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# taz.de -- Frieden in Nahost: Partner und Geld für den Wiederaufbau gesucht
> Noch überwiegt die Freude über die Freilassung der Hamas-Geiseln. Wird
> Deutschland nun, wie angekündigt, eine führende Rolle beim Wiederaufbau
> übernehmen?
Bild: Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) begrüßt am Montag die Teilnehmer des…
In der deutschen Politik überwiegen nach der Freilassung der letzten 20
lebenden israelischen Geiseln Freude und Hoffnung. „Endlich. Nach 738 Tagen
kehren die Geiseln zurück – darunter auch Deutsche. Zwei Jahre Angst,
Schmerz und Hoffnung liegen hinter ihnen. Heute können Familien ihre
Liebsten endlich wieder in die Arme schließen“, schrieb Bundeskanzler
Friedrich Merz (CDU) [1][am Montag auf X]. Und zwar auf Deutsch, Englisch
und Hebräisch. „Dieser Tag ist ein Anfang: der Beginn von Heilung und ein
Schritt auf dem Weg zum Frieden im Nahen Osten.“
Merz war am frühen Montagmorgen kurzfristig zur „Nahost-Friedenszeremonie“
ins ägyptische Scharm al-Scheich geflogen. Eingeladen waren auch
UNO-Generalsekretär António Guterres, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron
sowie Jordaniens König Abdullah II.
Auch für den außenpolitischen Sprecher der SPD-Fraktion, Adis Ahmetović,
ist der 13. Oktober zunächst ein Tag der Freude. Er lernte im August
während einer Reise nach Israel den Vater von [2][Omri Miran] kennen. Miran
gehört zu jenen, die nun freikamen. „Diese Nachricht erfüllt mich mit
großer Freude und Dankbarkeit“, erklärt Ahmetović gegenüber der taz.
„Auch das unermessliche Leid der palästinensischen Bevölkerung findet nun
hoffentlich ein Ende.“ Doch in die Freude mischen sich bereits erste
Zweifel. [3][Schweigen die Waffen wirklich?] Wie kann der Prozess hin zu
einem dauerhaften Frieden gelingen?
Ahmetović fordert entschlossenes diplomatisches Handeln, damit der
Waffenstillstand hält. Dazu gehöre auch, dass politische Vorbereitungen für
den Fall eines Scheiterns getroffen werden – „einschließlich möglicher
EU-Maßnahmen, falls eine Konfliktpartei erneut militärisch eskaliert“. Im
Klartext: Die diskutierten EU-Sanktionen gegen rechtsradikale Minister der
israelischen Regierung und radikale Siedler dürfen – obwohl nie beschlossen
– nicht zu schnell vom Tisch genommen werden. „Über der Euphorie sollte
nicht vergessen werden, dass die Lage in der Westbank weiterhin sehr
angespannt ist“, so Ahmetović.
Wahrscheinlich hebt die Bundesregierung aber den von Merz im August
verkündeten teilweisen Lieferstopp von Rüstungsgütern an Israel bald wieder
auf. Laut einem Regierungssprecher wird die Genehmigungspraxis nun
angesichts der Ereignisse vor Ort überprüft.
Als erste Sofortmaßnahme will die Bundesregierung 29 Millionen Euro für
humanitäre Hilfe überweisen, etwa an das Welternährungsprogramm, das
Kinderhilfswerk Unicef und die Weltgesundheitsorganisation. Innerhalb der
nächsten Wochen wird Deutschland zudem zusammen mit Ägypten eine
Wiederaufbaukonferenz für Gaza in Kairo ausrichten. Diese, so teilte es ein
Sprecher des Auswärtigen Amtes bereits am Freitag mit, werde „eine
politisch breit angelegte Konferenz sein, die auch im Blick behält, dass am
Ende eine Zweistaatenlösung stehen muss“.
Neben dem Auswärtigen Amt, das für humanitäre Hilfe zuständig ist, spielt
das Entwicklungsministerium (BMZ) mit seiner langfristigen Zusammenarbeit
eine zentrale Rolle. Ministerin Reem Alabali-Radovan (SPD) knüpfte Ende
August in den palästinensischen Gebieten, in Jordanien und Saudi-Arabien
erste Kontakte. 850 temporäre Unterkünfte stünden bereit, um nach Gaza
gebracht zu werden.
Die Crux ist: Wie andere Länder hatte Deutschland die Mittel für
Entwicklungszusammenarbeit stark zusammengekürzt. In diesem Jahre muss das
BMZ mit rund 1 Milliarde Euro weniger auskommen, im kommenden Jahr sollen
weitere 360 Millionen Euro wegfallen. Ahmetović fordert, die geplanten
Kürzungen zurückzunehmen. „Deutschland sollte gemeinsam mit europäischen
Partnern Verantwortung beim Wiederaufbau des Gazastreifens übernehmen und
damit verlorenes Vertrauen im Globalen Süden und in Europa zurückgewinnen.“
13 Oct 2025
## LINKS
[1] https://x.com/bundeskanzler/status/1977668350835888635
[2] /Nach-738-Tagen-in-Hamas-Gefangenschaft/!6119852
[3] /Analyse-zur-Waffenruhe-in-Gaza/!6115099
## AUTOREN
Anna Lehmann
## TAGS
Schwerpunkt Nahost-Konflikt
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Geisel
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Kolumne Gaza-Tagebuch
Nahost-Debatten
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