# taz.de -- Friedensplan für Gaza: 20 Punkte und einige Bruchstellen | |
> Die Hamas zögert eine Entscheidung über Donald Trumps Friedensplan für | |
> den Gazastreifen hinaus. Teile der israelischen Regierung hoffen auf ein | |
> Scheitern. | |
Bild: Die Hamas fordert Sicherheitsgarantien, sollten sie die Geiseln gemäß d… | |
Drei bis vier Tage – das ist die Frist, die US-Präsident Donald Trump am | |
vergangenen Dienstag der Hamas setzte, um auf seinen Friedensplan für den | |
Gazastreifen zu antworten. Am Freitag hat er noch präzisiert: Bis Sonntag, | |
24 Uhr Europäischer Zeit, müsse die Antwort vorliegen. Sonst werde die | |
palästinensische Miliz und Partei „in der Hölle bezahlen“. | |
Der Druck auf die Hamas ist hoch – auch vonseiten arabischer und | |
muslimischer Länder. Einigen hatte Trump am Rande der Vollversammlung der | |
Vereinten Nationen vergangene Woche seinen 21-Punkte-Plan für ein Ende des | |
Kriegs im Gazastreifen und eine Rückführung der Geiseln nach Israel | |
vorgestellt. Und Medienberichten zufolge gab es Zustimmung unter anderem | |
der Vereinigten Arabischen Emirate und Saudi-Arabiens. | |
Denn der Plan enthält, im Vergleich zu vorherigen Vorschlägen Trumps, | |
explizit keine Vertreibung der Palästinenser aus dem Gazastreifen. Der | |
Krieg soll dem Plan zufolge sofort mit Beginn des Abkommens enden, die | |
Hamas soll entwaffnet werden und darf dem Vorschlag zufolge keine Rolle | |
mehr im Gazastreifen spielen. Das israelische Militär soll sich | |
zurückziehen. | |
Eine palästinensische Übergangsregierung aus Technokraten soll die | |
Verwaltung Gazas übernehmen, überwacht von einem internationalen Komitee, | |
geführt von den USA in Zusammenarbeit mit arabischen und europäischen | |
Partnern. Außerdem wird die Palästinensische Autonomiebehörde erwähnt, die | |
den Gazastreifen nach „Fertigstellung ihres Reformprogramms“ wieder | |
kontrollieren soll. | |
Nach dem Treffen Trumps mit dem israelischen Premierminister Benjamin | |
Netanjahu am Dienstag [1][wurde aus dem 21-Punkte-Plan ein 20-Punkte-Plan] | |
– zum Unmut der zuvor konsultierten arabischen und muslimischen Staaten. | |
Die Änderungen betreffen vor allem das Tempo, in dem sich das israelische | |
Militär aus Gaza zurückziehen soll. | |
Aber auch Punkt 18 des ersten Plans – laut dem Israel sich bekennen sollte, | |
keine Angriffe mehr in Katar durchzuführen – wurde komplett gestrichen. In | |
Katar hatte Israel Mitte September einen Luftangriff auf Hamas-Kader | |
geflogen, sehr zum Ärger der Golfmonarchie, die zuvor zwischen Israel und | |
der Hamas vermittelt hatte. | |
## Bemerkenswert deutlich | |
Bei dem Treffen am Dienstag musste Netanjahu im Beisein des US-Präsidenten | |
in Doha anrufen und sich beim katarischen Premier Mohammed bin Abdulrahman | |
bin Jassim al-Thani entschuldigen. Israelische Medien beschrieben das als | |
eine „tiefe Demütigung“ für Netanjahu. Am Mittwoch dann übten die USA | |
weiteren Druck auf Israel [2][in der Causa Katar] aus: Das Weiße Haus | |
veröffentlichte eine Verordnung des Präsidenten, die festlegt, dass jeder | |
bewaffnete Angriff auf Katar als „Bedrohung für den Frieden und die | |
Sicherheit der Vereinigten Staaten“ zu betrachten sei. Diese Verordnung ist | |
bemerkenswert deutlich. | |
Sie könnte ein Zeichen sein – an Israel und die Palästinenser, vor allem | |
aber an die derzeit an einer Antwort auf Trumps Plan arbeitende Hamas. Denn | |
dem 20-Punkte-Plan zufolge muss sich das israelische Militär zunächst nur | |
marginal zurückziehen. Dann müssen die Hamas und andere Militante die noch | |
verbliebenen 48 Geiseln, von denen 20 am Leben sein sollen, freilassen. | |
Eine von der Times of Israel [3][veröffentlichte Karte] zeigt diese | |
Abzugslinie nach der Geiselbefreiung: Sie befindet sich noch recht tief im | |
Gazastreifen. | |
Es ist also nicht verwunderlich, dass die Hamas – so berichteten es am | |
Mittwochabend lokale Medien – in Nachverhandlungen Sicherheitsgarantien | |
gegen eine erneute israelische Offensive nach der Freilassung der Geiseln | |
fordert. Am Freitag hieß es von einem Hamas-Vertreter: „Die Hamas setzt | |
ihre Beratungen über Trumps Plan fort und hat den Vermittlern mitgeteilt, | |
dass die Beratungen noch andauern und etwas Zeit benötigen.“ Wie viel Zeit | |
genau, sagte er nicht. | |
## Erneute Machtverschiebung | |
Die US-Sicherheitsgarantie an Katar vom Mittwoch könnte die Zweifel der | |
Hamas mindern. Zweifel daran, dass die internationale Diplomatie dazu fähig | |
ist, Israel von einem erneuten Kriegsbeginn abzuhalten, nachdem die Geiseln | |
frei sind. [4][Das ist nämlich eine der möglichen Bruchlinien des Plans]: | |
Sind alle Geiseln erst einmal frei, hat die Hamas keine Karten mehr auf der | |
Hand. | |
Immer wieder im Kriegsverlauf berichteten israelische Medien, das Militär | |
könne aus Sorge um dort möglicherweise ausharrende Geiseln nicht in | |
bestimmte Gebiete des Gazastreifens vordringen. Wenn diese | |
„Sicherheitsgarantie“ einmal weg ist, verschiebt sich die Macht in diesem | |
Krieg noch einmal mehr auf die israelische Seite. | |
Am Ende hängt der Plan am Vertrauen der Hamas darauf, dass die USA Israel | |
schon im Zaum halten werden. Denn noch auf der Pressekonferenz mit Trump im | |
Weißen Haus erklärte Premier Netanjahu zum Kriegsziel der Entwaffnung der | |
Hamas: „Das kann auf die einfache oder auf die schwierige Art und Weise | |
geschehen, aber es wird geschehen.“ | |
Und Teile der israelischen Politik – etwa der rechtsextreme Finanzminister | |
Bezalel Smotrich – hoffen, dass die Hamas den Plan ablehnen wird und dass | |
der Krieg im Gazastreifen weitergeht – und damit ihr erklärtes Ziel einer | |
Wiederbesetzung und Wiederbesiedlung des Gazastreifens doch noch | |
eintreten könnte. | |
3 Oct 2025 | |
## LINKS | |
[1] /Netanjahu-im-Weissen-Haus/!6117099 | |
[2] /Golfstaaten-Treffen-in-Katar/!6110359 | |
[3] https://www.timesofisrael.com/full-text-trumps-comprehensive-plan-to-end-th… | |
[4] /Trumps-Friedensplan-/!6112901 | |
## AUTOREN | |
Lisa Schneider | |
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