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# taz.de -- AfD-interner Streit eskaliert: Was sich Neonazis untereinander antun
> Gewalt und Hass nicht nur nach außen: Der interne Streit in der Harburger
> AfD eskaliert mit Drohungen und einer beschädigten Tür.
Bild: So zerrissen wie dieses Plakat: die Harburger AfD
Der Vorwurf aus den eigenen Reihen ist eine Drohung. „Verrat wird bestraft,
Leuser“, prangt an der Eingangstür zum Wohnhaus des Hamburger
AfD-Bezirkspolitikers Adrian Leuser. Die beschädigte Tür ist die Eskalation
eines Streits in der Harburger AfD-Fraktion. Leuser hatte zuvor seinen
damaligen Fraktionskollegen Andreas Ehlers angezeigt. Dieser soll ihn nicht
[1][nur als Affe und Untermensch bezeichnet, sondern ihm auch ein
Stiefeltritt angedroht haben].
Der Streit soll Ende Juli in einer nicht öffentlichen Fraktionssitzung der
Harburger AfD begonnen haben. Ein weiteres AfD-Mitglied der
Bezirksversammlung bezeugte in einer eidesstattlichen Erklärung die
Aussage. Die Strafanzeige [2][liegt dem NDR vor]. Ehlers streitet die
Anschuldigung ab. Er bezeichnet sich als das Opfer eines gescheiterten
Politikers mit „vermessener Aufstiegs-Gier“. Der Fraktionsvorsitzende Helge
Ritscher spricht von einem „billigen Nachtreten“ Leusers.
Dieser hat die Fraktion inzwischen verlassen – ebenso wie die Stadt. Dem
NDR sagte er, die Gewaltbereitschaft in der Harburger AfD mache ihn
fassungslos. Er habe Angst um seine Sicherheit. Statt Solidarität aus den
eigenen Reihen zu erfahren, sieht er sich mit einem
Parteiausschlussverfahren überzogen. Der AfD-Landesvorsitzende Dirk
Nockemann will, dass Leuser auch sein Mandat niederlegt.
Die Fassungslosigkeit Leusers zeigt ein Nicht-wahrhaben-Wollen von Hass und
Hetze in der rechten Szene, die nach außen Angst verbreiten und in Gewalt
umschlagen können, aber eben auch nach innen zur Verrohung und zu
Übergriffen führen können. Diese Fälle werden oft nicht bekannt. Das
propagierte Selbstbild als national-bürgerlich, für Recht und Ordnung
sorgend, soll keine Kratzer bekommen.
## „Verräter“ getötet
2020 konnte die AfD jedoch eine Gewalttat des ehemaligen
AfD-Landtagsfraktionsvorsitzenden in Brandenburg, Andreas Kalbitz, nicht
verheimlichen. Bei einer Begrüßung schlug er seinen Nachfolger [3][Dennis
Hohloch] mit der Faust so in den Bauch, dass dieser wegen eines Milzrisses
stationär behandelt werden musste. 2021 stellte die Staatsanwaltschaft die
Ermittlungen in der Sache ein, nachdem Kalbitz der Zahlung einer
„vierstelligen Summe“ zustimmt hatte.
Kalbitz, ein enger Mitstreiter von AfD-Rechtsaußen Björn Höcke, war in der
AfD schon wegen seiner verschwiegenen Mitgliedschaft in der rechtsextremen
Heimattreuen Deutschen Jugend umstritten.
Im Norddeutschland verübten Rechtsextreme auch Morde. Kader der
Aktionsfront Nationaler Sozialisten töteten Johannes Bügner aus Hamburg.
Sie verdächtigen den bekannten Homosexuellen als Verräter und brachten ihn
in der Feldmark bei Stemwarde im Mai 1981 mit 22 Messerstichen um.
Ebenfalls weil er ein Verräter sein sollte, wurde [4][Roger Bornemann] in
Hannover über Stunden von vier Neonazi-Skinheads misshandelt und
schließlich mit einer Zaunlatte erschlagen. Am Bahnhof tranken sie am Abend
des 3. Februar 1987 dann noch Bier.
26 Sep 2025
## LINKS
[1] /!6108969/
[2] https://www.ndr.de/nachrichten/hamburg/racheakt-wohnungstuer-von-harburger-…
[3] /Klage-gegen-Dennis-Hohloch/!6044216
[4] /Der-Schwaechste-als-Opfer/!1805848/
## AUTOREN
Andreas Speit
## TAGS
AfD Hamburg
Streit
Rechte Gewalt
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Social-Auswahl
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Rechte Szene
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