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# taz.de -- Umstellung auf Öko-Landwirtschaft: Niedersachsen weit entfernt vom…
> Niedersachsens Landwirtschaft muss viel tun, um in der Agrarwende nicht
> das Schlusslicht zu bleiben. Helfen soll das Kompetenzzentrum Ökolandbau.
Bild: Viel Fläche und bisher wenig öko: niedersächsische Landwirtschaft, hie…
Das Ziel klingt griffig: 30 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche
Deutschlands sollen bis 2030 ökologisch bewirtschaftet werden. So hat es
das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) festgelegt,
als dessen Kopf [1][noch Cem Özdemir (Bündnis 90/Die Grünen) hieß.]
Diese „Bio-Strategie 2030“ gilt auch heute noch, eine Legislaturperiode
später, unter [2][Minister Alois Rainer] (CSU). Wie realistisch ihr Ziel
ist, steht auf einem anderen Blatt: Vor allem der Blick auf Niedersachsen
lässt Zweifel aufkommen. Rund 154.000 Hektar Ökofläche gab es dort 2023,
rechnet die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) vor. Als
absolute Zahl klingt das gut, auch im Bundesvergleich. Aber der
Öko-Flächenanteil beträgt nur sechs Prozent. Damit ist Niedersachsen
deutschlandweit Schlusslicht. Viele Bundesländer liegen bei über 15, manche
bei 21 Prozent.
Dicke Bretter also, die das [3][Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen]
(KÖN), Visselhövede, zu bohren hat. Geschäftsführerin Carolin Grieshop ist
mit ihrer Prognose vorsichtig. „Bis 2030“, sagt die
Politikwissenschaftlerin, „tippe ich für Niedersachsen auf zehn Prozent.“
Das KÖN, 2002 mit Landesgeld gegründet, berät umstellungswillige
Konventional-Landwirte, Verarbeiter, die ins Bio-Geschäft wollen, den
Handel, die Politik. Es erstellt Studien für Kommunen und moderiert
Tagungen. All das erfolgt auf Honorarbasis. „Unser Ziel war die inhaltliche
Unabhängigkeit“, sagt Grieshop. Das Zentrum habe deutschlandweit
Alleinstellungscharakter.
Grieshop zeichnet ein positives Bild des Ökolandbaus: „Der Bio-Markt wächst
und wächst.“ Aber gerade dadurch gebe es Risiken: „Die Schere zwischen
Nachfrage und Angebot klafft weit auseinander. Wenn es uns nicht gelingt,
den Bedarf an Bio-Produkten aus Deutschland zu decken, [4][beschaffen sich
die Händler ihre Ware im Ausland], und das wäre die schlechtest mögliche
Entwicklung. Denn mit den dortigen Preisen können die deutschen Produzenten
nicht mithalten, dort sind ja oft die Löhne niedriger, die Ökoauflagen
weniger streng.“
Die 25 Mitarbeitenden ihres Zentrums, 17 Frauen und acht Männer, kommen aus
vielen Disziplinen. Die Palette reicht von Biologie über Geografie, Agrar-
und Betriebs- bis zur Forstwirtschaft. Als missionarisch sieht Grieshop
ihre Aufgabe nicht: „Bio kann man nur vorleben. Man kann nur zeigen, dass
es geht, wie es geht. Man kann nur einladen mitzumachen.“
Niedersachsen hat den deutschlandweit höchsten Produktionswert durch
Landwirtschaft, es ist das deutsche Agrarland Nummer eins, nicht zuletzt
durch die Großstallanlagen der industriellen Fleischproduktion und riesige
Ackerbaubetriebe. Das birgt viel Umstellungspotenzial. Zugleich sind die
Bretter, die die Agrarwende bohren muss, hier besonders dick: Je größer der
landwirtschaftliche Betrieb ist, desto geringer ist die Offenheit für den
Wandel.
Der „niedersächsische Weg“, eine Aushandlung zwischen der niedersächsisch…
Landesregierung und Naturschutz- wie Landwirtschaftsverbänden, trägt dem
Rechnung. Er sieht lediglich vor, den Ökolandbau bis 2030 auf 15 Prozent
der Fläche zu steigern. Auch das ist optimistisch.
Die niedersächsische Landwirtschaft müsse „den gesellschaftlichen
Herausforderungen nach mehr Umwelt-, Natur- und Tierschutz gerecht werden“,
heißt es aus Niedersachsens Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz. Das Kompetenzzentrum ist Vorreiter. Aber es kommt auch
auf den Endverbraucher an: „Wichtig ist die gute Abnahme vor Ort“, sagt
Grieshop. „Leider legen viele Menschen nicht genug Wert auf gute
[5][Lebensmittel].“
22 Sep 2025
## LINKS
[1] /Wird-Tierhaltung-wieder-schlechter/!6069279
[2] /Alois-Rainer-Landwirtschaftsminister/!t6096815
[3] https://www.oeko-komp.de/
[4] /Wachsende-Branche-in-Berlin/!6060141
[5] /Lebensmittel/!t5008938
## AUTOREN
Harff-Peter Schönherr
## TAGS
Niedersachsen
Öko
Ökologie
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Landwirtschaft
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Landwirtschaft
Bauernprotest
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