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# taz.de -- Queerfeindlichkeit in Schulen: Politik wird an die Tafel gerufen
> Nach einem queeren Mobbingfall an einer Schule verweist die
> Bildungssenatorin auf die künftige Beschwerdestelle. Für queere Bildung
> wird das Geld gekürzt.
Bild: Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) am 9. Oktober im Plenu…
Berlin taz | Ein Fall von Queerfeindlichkeit gegen den Ehemann eines
Lehrers an der Rütli-Schule in Neukölln hat das Thema erneut in den Fokus
gerückt. Wie der [1][Tagesspiegel] und [2][Correctiv] berichteten, soll der
Mann über mehrere Monate hinweg Briefe und homophobe Drohungen erhalten
haben. Nach ersten Ermittlungen der Staatsanwaltschaft sollen die
Tatverdächtigen höchstwahrscheinlich aus der Schülerschaft stammen. Die
Schulleitung soll nicht aktiv genug geworden sein.
In der Plenarsitzung des Abgeordnetenhauses erklärte die Bildungssenatorin
Katharina Günther-Wünsch (CDU) am Donnerstag, sie sei „nicht vollständig
zufrieden mit der bisherigen Vorgehensweise“ im Fall der Rütli-Schule.
Außerdem räumte sie ein, dass das Schulsystem „weit entfernt von einer
standardisierten Durchführung der Beschwerdeverfahren“ sei. Die
queerfeindlichen Diskriminierungen an der Rütli-Schule folgen auf das
monatelange Mobbing, dem der Lehrer Oziel Inácio-Stech an der
Carl-Bolle-Grundschule in Moabit ausgesetzt war.
Die Senatorin sieht die Lösung des Problems der Queerfeindlichkeit an
Schulen in der Einrichtung einer zentralen Mobbing- und
Antidiskriminierungsstelle. Diese Maßnahme kündigte die CDU-Politikerin
bereits nach dem [3][Vorfall an der Carl-Bolle-Schule] an, der die
strukturelle Lücke im aktuellen Beschwerdeverfahren aufgezeigt hatte. Mitte
Oktober soll sie in Kraft treten.
## „Es muss präventiv gehandelt werden“
„Eine solche Stelle kann nicht schaden“, sagt Ulrich Klocke,
Sozialpsychologe an der Humboldt-Universität. „Aber letztendlich muss vor
allem präventiv gehandelt werden – nicht erst, wenn es schon passiert ist.“
Das könne beispielsweise mithilfe von Plakaten, geeignetem
Unterrichtsmaterial oder durch Treffen und Austausch mit queeren Menschen
geschehen.
Diese Arbeit wird in Berlin bereits von mehreren Vereinen und Initiativen
übernommen, darunter die Beratungsstelle ABQueer Berlin. Seit 2005 betreut
der Verein die Projekte „Teach Out“ und „Aufklärungsprojekt“. Ersteres
dient unter anderem der Ausbildung von Lehrkräften gegen Homophobie. Das
„Aufklärungsprojekt“ ist das einzige Austauschprojekt zwischen und mit
queeren Menschen (ein sogenannter Peer-to-Peer-Workshop) an Berliner
Schulen.
Doch Ende August erfuhr die Beratungsstelle, dass ihre Förderung durch die
Antidiskriminierungsstelle (ADS) im kommenden Jahr ausläuft. „Unsere
Spenden reichen nicht aus, um diese Aktionen zu finanzieren, und die
Schulen haben kein Geld, um sich an diesen Projekten zu beteiligen“, sagt
Eleanora Dahlke, Sprecherin des Vereins zur taz. „Ohne Förderung können wir
nicht mehr handeln.“
Dem Verein wurde von der ADS ein neues Projekt zum Thema Gewaltprävention
angeboten, um überhaupt weiterexistieren zu können. „Es ist immerhin gut,
dass wir die Mitarbeitende behalten und weiter einen Beitrag leisten
können“, sagt Dahlke.
## Queere Projekte vor dem Aus
Ein weiterer Teil ihrer Mitarbeiter:innen und Ehrenamtlichen könnten
sich bei anderen queeren Bildungsvereinen gegen Queerfeindlichkeit
engagieren. Doch auch die sind von Kürzungen bedroht, darunter Queerformat,
queer@school, I-Päd. Im Haushaltsentwurf für 2026/2027 sind keine Gelder
für sie vorgesehen.
Bereits im Mai dieses Jahres musste die Veranstaltungsreihe „Queer History
Month“ eingestellt werden, als der Senat dem Träger „Spinnboden
Lesbenarchiv & Bibliothek“ die Förderungen für das Projekt entzog. Das
Programm organisierte seit zehn Jahren jährlich Workshops und Lesungen für
alle Altersgruppen zum Thema Queer-Kultur.
Die letzte Hoffnung für ABQueer wäre, die Förderung für das nächste Jahr
von der Bildungsverwaltung zu erhalten, was bisher jedoch nicht vorgesehen
ist. Der Verein selbst glaubt nicht daran. „Teilweise müssen wir im Moment
um Gespräche betteln, nur um zu sagen, dass es überhaupt ein Problem gibt
und warum wir wichtig sind“, sagt Dahlke. Am 25. Oktober wird der Verein
trotzdem seine Geburtstagfeier ausrichten. „Mit Tränen in den Augen und
einem Lächeln im Gesicht.“
11 Oct 2025
## LINKS
[1] https://www.tagesspiegel.de/berlin/mobbing-mobbing-am-campus-rutli-staatsan…
[2] https://correctiv.org/aktuelles/2025/10/06/das-heikle-problem-mit-der-queer…
[3] /Mobbing-an-Grundschule-/!6094854
## AUTOREN
Gabrielle Meton
## TAGS
Queer
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Kulturpolitik
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Katharina Günther-Wünsch
Kürzungen
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