| # taz.de -- Trumps Friedensplan: Neues Machtspiel oder Ausweg? | |
| > US-Präsident Donald Trumps 20-Punkte-Plan verspricht Frieden. Israels | |
| > Premier Netanjahu widerspricht zentralen Inhalten. Und wie reagiert die | |
| > Hamas? | |
| Bild: Vor der US-Botschaft in Tel Aviv: Angehörige von Geiseln verlangen ein K… | |
| Kairo taz | Zwanzig Punkte umfasst der [1][Trumpsche Gaza-Deal] und für | |
| jeden ist etwas dabei. Israel bekäme danach die Hamas-Geiseln frei und mit | |
| einer Entwaffnung der Hamas wäre diese militärisch ausgeschaltet und auch | |
| in der Verwaltung des Gazastreifens taucht sie nicht mehr auf. | |
| Die Palästinenser bekämen einen permanenten Waffenstillstand, also ein | |
| endgültiges Ende der israelischen Offensive und einen graduellen Rückzug | |
| der israelischen Armee. Frei kämen auch 250 Palästinenser mit lebenslangen | |
| Strafen in israelischen Gefängnissen und 1.800 weitere, die während der | |
| Gaza-Offensive gefangen genommen wurden. Die humanitäre Hilfe würde wieder | |
| in vollem Umfang unter der Verwaltung der UNO aufgenommen. Und für die | |
| Palästinenser steht als wichtigste Perspektive in Punkt 19 des Plans: | |
| Nachdem die palästinensische Autonomiebehörde sich reformiert hat, soll das | |
| Ganze in einem palästinensischen Staat münden, der ihnen ihr | |
| Selbstbestimmungsrecht gibt. | |
| Neu ist die Internationalisierung des [2][Gazastreifens]. Ein sogenannter | |
| Friedensrat mit dem US-Präsidenten Donald Trump als Schirmherrn und dem | |
| ehemaligen britischen Premier Tony Blair soll eine Verwaltung | |
| palästinensischer Technokraten überwachen, bis diese an die reformierte | |
| palästinensische Autonomiebehörde übergeben wird. Arabische und islamische | |
| Staaten sollen Truppen im Gazastreifen stationieren und eine neuen Polizei | |
| aufbauen. | |
| ## Hamas noch nicht zugestimmt | |
| Soweit das Papier. Nun zur Frage, was es wert ist. Bis zur Stunde hat die | |
| Hamas diesem Deal noch nicht zugestimmt. Es gibt Punkte im Deal, die ihr | |
| entgegenkommen, wie das Ende der israelischen Offensive und ein gradueller | |
| Rückzug der israelischen Armee. Und natürlich die Aussicht auf einen | |
| palästinensischen Staat. Aber die Entwaffnung der Hamas und ihre | |
| Entmachtung im Gazastreifen sind natürlich für sie ein harter Brocken zu | |
| schlucken. | |
| Trump hat gedroht, dass er Netanjahu grünes Licht geben wird, alles zu tun, | |
| was er will, wenn Hamas diesen Deal nicht unterschreibt. Das könnte dann | |
| auch die Vertreibung der Palästinenser beinhalten. Vieles hängt davon ab, | |
| ob die Hamas diesem Prozess der Internationalisierung des Gazastreifens | |
| traut. | |
| Kann sie es vermarkten, dass damit die Palästinenser durch die zu | |
| stationierenden Truppen arabischer und islamischer Staaten Schutz vor der | |
| Besatzung bekommen? Oder fürchtet sie, dass die Besatzung dann unter | |
| anderen Vorzeichen weitergeht? All das sind Erwägungen, die ihre | |
| Entscheidung beeinflussen werden. Sie kann auf jeden Fall für sich in | |
| Anspruch nehmen, dass sie die palästinensische Frage mit dem brutalen | |
| Angriff des 7. Oktobers ganz oben auf die internationale Tagesordnung | |
| gesetzt hat. | |
| Aber mit einem darf man sich keinen Illusionen machen: Wenn die Hamas | |
| entwaffnet wird, was bedeutet das wirklich? Sie lebt von der asymmetrischen | |
| Kriegsführung und sie hat keine schweren Waffen, sondern nur leichte, die | |
| sich einfach verstecken lassen. | |
| Aber nehmen wir an, die Hamas ist als Organisation tatsächlich | |
| ausgeschaltet – wenn die israelische Besatzung einfach weitergeht, dann | |
| wird es dagegen immer auch ein palästinensischer Widerstand formieren, egal | |
| ob der den Namen Hamas oder irgendeiner neuen Organisation tragen wird. Das | |
| weiß auch die Hamas. | |
| Nur wenige Stunden nach der Verkündung dieses Deals ist auch deutlich, dass | |
| es völlig verschiedene Lesarten gibt. In einer gemeinsamen Erklärung jener | |
| Staaten, die sich mit Truppen in Gaza beteiligen könnten, haben Saudi | |
| Arabien, Jordanien, die Arabischen Emirate, Indonesien, Pakistan, Katar, | |
| die Türkei und Ägypten den Plan willkommen geheißen. Sie betonen, dass laut | |
| dem Deal, die Palästinenser nicht aus dem Gazastreifen vertrieben werden | |
| dürfen und dass sich die israelische Armee vollständig aus dem Gazastreifen | |
| zurückziehen muss. | |
| Besonderen Wert legen sie darauf, dass das Ganze zu einem palästinensischen | |
| Staat zusammen mit dem Westjordanland und Ostjerusalem führen soll, um, wie | |
| es in er Erklärung heißt, „einen gerechten Frieden zu erreichen“. Sie | |
| wissen, dass sie innerhalb des Deals auch ihre Manövriermasse haben. Sie | |
| könnten sich beispielsweise einfach weigern, ihre Truppen in der Nähe | |
| israelischer Truppen zu stationieren. Das würde den Druck auf Netanjahu | |
| erhöhen, sie abzuziehen. | |
| Netanjahu schlug dagegen für sein heimisches Publikum ganz andere Töne an. | |
| Er feierte, dass die Hamas ausgeschaltet wird, erklärte aber weiter, dass | |
| er die israelische Sicherheitskontrolle des Gazastreifens nicht aufgeben | |
| werde. Er habe keinem palästinensischen Staat zugestimmt und sei weiter | |
| absolut gegen ein solches Konstrukt als Ergebnis des Prozesses. Er habe | |
| auch keinerlei Absicht, die israelischen Truppen komplett aus Gaza | |
| abzuziehen. „Das wird nicht passieren“, sagte er klar und deutlich. All das | |
| widerspricht dem Text und Geist des Abkommens. | |
| ## Das Gefühl in der stärkeren Position zu sein | |
| Viel wird davon abhängen, wie sich diese Internationalisierung des | |
| Gazastreifens tatsächlich gestaltet. Netanjahu hat wie immer das Gefühl, er | |
| ist in der stärkeren Position. Er kann am Ende bestimmen, was passiert – | |
| egal, was er unterschrieben hat. Schon im vergangenen Februar hat er beim | |
| letzten Waffenstillstand gezeigt, dass er bereit ist, ihn einseitig zu | |
| brechen. | |
| Dass ausgerechnet Trump und der ehemalige britische Premier Tony Blair die | |
| Schirmherrschaft der Internationalisierung übernommen haben, erzeugt kein | |
| großes Vertrauen auf der arabischen Seite. Aber sie müssen damit umgehen. | |
| Blair gilt in der arabischen Welt als Kriegsverbrecher, der zusammen mit | |
| dem damaligen US-Präsidenten George W. Bush den Irak-Krieg begonnen hat. | |
| Und das unter Vorspiegelung falscher Tatsachen, von irakischen | |
| Massenvernichtungswaffen, die nie existierten. Keine gute Visitenkarte. | |
| Für Netanjahu, den Stärkeren, ist das Papier des Deals nur geduldig. Er | |
| glaubt, am Ende ohnehin tun zu können, was er will. Aber vielleicht | |
| verzockt er sich diesmal. Denn die Zeiten sind vorbei, in der die alten | |
| Mächte repräsentiert durch Trump und Blair, die Region alleine zusammen mit | |
| Netanjahu in ihrem Sinne formen können. Ohne die Regionalmächte mit | |
| einzubeziehen, wird das nicht gelingen. Und die haben ihre eigene Agenda. | |
| Auch International haben sich die Gleichgewichte verschoben. Die Welt | |
| schaut heute anders auf Gaza und die Besatzung des Gazastreifens. Es wird | |
| sich zeigen, wie sich das auf die Internationalisierung der Verwaltung und | |
| Sicherheit des Gazastreifens niederschlagen wird. Kommt dieser Deal | |
| zustande, wir er eine ganz eigene Dynamik entwickeln. | |
| 30 Sep 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Karim El-Gawhary | |
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