mietzahlungen werden | |
| eingestellt. Leben jedoch weitere Personen im Haushalt, sollen die | |
| sogenannten Kosten der Unterkunft weitergezahlt werden. | |
| Ein Bündnis aus Sozialverbänden und Gewerkschaften warnte vor | |
| schwerwiegenden Folgen solcher Verschärfungen. „Wohnungslosigkeit darf kein | |
| politisches Druckmittel sein“, heißt es in einem am Dienstag | |
| [2][veröffentlichten offenen Brief]. Die Sanktionsverschärfungen würden | |
| nicht nur Einzelpersonen, sondern ganze Familien treffen, etwa Kinder oder | |
| pflegebedürftige Angehörige. | |
| 23 Oct 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Jasmin Kalarickal | |
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