# taz.de -- Gaza-Demonstration in Berlin: „Wir protestieren gegen den Krieg“ | |
> Die Initiatoren einer Gaza-Demonstration erwarten am Samstag in Berlin | |
> mehr als 50.000 Teilnehmer. Erwünscht sind nur palästinensische Fahnen. | |
Bild: Es ist noch ein weiter Weg, bis Deutschland eine auch nur annähernd prop… | |
Berlin taz | Jules El Khatib, einer der Initiatoren der „All eyes on | |
Gaza“-Kundgebung am 27. September in Berlin, ist optimistisch. „Die | |
Mobilisierung läuft gut“, sagt er am Dienstag auf einer Pressekonferenz. | |
Auf Social Media habe es in der ersten Woche 3,5 Millionen Aufrufe gegeben. | |
Dies werde, so El Khatib, die größte Pro-Palästina-Demo in Deutschland. Man | |
erwartet mehr als 50.000 Teilnehmer. Angemeldet haben die Organisatoren bei | |
der Polizei bisher 30.000. | |
Der Zeitpunkt ist gut gewählt. Die Vereinten Nationen debattieren derzeit | |
in New York über Palästina. [1][Deutschland gerät wegen der Weigerung, | |
Palästina diplomatisch anzuerkennen,] zusehends unter Druck. Zudem ist das | |
Programm artistisch etwas zeitgemäßer als [2][das der | |
Sahra-Wagenknecht-Demo vor zwei Wochen,] bei der Didi Hallervorden auftrat. | |
Am frühen Samstagabend werden am Großen Stern im Berliner Tiergarten acht | |
Bands spielen, darunter K.I.Z. | |
Auch das Konzept von „All eyes on Gaza“ unterscheidet sich deutlich von der | |
BSW-Demo. Dort standen deutsche Prominente auf der Bühne. Bei „All eyes on | |
Gaza“ reden PalästinenserInnen und der jüdische Deutsche Michael Barenboim | |
und die Israelin Ella Greenberg, die in Israel den Wehrdienst verweigert | |
hat. Veranstalter ist ein Bündnis der Palästinensischen Gemeinde | |
Deutschland, der Aktivisten-Gruppe eye4palestine und der NGOs Amnesty | |
International und medico international. | |
„Wir wünschen uns ausschließlich palästinensische Fahnen“, so El Khatib. | |
Also keine Parteifahnen oder, wie am Rande einiger Gaza-Demos geschehen, | |
islamistische Symbole. Khatib, früher Mitglied der Linkspartei, | |
kritisierte, dass „medial viel über die Linkspartei berichtet wurde, aber | |
wenig über die Gaza-Solidaritätsbewegung“. Die Linkspartei veranstaltet am | |
Samstagmittag in Berlin-Mitte eine Gaza-Solidaritätsdemo. Sie meidet | |
[3][den Begriff Genozid,] den die Initiatoren von „All eyes on Gaza“ in | |
ihrem Aufruf benutzen. Dass die beiden Protestkundgebungen getrennt sind, | |
hat aber andere Gründe. Medico und Amnesty achten als NGOs auf | |
Überparteilichkeit. | |
## Deutsche würden Kontakte zu Palästinensern meiden | |
Für die Schauspielerin Pegah Ferydoni, Unterstützerin von „All eyes on | |
Gaza“, passiert in Gaza einer „der am besten dokumentierten Genozide“ der | |
Gegenwart. Gaza würde für zwei Generationen unbewohnbar sein. Mindestens | |
25.000 Kinder wurden getötet. Israelische Minister würden sich zudem offen | |
zu der ethnischen Vertreibung bekennen. „Wir sind die Komplizen dieses | |
Völkermordes“, so Ferydoni. Sie stammt aus dem Iran, ihre Eltern sind vor | |
„40 Jahren vor dem islamofaschistischen Regime“ geflohen. Ferydoni betont, | |
dass sie sich immer gegen Rechtsradikalismus und Antisemitismus engagiert | |
habe. Aber seit in Deutschland der Genozid in Gaza verdrängt werde, | |
empfinde sie eine „Entfremdung“. Deutschland liefere immer noch [4][Waffen | |
an Israel.] | |
Der Anschlag der Hamas am 7. Oktober soll auf der Kundgebung keine Rolle | |
spielen. Jules El Khatib sagte: „Ich brauche mich nicht vom 7. Oktober zu | |
distanzieren, weil ich dazu keine Nähe habe“. Alle Beteiligten hätten | |
mehrfach den Terror des 7. Oktober verurteilt, Gewalt gegen Zivilisten | |
lehne man grundsätzlich ab. Eine Distanzierung von dem Hamas-Terror sei | |
daher überflüssig. | |
Amal Hamad, Vorsitzende des Deutsch-Palästinensischen Frauenvereins, | |
kritisiert, dass die Meinungsfreiheit für Palästinenser nach dem 7. Oktober | |
extrem eingeschränkt wurde. Es gebe einen generellen | |
Antisemitismusverdacht. „Nicht erst seit dem 7. Oktober, aber danach | |
verstärkt.“ Deutsche hätten Kontakte zu Palästinensern gemieden, um nicht | |
als Antisemiten verdächtigt zu werden. „Wir sind nicht gegen die jüdische | |
Gemeinde in Deutschland. Wir protestieren gegen den Krieg in Gaza“, so | |
Hamad. | |
23 Sep 2025 | |
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## AUTOREN | |
Stefan Reinecke | |
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