| # taz.de -- Netanjahu im Weißen Haus: Trump verspricht „ewigen Frieden in Na… | |
| > Beim Treffen mit Israels Premier Netanjahu stellt Trump der Hamas ein | |
| > Ultimatum. Mit seinem 20-Punkte-Plan sollen alle Geiseln freikommen, der | |
| > Krieg enden. | |
| Bild: Das soll bald enden, wenn Trumps 20-Punkte-Plan in Kraft tritt: Ein Angri… | |
| Tel Aviv taz | Nichts weniger als „ewigen Frieden in Nahost“ hat | |
| US-Präsident Donald Trump bei der Vorstellung eines Abkommens für ein Ende | |
| des Gazakriegs am Montagabend in Aussicht gestellt. „Ich unterstütze Ihren | |
| Plan“, sagte [1][Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu] bei einer | |
| gemeinsamen Pressekonferenz im Weißen Haus. Tatsächlich handelt es sich | |
| eher um ein Ultimatum an die radikalislamische Hamas. Sollte sie nicht | |
| annehmen, habe Israel die „volle Unterstützung zu tun, was es tun muss“, | |
| sagte Trump. Laut israelischen Medien hat die Hamas den 20-Punkte-Plan in | |
| der Nacht zum Dienstag erhalten. | |
| Der gemeinsame Auftritt demonstrierte Einigkeit, nachdem der US-Präsident | |
| sich zuletzt mitunter frustriert über Netanjahu gezeigt hatte. Er kommt | |
| auch in einem Augenblick, in dem immer mehr Menschen und Regierungen | |
| weltweit die israelischen Angriffe im Gazastreifen scharf kritisieren, bei | |
| denen binnen zwei Jahren laut Angaben des Hamas-geführten | |
| Gesundheitsministeriums mehr als 66.000 Menschen getötet wurden, die | |
| meisten von ihnen Zivilisten. | |
| Die Zustimmung der Hamas, oder dem, was von deren Befehlskette noch übrig | |
| ist, ist alles andere als garantiert. Der Trump-Plan schließt zwar | |
| ausdrücklich eine Vertreibung der palästinensischen Bevölkerung aus Gaza | |
| aus und stellt im Gegenzug für die Rückgabe aller lebenden und toten | |
| israelischen Geiseln binnen 72 Stunden die Freilassung von 250 | |
| palästinensischen Gefangenen mit lebenslangen Haftstrafen und Hunderten | |
| weiteren Palästinensern aus israelischen Gefängnissen in Aussicht. Zudem | |
| sollen die Hilfslieferungen für die rund zwei Millionen Palästinenser in | |
| dem Küstenstreifen umgehend hochgefahren werden. Eine dauerhafte Besatzung | |
| oder Annexion durch Israel wird ausdrücklich ausgeschlossen. | |
| Das Papier bleibt jedoch an mehreren Punkten unklar oder lässt deutliche | |
| Schlupflöcher mit Blick auf Israels Verpflichtungen. So soll der Abzug der | |
| israelischen Armee schrittweise erfolgen. Entlang einer Pufferzone, die | |
| auch die Grenze zu Ägypten einschließt, sollen israelische Soldaten auf | |
| unbestimmte Zeit die Kontrolle behalten. Der Palästinensischen | |
| Autonomiebehörde (PA) wird erst nach einem nicht näher definierten | |
| Reformprozess eine Rolle in Gaza zukommen können. Zudem enthält der Plan | |
| Punkte, die die Hamas in der Vergangenheit stets abgelehnt hat, etwa dass | |
| die Gruppe ihre Waffen abgeben soll. Auch eine geforderte Garantie, dass | |
| Israel die Kämpfe nach der Freilassung der Geiseln nicht wiederaufnehmen | |
| wird, fehlt. | |
| ## Verpflichtung für Gaza: „Friedliche Koexistenz“ | |
| Trump selbst will den Vorsitz über ein Komitee namens „Board of Peace“ | |
| übernehmen, das eine Übergangsverwaltung „palästinensischer Technokraten“ | |
| beaufsichtigen würde. Auch der ehemalige britische Premierminister Tony | |
| Blair und Vertreter der arabischen Welt sollen zu diesem Board gehören. | |
| Geplant ist ein „Trump-Wirtschaftsentwicklungsplan zum Wiederaufbau des | |
| Gazastreifens“. Das weckt Erinnerungen an Pläne für eine „Riviera des Nah… | |
| Ostens“, mit denen der US-Präsident Anfang des Jahres für Aufruhr sorgte, | |
| auch weil er damals über die dauerhafte Vertreibung der Bevölkerung | |
| spekulierte. Das Papier garantiert diesmal aber ein Rückkehrrecht für jeden | |
| Palästinenser, der den Gazastreifen verlässt. | |
| „Das neue Gaza verpflichtet sich zu einer [2][friedlichen Koexistenz mit | |
| seinen Nachbarn]“, heißt es in dem Plan. Die Sicherheit in dem | |
| Küstenstreifen würden künftig Sicherheitskräfte aus arabischen Ländern | |
| garantieren und dort palästinensische Polizeikräfte ausbilden. Die Gründung | |
| eines palästinensischen Staates sieht das Papier nicht explizit vor. Nach | |
| einer Reform der PA könnten „vielleicht die Bedingungen für einen | |
| glaubhaften Weg“ zu einem Palästinenserstaat vorliegen. Israels Regierung | |
| lehnt einen palästinensischen Staat entschieden ab. | |
| Den arabischen Staaten in der Region könnte diese vage Zusage dennoch | |
| genügen. Trump lässt keinen Zweifel daran, dass es ihm um mehr als den | |
| Gazastreifen geht. Er möchte weitere Staaten für eine Normalisierung ihrer | |
| Beziehungen zu Israel unter den Abraham-Abkommen gewinnen, darunter | |
| Saudi-Arabien, der Libanon oder Syrien. In einer gemeinsamen Erklärung | |
| begrüßten Katar, Jordanien, Saudi-Arabien, Ägypten und weitere Länder der | |
| Region den Vorschlag. | |
| ## Werden die Hamas und Israels Regierung zustimmen? | |
| Ein Sprecher [3][der Hamas äußerte sich gegenüber der Nachrichtenagentur | |
| Reuters ablehnend]. Ihre Waffen wolle die Gruppe erst aufgeben, wenn „die | |
| Besatzung endet und ein palästinensischer Staat errichtet worden ist“. Eine | |
| Verwaltung des Gazastreifens durch „Auflegung ausländischer Vormundschaft“ | |
| komme zudem nicht infrage. Andererseits ist die Gruppe zwei Jahre nach | |
| ihrem Terrorangriff auf Israel am 7. Oktober 2023 stark geschwächt, | |
| international zunehmend isoliert und hat in der Bevölkerung viel Rückhalt | |
| verloren. | |
| Auch eine israelische Zustimmung aber ist bisher nicht sicher. Zwar würde | |
| Netanjahu mit dem Vorschlag die meisten seiner Kriegsziele erreichen | |
| können: die Freilassung der Geiseln und die Beseitigung der Hamas als | |
| militärische Bedrohung. | |
| Andererseits aber macht das Abkommen die Pläne seiner rechtsreligiösen | |
| Koalitionspartner unwahrscheinlich, die seit Monaten offen eine Vertreibung | |
| der Palästinenser und eine anschließende jüdische Besiedlung fordern. Auch | |
| Netanjahu selbst hat Gründe, das Ende des Krieges hinauszuzögern: Dann | |
| stünde die Aufarbeitung des sicherheitspolitischen Versagens an, das auf | |
| israelischer Seite den 7. Oktober erst ermöglicht hat. | |
| 30 Sep 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Felix Wellisch | |
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