| # taz.de -- Demenz und plötzlich ist alles anders: Als das Lachen verstummte | |
| > Unsere Autorin begleitet ihren demenzkranken Vater zwischen Pflegekrise, | |
| > Sterbewunsch und der Frage, wie lang Abschiede sein können. | |
| Bild: Fotoserie des polnischen Fotografen Rafał Milach über niederländische … | |
| Früher war mein Vater einer der lustigsten Menschen, die ich kenne. Einmal | |
| wurden meine beste Freundin und ich beim Klingeln von Hundegebell | |
| erschreckt. Mein Vater rief: „Sei schon leise!“ Das Bellen aber kam von | |
| ihm. | |
| Er war ein Vater, wie man ihn in den 80ern selten fand: einer, der von | |
| Anfang an die Hälfte der Betreuung übernahm, selbstverständlich wickelte, | |
| fütterte und mich stundenlang trug. Einer, der sich Geschichten für mich | |
| ausdachte und Rumpelstilzchen mit mir nachspielte. | |
| Heute ist ihm nicht mehr oft zum Lachen. Er ist 72 Jahre alt und hat eine | |
| Demenz. So wie 1,84 Millionen weitere Menschen in Deutschland. Mein Vater, | |
| einst Lehrer und Lyriker, kann sich nicht damit abfinden, einer von ihnen | |
| zu sein. Im April 2022 schrieb er mir über Wochen auf allen Kanälen | |
| Nachrichten. Darunter einmal per SMS: „Habe mich gerade erfolgreich um | |
| Aufnahme bei der Gesellschaft für Humanes Sterben gekümmert.“ | |
| Ich bin auf einer Hochzeit in Glasgow und wollte gerade ein Foto meiner | |
| wild tanzenden Tochter machen. Beim Lesen der Nachricht setzt mein | |
| Herzschlag aus. Mein Make-up zerfließt vor den Augen der versammelten | |
| Hochzeitsgesellschaft. | |
| Das kleine Alzheimer | |
| „Ein kleines Alzheimer“, diagnostizierte der Neurologe, zu dem ich meinen | |
| Vater im Februar 2022 – nach vielen gescheiterten Überredungsversuchen, | |
| ärztliche Hilfe zu suchen – endlich gebracht hatte. Mein Vater wirkte | |
| erleichtert: „Siehst du, nichts Wildes!“ Er, der sein Leben lang Angst vor | |
| einer Demenz gehabt hatte, konnte die Diagnose in dem Moment offenbar nicht | |
| richtig einordnen – oder wollte sich nicht damit auseinandersetzen. | |
| Seine Reaktion passt zu dem, was ich in Fachartikeln fand: Nach einer | |
| Demenzdiagnose mischen sich oft Schock und Verdrängung. Viele versuchen, | |
| die Bedrohung kleinzureden – genau wie mein Vater. | |
| Im Rückblick erkenne ich, dass sich seine ersten Symptome bereits Jahre | |
| zuvor angedeutet hatten: Mein Vater wollte meine Tochter nicht länger | |
| einmal die Woche von der Kita abholen, ging nicht mehr ins Theater oder auf | |
| Lesungen. Er, der seine Rente hatte nutzen wollen, sich dem Verfassen von | |
| Gedichten zu widmen, hörte auf zu schreiben. | |
| Auch sonst änderte sich sein Verhalten – er wurde ungeduldig und reagierte | |
| schnell gereizt, fuhr meine Tochter schon an, wenn sie laut sprach oder zu | |
| singen begann. Ich hielt ihn für altersbedingt kauzig, vielleicht auch | |
| überfordert vom Renteneintritt. | |
| Ostern 2021 erzählte er meiner Tochter, der Osterhase habe seine Brille im | |
| Treppenhaus abgelegt. Wir hielten das für einen seiner Witze und lachten | |
| höflich. Kurz darauf aber vergaß er eine Verabredung – konnte sich partout | |
| nicht erinnern, uns eingeladen zu haben, als wir bei ihm klingelten. | |
| Als er nach einem gemeinsamen Weihnachtseinkauf im Dezember mehrmals | |
| fragte, was sich in der Tüte befände und wie sie in seine Wohnung gekommen | |
| sei, wurde mir klar: Er muss dringend zu einem Spezialisten. | |
| Während mein Vater zu glauben schien, dass es eine harmlose Form von | |
| Alzheimer gäbe, wusste ich nach einer kurzen Recherche schnell: Ein kleines | |
| Alzheimer gibt es nicht. Eine Alzheimerdiagnose bedeutet immer den Anfang | |
| vom Ende: ein unaufhaltsames, stufenweises Verschwinden – erst des | |
| Kurzzeitgedächtnisses, der Orientierung und der Sprache, dann des | |
| Langzeitgedächtnisses und schließlich der Kontrolle über sämtliche | |
| Körperfunktionen. Der Tod erfolgt infolge der Bettlägerigkeit meist durch | |
| Infekte. | |
| Meine Hoffnung, dass die plötzlichen Symptome meines Vaters zu den zehn | |
| Prozent heilbaren Demenzformen gehörten, war zerstört. | |
| „Krebs oder Demenz – irgendwas kriegen alle“, meinte eine Freundin lapida… | |
| Andere erzählten von ihrer dementen Oma, einer Tante. Ich lächelte matt. Zu | |
| müde, zu widersprechen. Aber in meinem Kopf hämmerte es: Eine demente Tante | |
| oder eine demente Oma sind nicht dasselbe. Ich merkte bereits, wie die | |
| Rollen kippten: Mein Vater konnte mir keinen Rat mehr geben, meine Texte | |
| nicht mehr kritisch gegenlesen. | |
| Der Anfang vom Ende | |
| Wir redeten nicht länger über Literatur oder Politik. Statt bei ihm ein | |
| offenes Ohr zu finden, musste ich mich nun kümmern, mich seiner Termine und | |
| Sorgen annehmen. | |
| Die meisten in meinem Umfeld wussten nicht, was sie sagen sollten. Ich zog | |
| mich zurück, um niemanden zu überfordern. Die Nachrichten zogen an mir | |
| vorbei, Kriege, Krisen, alles, was mich sonst bewegt hätte, kam nicht an | |
| mich ran. Trost fand ich nur in Büchern, etwa in Joan Didions „Jahr des | |
| magischen Denkens“ – einem Memoire über die Zeit nach dem Tod ihres Mannes. | |
| Mitten in meiner größten Hilflosigkeit kam eine Kollegin auf mich zu und | |
| sagte etwas, das hängen blieb: „Du weißt jetzt, was kommt, und kannst dich | |
| verabschieden, noch gute gemeinsame Momente sammeln.“ Sie erzählte, dass | |
| ihrer Mutter Darmkrebs diagnostiziert worden war: „Da hieß es, sie hat nur | |
| noch drei Wochen – und dann ist sie ein paar Tage später gestorben – | |
| während ich gerade auf dem Weg zu ihr war.“ | |
| Zurück von der Hochzeit in Schottland will ich eigentlich in Berlin den | |
| Rest der Osterferien nutzen, um Lösungen für meinen Vater zu finden. Aber | |
| stattdessen muss ich für ihn da sein. Er ruft alle paar Minuten an, weint | |
| und meint, er halte das Alleinsein nicht aus. Um etwas mit ihm zu | |
| unternehmen, das auch mir Spaß macht, blättere ich mit ihm alte | |
| Spiegel-Ausgaben durch und spiele „Gesichter raten“. | |
| Mein Vater kommt nur mit großer Mühe auf die Namen von Christian Lindner | |
| und Annalena Baerbock. Beim Anblick von Prinz Harry fragt er: „Ist das ein | |
| Politiker?“ Ich schüttele den Kopf: „Aber so etwas in der Art.“ Er | |
| überlegt. Und fragt dann zögerlich: „Aber schon ein Mensch und kein Affe, | |
| oder?“ | |
| Ich versuche, den Rat meiner Kollegin zu befolgen: Ich verbringe einen Tag | |
| mit meiner Tochter und meinem Vater im Museum, fahre mit ihm zu zweit nach | |
| Potsdam, organisiere eine große Geburtstagsfeier mit seinen Freunden für | |
| ihn. Ich hoffe, durch ein Antidementivum noch etwas Zeit gewinnen zu | |
| können. | |
| Das Mittel Memantin, hatte mir der Neurologe erklärt, schützt die | |
| Nervenzellen vor der ständigen Reizüberflutung durch den Botenstoff | |
| Glutamat und kann dadurch den Abbau verlangsamen. Anfangs scheint es zu | |
| funktionieren: Im DDR-Museum erinnert sich mein Vater beim Anblick alter | |
| Radiogeräte an seine Kindheit, in Potsdam genießt er Königsberger Klopse. | |
| Keine Freude mehr am Leben | |
| Schon nach sechs Wochen aber hat mein Vater keine Lust mehr auf Ausflüge. | |
| Auch richtige Gespräche mit ihm sind kaum mehr möglich. Er dreht sich im | |
| Kreis, verzweifelt am Verschwinden seiner Fähigkeiten, sagt Dinge wie: „Ich | |
| bin erst 72 Jahre – das ist doch heutzutage kein Alter!“ Oder: „Es ist | |
| schlimm zu erleben, wie einem alles entgleitet.“ Und einmal, inmitten eines | |
| vollen Supermarkts: „Das ist kein lebenswertes Leben!“ | |
| Ich habe mich in den Jahren zuvor intensiv mit der NS-Ideologie, | |
| insbesondere mit Sozialdarwinismus und den Krankenhausmorden beschäftigt. | |
| Seine Formulierung erinnert mich an den Nazibegriff „lebensunwertes Leben“. | |
| Meint mein Vater, der seinen Zivildienst in einer Behindertenwerkstatt | |
| verbracht hat, die Naziterminologie tatsächlich so? Ich frage. Er schüttelt | |
| beinahe unmerklich den Kopf: „Aber ich möchte nicht so enden, dass ich | |
| nichts mehr mitbekomme und anderen hilflos ausgeliefert bin.“ | |
| Ich kann nur erahnen, wie schmerzhaft es für meinen Vater sein muss, immer | |
| wieder mitzubekommen, wie er einst selbstverständliche Fähigkeiten wie das | |
| Ausfüllen eines Banküberweisungsträgers verliert, wie hart es sein muss, | |
| sich von dem Bild zu verabschieden, das er von sich hat – dem Bild eines | |
| autonomen Ichs. | |
| Ein Bild, das in unserer Gesellschaft seit der Aufklärung idealisiert und | |
| trotz der Verbrechen der NS-Zeit, in der Menschen in ‚wertvolles‘ und | |
| ‚unwertes‘ Leben eingeteilt wurden, bis heute wenig hinterfragt wird. Ich | |
| versuche, mich mit dem Gedanken zu trösten, dass Identität nicht ist, was | |
| jemand leistet, sondern das, was von ihm bleibt. Im Fall meines Vaters: | |
| seine Gedichte, sein Humor, seine Herzlichkeit, die Erinnerungen anderer. | |
| Ein Land ohne Plan zu altern | |
| Nach dem Tod seiner Mutter hat mein Vater notariell festlegen lassen, dass | |
| ich, falls er jemals nicht mehr entscheidungsfähig sein sollte, seine | |
| Betreuung übernehmen, also alle Entscheidungen für ihn treffen solle, vom | |
| Finanziellen über seine Unterbringung bis hin zu Medizinischem. Mit meiner | |
| Generalvollmacht stelle ich nun zunächst einen Antrag auf einen Pflegegrad. | |
| Ich bin überzeugt, dass ich eine ambulante Versorgung oder eine | |
| Unterbringung für ihn finden werde. | |
| Am sinnvollsten erscheint mir ein Ort in der Nähe seiner Wohnung – damit | |
| mein Vater sich auch bei zunehmender Orientierungslosigkeit zurechtfindet. | |
| Doch mein Vater will keine fremde Hilfe. Und die Suche nach einem | |
| geeigneten Platz gestaltet sich als schwierig. Die meisten Residenzen, | |
| Altersheime und WGs sind voll, ermöglichen keine Besichtigung oder | |
| antworten gar nicht erst. | |
| Das nächstgelegene Heim wirbt im Aufzug auf einem vergilbten Plakat mit dem | |
| Besuch echter Eulen. Beim Rundgang aber erschreckt mich ein beißender | |
| Uringeruch auf den Fluren. Die Bewohnenden liegen am späten Nachmittag im | |
| Schlafanzug auf ihren Betten – trotz 3.000 Euro Eigenanteil für die Pflege | |
| pro Monat. | |
| Eine Seniorenresidenz am Ku’damm wirkt mit Speisesaal und Fitnessraum | |
| zunächst wie ein Fünf-Sterne-Hotel. Die Demenzstation des Hauses aber | |
| erinnert an eine Psychiatrie: geschlossene Türen, halluzinierende, | |
| schreiende Bewohnende. Kaum Personal in Sicht. | |
| ## 200.000 Pflegekräfte fehlen | |
| Ich recherchiere zur Pflegekrise, spreche mit Bekannten aus dem | |
| Gesundheitswesen – und merke: Unsere Gesellschaft will sich nicht wirklich | |
| auf Demenz einstellen. Und auch nicht auf ein würdiges Altern. Durch die | |
| Kommerzialisierung der Pflege ist der Druck gestiegen. Während die Zahl der | |
| Pflegebedürftigen stetig wächst, fehlen schon jetzt rund 200.000 | |
| Pflegekräfte. | |
| Mit den Babyboomern, die derzeit in Rente gehen, verschärft sich der | |
| Fachkräftemangel weiter. Nachwuchs für schlecht bezahlte Pflegeberufe ist | |
| schwer zu gewinnen. Gerade bei Demenz, weiß ich nun aus eigener Erfahrung, | |
| ist die Beziehungsebene entscheidend – doch für die fehlt fast überall die | |
| nötige Zeit. Unter anderem auch, weil der Krankenstand in der Pflege sehr | |
| hoch ist: 2024 lag er in der Altenpflege im Schnitt bei 33,1 Tagen im Jahr | |
| – der bundesweite Durchschnitt aller Berufe liegt bei 18,2 Tagen. | |
| „Wenn Sie ihn jetzt unterbringen, können Sie gleich beim nächstbesten | |
| Bestatter anrufen und einen Sarg bestellen“, sagt der Neurologe, als mein | |
| Vater auch nachts nicht mehr allein bleiben kann und ich nach ein paar | |
| Nachtschichten, die meine seit 35 Jahren von ihm getrennte Mutter mir | |
| zuliebe übernimmt, nicht mehr weiterweiß. Der Neurologe erklärt, das | |
| Wichtigste sei, die Selbstständigkeit im gewohnten Umfeld so lange wie | |
| möglich zu erhalten. | |
| Mein Vater fragt: „Können Sie mich nicht einfach sedieren? Ich will das | |
| alles nicht mehr mitbekommen.“ Der Neurologe sagt: „Sie sind schon sediert | |
| genug.“ Und erklärt dann in aufmunterndem Ton: „Die erste Zeit ist schlimm, | |
| weil Sie das Vergessen noch mitbekommen. Aber ich verspreche Ihnen, es wird | |
| besser. Später ist es nur für die Angehörigen schwierig.“ Mein Vater wirkt | |
| beruhigt. | |
| Der Neurologe rät mir, meinen Vater für die Zeit, bis das Antidepressivum | |
| wirkt, bei anhaltender Suizidalität notfalls in einer Psychiatrie | |
| unterzubringen. Das bringe ich nicht übers Herz. Seine Hausärztin überweist | |
| ihn wegen beginnender Unsicherheiten beim Laufen stattdessen in eine | |
| geriatrische Klinik. Schon am ersten Tag aber ruft die Klinik an: „Ihr | |
| Vater ist nicht krank, er ist dement und gehört nicht hierher!“ Verzweifelt | |
| flehe ich die diensthabende Ärztin an, ihn wenigstens noch über das | |
| Wochenende zu behalten. | |
| Zwischen meinen Besuchen bei meinem Vater in der Klinik recherchiere ich zu | |
| Demenz und zur Versorgung alter Menschen in Deutschland und Europa. Auf | |
| Youtube gucke ich Filme über Roboter, die wegen Personalmangels zur | |
| Unterstützung in Heimen getestet werden. | |
| Mich schaudert es – ich möchte später nicht von einem Roboter umsorgt | |
| werden. Erst seit 2020 aber gibt es so etwas wie eine nationale | |
| Demenzstrategie, also einen Plan der Bundesregierung, um das Leben von | |
| Menschen mit Demenz zu verbessern. | |
| Die Niederlande waren da schneller. Dort, sehe ich in einer Doku, gibt es | |
| eine solche Strategie seit 2004. Und bereits seit 2009 ein speziell auf die | |
| Bedürfnisse Demenzkranker abgestimmtes Dorf. In Hogeweyk leben rund 152 | |
| Demenzkranke in Wohngemeinschaften und gehen gemeinsam ihrem Alltag nach – | |
| im Supermarkt, Café, Theater und beim Friseur. | |
| Sogar eine nachgemachte Bushaltestelle gibt es. Das Personal – bestehend | |
| aus circa 250 Pflegenden und Ehrenamtlichen – agiert aus dem Hintergrund, | |
| etwa als Kassenpersonal oder Gartenkräfte getarnt. | |
| ## Demente meist zuhause gepflegt | |
| Bei meinen Recherchen erfahre ich, dass es auch in Hameln bereits ein an | |
| Hogeweyk orientiertes kleines Demenzdorf gibt – und in Bielefeld unter | |
| anderem durch Workshops an Schulen aktiv an der Demenzfreundlichkeit der | |
| Stadt – einer sogenannten Dementia Friendly Community – gearbeitet wird. | |
| Für meinen Vater aber kommt ein Umzug nicht in Frage. Am wichtigsten, | |
| beteuert er immer wieder, sei es ihm, in der Nähe seiner Familie zu | |
| bleiben. Also bei meiner Tochter, meiner Mutter und mir. Das ist | |
| anscheinend bei den meisten Demenzkranken der Fall: Laut Deutschem Zentrum | |
| für Neurodegenerative Erkrankungen werden zwei Drittel zu Hause von | |
| Angehörigen unterstützt und gepflegt. | |
| Während mein Vater noch auf der geriatrischen Station liegt, schätzt ein | |
| Gutachter des Medizinischen Dienstes telefonisch seinen Pflegegrad ein. | |
| Da mein Vater sich nicht mehr einschätzen kann und auch nicht telefonieren | |
| möchte, fragt der Gutachter mich unter anderem nach seiner | |
| Selbstständigkeit und Mobilität, nach seinen kognitiven und kommunikativen | |
| Fähigkeiten wie Orientierung, Erinnern und Umgang mit Sprache, nach | |
| Verhaltensweisen und Problemen wie Unruhe, Aggression oder Ängsten, nach | |
| der Selbstversorgung und der Alltagsgestaltung. Obwohl mir von allen | |
| geraten wurde, zu übertreiben, bleibe ich ehrlich. | |
| Mein Vater erhält dennoch auf Anhieb den Pflegegrad 3 von 5 – vermutlich | |
| durch meine aufrichtige Verzweiflung am anderen Ende der Leitung. Ich kann | |
| kaum sprechen vor Anspannung, meine Stimme bricht ständig weg. | |
| Ich finde eine Demenz-WG, die nach Montessori-Konzept Hilfe zur Selbsthilfe | |
| verspricht. Bei einem Besuch versteht sich mein Vater auf Anhieb mit einem | |
| ehemaligen Deutschlehrer, der wie er aus Süddeutschland kommt und scherzt: | |
| „Wenn ich hier einziehe, machen wir zwei schwäbischen Slapstick!“ Die | |
| anderen Bewohnenden jedoch können kaum noch sprechen oder sich bewegen. | |
| Nach ein paar Tagen sagt mein Vater: „Ich bin viel zu fit im Vergleich. Ich | |
| will lieber in meiner Wohnung bleiben!“ Ich kann es ihm nicht verübeln: In | |
| der Demenz-WG würde er als Einziger, der noch laufen und sprechen kann, | |
| immer vor Augen geführt bekommen: Das ist die Endstation. | |
| Auch ich brauche eine Weile, um den Anblick eines Mannes in meinem Alter | |
| dort zu verarbeiten, der wie ein Geist wirkte: glasige Augen, ohne Sprache. | |
| Ich versuche also, den Wunsch meines Vaters zu respektieren. Zur Sicherheit | |
| setze ich ihn auf sämtliche Wartelisten. | |
| Zwischen Fürsorge und Überforderung | |
| Der Spagat zwischen Arbeit, Vater und Tochter aber wird immer schwieriger. | |
| Schon bald dreht sich mein Leben nur noch um die Bedürfnisse meines Vaters. | |
| Er schafft es nicht mehr, einkaufen zu gehen, verlegt ständig Portemonnaie | |
| und Schlüssel – oder schaltet Handy und Fernseher aus und weiß nicht mehr, | |
| wie er sie wieder anstellt. Jedes Mal ruft er so lange an, bis ich komme | |
| und wieder alles in Ordnung bringe, ihm erkläre, wie Fernseher und Handy | |
| funktionieren. Immer wieder. | |
| Einmal bin ich nach stundenlanger Suche sicher, dass er sein Portemonnaie | |
| draußen verloren haben muss. Nachdem ich alle Karten gesperrt und neu | |
| beantragt sowie einen Termin für einen neuen Personalausweis gemacht habe, | |
| finde ich es im Backofen. | |
| Ich höre auf, mich zu verabreden, plane nichts mehr, reagiere nur noch – | |
| mein Alltag ist fremdgesteuert. Mental bin ich ständig zerrissen: Bei | |
| meinem Vater, bei der Arbeit, neben meiner Tochter – überall denke ich an | |
| unerledigte Aufgaben. Immer bin ich in Sorge: Was, wenn er den Herd | |
| anlässt? Oder das Bügeleisen? Was, wenn er rausgeht und nicht zurückfindet? | |
| Mit einem Pflegegeld von 599 Euro im Monat wird die emotional zehrende | |
| Rundumbetreuung schlechter entlohnt als jeder Minijob. | |
| Es ist, als hätte ich neben dem Grundschulkind noch ein über 70-jähriges | |
| Baby – nur dass ich nie weiß, was es braucht oder will. Und ob ich sein | |
| Schreien und Weinen ernst nehmen muss – oder ob die Verzweiflung im | |
| nächsten Moment bereits wieder vergessen sein wird. | |
| Meine Tage beginnen mit bis zu zehn Nachrichten. | |
| 2.13: Wo bin ich? | |
| 6.20: Wie komme ich nach Hause? | |
| 7.10: Warum gehst du nicht ans Telefon?????? | |
| Ich beantworte, was ich kann, während der Kaffee durchläuft. Nach dem | |
| Frühstück bringe ich meine Tochter zur Schule. Auf dem Weg zur Arbeit ruft | |
| mein Vater das erste Mal an – verwirrt, was er mit dem Tag anfangen soll. | |
| Gegen Mittag der nächste Anruf, gefolgt von zahlreichen SMS wie: „Wo sind | |
| die Hausschuhe?“ Am frühen Nachmittag fahre ich mit meiner Tochter zu ihm. | |
| Einkaufen, Ordnung schaffen, Zeit mit ihm verbringen. | |
| Nachts kümmere ich mich um Bürokratie, versuche, noch zum Arbeiten zu | |
| kommen. Durch den ständigen Zeitdruck aber werde ich gefühlt nichts und | |
| niemandem mehr gerecht – weder meinem Vater noch meiner Tochter, nicht der | |
| Arbeit oder dem Haushalt. | |
| ## Von Moment zu Moment | |
| Mein Vater bekommt kaum mit, wie viel ich für ihn tue. Er lebt nur von | |
| Moment zu Moment – und kehrt doch immer wieder zum Thema Sterbehilfe | |
| zurück. Als ich in Schottland war, hat er sich online bei der Deutschen | |
| Gesellschaft für Humanes Sterben angemeldet, einer Organisation, die | |
| Menschen unterstützt, ihr Leben selbstbestimmt zu beenden – unter anderem | |
| durch Vermittlung von assistiertem Suizid. | |
| Ich hätte den Sterbewunsch meines Vaters als Folge seiner | |
| demenzbegleitenden Depression abtun können. Mein Vater aber hat sich schon | |
| Jahrzehnte zuvor immer wieder für eine Reform der Sterbehilfegesetze | |
| ausgesprochen und erklärt: „Ich möchte nicht eines Tages mit einer | |
| schmerzhaften Krankheit oder Demenz leben müssen.“ | |
| Ich habe abgewartet, ob das Antidepressivum seine Haltung verändert. Da das | |
| nicht der Fall ist, beginne ich zu recherchieren. Sterbehilfe ist in | |
| Deutschland ein besonders heikles Thema – nicht zuletzt wegen der | |
| Krankenhausmorde der NS-Zeit. Körperlich und psychisch Kranke – darunter | |
| Menschen mit Schizophrenie und Demenz – wurden systematisch vergast oder | |
| durch gezielte Mangelernährung ermordet. | |
| Die Nationalsozialisten bezeichneten die Tötungen im Sinne ihrer | |
| sozialdarwinistischen Ideologie perfide verharmlosend als „Euthanasie“ – | |
| also als „guten Tod“. | |
| Die Geschichte wirkt bis heute nach: Aktive Sterbehilfe – also gezieltes | |
| Töten auf Verlangen – ist strafbar. Andere Formen wie die passive | |
| Sterbehilfe, etwa das Einstellen lebenserhaltender Maßnahmen, sind unter | |
| bestimmten Voraussetzungen erlaubt. | |
| Seit das Bundesverfassungsgericht im Jahr 2020 das Verbot der | |
| geschäftsmäßigen Suizidhilfe für verfassungswidrig erklärt hat, ist auch | |
| Beihilfe zum Suizid grundsätzlich legal – sofern der Entschluss der | |
| betroffenen Person freiwillig, eigenverantwortlich und wohldurchdacht ist. | |
| Alle Versuche des Gesetzgebers, die Suizidhilfe seither gesetzlich neu zu | |
| regeln, sind bisher gescheitert. | |
| Der Stand bleibt: Sterbehilfeorganisationen wie die DGHS dürfen | |
| unterstützen – aber nur, wenn die Person entscheidungsfähig ist und der | |
| Wunsch dauerhaft und innerlich gefestigt erscheint. | |
| Ich berate mich mit Freundinnen und Mitarbeitenden des Pflegestützpunkts. | |
| Die meisten reagieren ablehnend. Nur ein enger Freund meines Vaters, selbst | |
| ehemaliger Pfleger, nimmt seinen Sterbewunsch ernst – und vermittelt mich | |
| an einen Bekannten, der sich auskennt. In einem langen Gespräch mit ihm | |
| über das Prozedere der Deutschen Gesellschaft für Humanes Sterben erkenne | |
| ich: Für meinen Vater gibt es mit der fortgeschrittenen Demenz keinen | |
| gangbaren Weg, seinen Wunsch legal umzusetzen. | |
| Wenn die Selbstständigkeit nachlässt | |
| Am Vatertag 2023 spitzt sich die Situation zu: Seit dem frühen Morgen kann | |
| ich meinen Vater nicht erreichen. Ich war die ganzen letzten Tage bei ihm | |
| und muss nun die Abgabefrist für einen durch die Pflege liegengebliebenen | |
| Text schaffen. Ich hoffe, dass mein Vater wie so oft einfach nur sein Handy | |
| verlegt hat, rufe immer wieder bei ihm an und versuche nebenbei, die | |
| Deadline einzuhalten. | |
| Um 23 Uhr klingelt mein Handy: „Hier ist die Rettungsstelle. Ihr Vater ist | |
| draußen gestürzt und zu uns gebracht worden.“ Die diensthabende Ärztin | |
| erklärt: „Mit der Demenz hierbehalten können wir ihn nicht – er muss aber | |
| über Nacht wegen eventueller Nachwirkungen beobachtet werden.“ | |
| Um zwei Uhr morgens kommt der Krankentransport. Meine 9-jährige Tochter | |
| wird durch die Klingel geweckt. Beim Anblick der Hämatome und Blutkrusten | |
| meines Vaters beginnt sie zu schreien. Mein Vater witzelt mit Blick in den | |
| Flurspiegel: „Ich bewerbe mich für den nächsten Frankensteinfilm!“ Meine | |
| Tochter findet es nicht lustig – ich muss sie lange beruhigen, ehe sie | |
| wieder einschläft. | |
| Um das Blut loszuwerden, lasse ich meinem Vater ein Bad ein. Während er in | |
| meiner Badewanne sitzt, schicke ich am Wannenrand den Text ab. Dann helfe | |
| ich meinem Vater notgedrungen das erste und einzige Mal beim Waschen. Eine | |
| Grenze, die ich nie hatte überschreiten wollen. | |
| Am nächsten Tag stellt sich heraus: In der Notaufnahme ist ein | |
| komplizierter Unterarmbruch übersehen worden – mein Vater muss operiert | |
| werden. Eine Woche bleibt er im Krankenhaus, zwei weitere Wochen verbringt | |
| er in einer Reha. Dort wird festgestellt: Er hat kein „reines“ Alzheimer, | |
| sondern eine Mischform aus Alzheimer-, frontotemporaler und vaskulärer | |
| Demenz. Das bedeutet: Die spezifischen Symptome der verschiedenen Formen | |
| treten gleichzeitig auf. | |
| Die Alzheimer-Komponente zeigt sich vor allem durch Gedächtnisprobleme und | |
| Orientierungsschwierigkeiten. Die frontotemporale Demenz verändert die | |
| Persönlichkeit – dadurch reagiert er unter anderem impulsiver. Die | |
| vaskuläre Komponente sorgt für verlangsamtes Denken, Konzentrationsprobleme | |
| und Schwierigkeiten, Abläufe zu planen. Für mich bedeutet das: Jeder Tag | |
| ist unvorhersehbar, weil sich seine Symptome und ihre Ausprägung ständig | |
| ändern. | |
| Nach der Operation ist sein Kurzzeitgedächtnis vollständig verschwunden. Er | |
| fragt bereits nach einer Minute: „Wohin gehen wir gerade?“ Auch körperlich | |
| baut er ab: Sein Gang wird immer unsicherer. Er traut sich nicht mehr | |
| allein raus und döst die meiste Zeit nur vor sich hin. Beim Aufwachen | |
| leidet er immer wieder an Halluzinationen. Einmal öffnet er mir die Tür und | |
| hält einen Finger vor den Mund: „Shhhh! Leise! Meine Oma schläft im | |
| Nebenzimmer.“ Seine Oma Erna wäre heute 130 – sie starb vor 60 Jahren. | |
| Auch das Langzeitgedächtnis meines Vaters wird immer löchriger. Die | |
| Melodien aus seiner Kindheit aber sind noch alle da – genau wie die | |
| Mundharmonika, die er als kleiner Junge geschenkt bekam. Bei einem unserer | |
| Besuche erzählt mein Vater meiner Tochter, dass in seiner Kindheit Musiker | |
| in Hinterhöfen spielten und die Menschen ihnen Geld aus den Fenstern | |
| zuwarfen. Sie überredet ihn, seine Mundharmonika mit rauszunehmen. | |
| Auf dem Ku’damm spielt mein Vater ihr auf einer Bank Volkslieder vor, sie | |
| begleitet ihn mit Gesang. Als die beiden „Das Wandern ist des Müllers Lust“ | |
| zum Besten geben, bleibt eine alte Dame stehen und reicht meiner Tochter | |
| einen Euro. Die ist selig: „Mensch, Opa – wir gründen eine Band und kommen | |
| groß raus.“ | |
| Am Tag darauf erkennt mein Vater mich zum ersten Mal nicht. Dass ich beim | |
| Begleiten seines Verschwindens selbst zu verschwinden drohe, merke ich | |
| erst, als ich kurz vor einem Burn-out stehe. Ich schaffe alles, aber ich | |
| funktioniere wie im Autopilotmodus, habe Wortfindungsschwierigkeiten, | |
| schlafe trotz Erschöpfung schlecht und verliere bereits bei Kleinigkeiten | |
| die Nerven – wie ein Roboter mit Betriebsfehler. | |
| Die Krankenkasse bewilligt eine Kur für pflegende Angehörige. Durch | |
| Waldbaden, Sauna, Yoga, Nordic Walking und Aromatherapie in einer | |
| Solidargemeinschaft von Erschöpften soll ich zu Kräften kommen – und | |
| anschließend wieder fit für die Pflege sein. Nur: Wohin so lange mit meinem | |
| Vater? | |
| Zweieinhalb Jahre habe ich seinen Wunsch, in seiner Wohnung bleiben zu | |
| können, ernst genommen. Akzeptiert, dass er nicht möchte, dass jemand | |
| außerhalb der Familie nach ihm sieht. Nie hätte ich gewagt, ihn gegen | |
| seinen Willen fremd betreuen zu lassen. Jetzt aber geht es nicht mehr | |
| anders. | |
| Ich rufe alle Tagespflegeeinrichtungen an, ob sie ihn für drei Wochen zur | |
| Verhinderungspflege aufnehmen würden, und erkläre meinem Vater, dass ich | |
| nicht länger kann. Er reagiert verständnisvoll: „Klar, du sollst dich ja | |
| nicht für mich aufreiben.“ Auch die Eingewöhnung in der Tagespflege läuft | |
| einfacher als gedacht: Mein Vater entdeckt ein Buffet und setzt sich, ohne | |
| sich nach mir umzusehen. | |
| Abends schreibt er: „War ich heute wo, wo ich gesungen habe und es Kuchen | |
| gab – oder war das nur ein Traum? Wenn nicht, will ich wieder hin.“ Ich | |
| frage mich, warum ich so lange gewartet, warum ich erst alle meine Grenzen | |
| überschritten habe, ehe ich diesen Schritt gewagt habe. Und höre dann in | |
| der Kur, dass es den meisten pflegenden Angehörigen so ergeht. | |
| Zurück von der Kur in Berlin schicke ich meinen Vater mehr und mehr Tage in | |
| die Tagespflege – und muss so nur noch seinen Haushalt, seine Einkäufe, | |
| seine Bürokratie, Ärztegänge und sein Wochenendprogramm übernehmen. Aber | |
| ich merke: Drei Wochen Pause haben bei Weitem nicht gereicht. Lange geht es | |
| nicht mehr gut. | |
| Als ich gerade zwei Tage bei einer Freundin in München bin, schlagen die | |
| Nachbarn meines Vaters Alarm, weil er desorientiert durchs Haus wandert. | |
| Jahrelang war ich nie einfach weg – und jetzt das. Eine Familie nach der | |
| anderen ruft an und fordert, dass ich meinen Vater sofort irgendwo | |
| unterbringe. Ich bekomme Panik. Mir wird klar: Ich kann seine Sicherheit | |
| nicht länger gewährleisten – und die seiner Nachbarn auch nicht. | |
| Ein neues Zuhause | |
| Dass jemand bei ihm einzieht, will mein Vater nach wie vor unter keinen | |
| Umständen. Zum Glück wird in einer ähnlichen Demenz-WG wie der, die wir | |
| besichtigt hatten, ein Platz frei. Die WG liegt in der Nähe, drei der | |
| Bewohnerinnen und Bewohner können noch sprechen und auch noch interagieren. | |
| Während mein Vater in der Tagespflege ist, räume ich mit zwei Freundinnen | |
| binnen drei Stunden seine Wohnung aus und richte ihm sein Zimmer in der WG | |
| mit den wichtigsten Bildern und Möbeln ein. Als wir gerade die letzte | |
| Schraube festziehen, das letzte Bild aufhängen, klingelt mein Handy. Der | |
| Fahrer der Tagespflege erklärt: „Wir sind jetzt da.“ | |
| Beim Aussteigen aus dem Kleinbus ist mein Vater verwirrt: „Wo sind wir?“ | |
| Der Anblick der Babytochter meiner Freundin lenkt ihn ab. Auf sie | |
| fokussiert folgt er uns ins Haus und sein neues Zimmer. Nach einem Moment | |
| der Irritation – „Da sind ja meine Sachen!“ – und meiner Erklärung, wa… | |
| er zu Hause nicht mehr sicher war, bedankt er sich bei mir mit den Worten: | |
| „Was du alles für mich getan hast. Du hast alles richtig gemacht.“ | |
| Heute sind meine Besuche bei ihm weitestgehend entspannt. Mittlerweile kann | |
| ich mich daran erfreuen, wie mein Vater Blumen oder Schilder am Wegesrand | |
| bestaunt, einen Sonnenstrahl oder ein Eis genießt, auf der Mundharmonika | |
| spielt – und die Welt neu entdeckt wie ein Kind. | |
| Auch wenn das Entdeckte oft nur eine Minute im Kopf bleibt. Wenn er beim | |
| Abschied weint, bringe ich ihn in die Gemeinschaftsküche – und weiß, dass | |
| sich James, Alisha, Mustafa oder jemand anderes aus dem Pflegeteam um ihn | |
| kümmert. Fünf der zehn Pflegekräfte in der Montessori-WG sind über die | |
| Pflege nach Deutschland gekommen, hatten jedoch nie Zeit, einen Deutschkurs | |
| zu besuchen. | |
| Sie verstehen alles, fühlen sich aber unsicher. Ich erzähle ihnen, dass | |
| mein Vater Deutsch als Fremdsprache unterrichtet hat – und ihnen gerne | |
| etwas beibringt. Ich hoffe, dass sie so eine Beziehung aufbauen. | |
| Mein Vater aber schreibt auch Monate später noch jeden Morgen, er wolle | |
| nach Hause. Ich antworte mit einer vorformulierten Nachricht, dass ich ihn | |
| drei Jahre in seiner Wohnung gepflegt habe, bis es nicht mehr ging – weil | |
| er dort allein nicht mehr sicher war. Er antwortet immer nur knapp: „Das | |
| verstehe ich.“ Oder: „In Ordnung.“ | |
| 12 Oct 2025 | |
| ## AUTOREN | |
| Eva-Lena Lörzer | |
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