| # taz.de -- Frauen an der Staatsspitze: Rechtspopulistische Politikerinnen lös… | |
| > Immer mehr Frauen lenken die Geschicke ihrer Länder. Für den Feminismus | |
| > ist das allerdings kein Erfolg – im Gegenteil. | |
| Bild: Eine der Hardlinerinnen: die neue japanische Premierministerin Sanae Taka… | |
| Jetzt also auch Japan. [1][Seit einigen Tagen ist Sanae Takaichi | |
| Premierministerin und damit die erste Frau in dem Spitzenamt in dem | |
| asiatischen Land]. Damit reiht sich Takaichi ein in eine Riege weiblicher | |
| Führungen auf dem asiatischen Kontinent: Indien, Sri Lanka, Pakistan, | |
| Thailand, Indonesien, um nur einige zu nennen. Dort standen und stehen | |
| Frauen an der Spitze von Staaten und Parteien. Der entscheidende | |
| Unterschied zu Frauen in diesen Positionen in Europa ist, dass die | |
| asiatischen Spitzenfrauen häufig Töchter, Witwen, Schwestern früherer | |
| Amtsinhaber waren und in erster Linie wegen der Familienbande und somit | |
| eher qua Geburt an die Spitze katapultiert wurden: Indira Ghandi in Indien | |
| ist die Tochter des ersten Ministerpräsidenten Jawaharlal Nehru, die | |
| Indonesierin Megawati Sukarnoputri die Tochter des Staatsgründers Sukarno, | |
| Benazir Bhutto in Pakistan Tochter des einstigen Premierministers. | |
| Takaichi indes wurde von ihrer Partei, der Liberaldemokratischen Partei | |
| (LDP), gewählt. Sie gilt als rechtskonservativ und absolute Hardlinerin | |
| unter anderem in sozialpolitischen Fragen – und ergänzt damit gewissermaßen | |
| den Reigen rechtspopulistischer Frauen in Europa: [2][Giorgia Meloni in | |
| Italien], [3][Marine Le Pen in Frankreich], [4][Alice Weidel in | |
| Deutschland]. | |
| Diese Frauen haben das erreicht, was Teile der Frauenbewegung | |
| jahrzehntelang gefordert hatten: Macht. Und das nicht nur aus | |
| Gleichstellungsgründen, immerhin ist die Hälfte der Weltbevölkerung | |
| weiblich. Sondern schlicht, um die Welt ein bisschen besser zu machen – mit | |
| einer Sozial- und Gleichstellungspolitik, die sich stärker an den | |
| Bedürfnissen von Frauen, Kindern, Alten, Schwächeren, Migrant:innen | |
| orientiert, die auf Equal Pay und gleiche Rechte für alle setzt. Einer | |
| Politik, die sich jenseits von (männlichem) Krieg, Rüstung, | |
| Profitmaximierung verortet. | |
| Doch [5][Meloni, Weidel, Le Pen und Co stehen genau dafür nicht]. Sie | |
| verkehren den feministischen Traum von Gleichstellung und nachhaltigem | |
| Leben ins Gegenteil. Sie stehen für Nationalismus, Rassismus, Misogynie, | |
| knallharte Migrationspolitik. Sie bedienen diese Felder teilweise sogar | |
| noch härter als ihre männlichen Kollegen und punkten auf eine Weise, die | |
| offensichtlich anschlussfähig ist: mit weiblichem Charme, einem an der | |
| Oberfläche einnehmendem Wesen, einer Kommunikation, die vermeintlich nicht | |
| auf Spaltung setzt. Das ist geschickt und wirkt selbst bei zahlreichen | |
| Frauen. | |
| Damit erledigen Frauen das Geschäft der Männer, die sich entspannt | |
| zurücklehnen können: Seht ihr, das mit dem Feminismus war eine Schnapsidee, | |
| selbst viele von euch wollen den nicht. Rechtspopulist:innen werden | |
| unterstützt von Frauen, die sich auf eine traditionelle Rolle als Hausfrau | |
| und Mutter besinnen. Die digital Affinen von ihnen performen im Netz als | |
| Tradwives. Kurz: Frauen verraten Frauen. | |
| Takaichis Vorbild ist Margaret Thatcher, erste Premierministerin | |
| Großbritanniens. Die „eiserne Lady“ hat eine Politik für Sozialabbau | |
| betrieben – perfekt gemacht für Autokrat:innen. | |
| 25 Oct 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Simone Schmollack | |
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