# taz.de -- Zwei Jahre nach dem Sicherheitsgipfel: Übrig bleibt die Repression | |
> Für soziale Arbeit, Hilfe für Süchtige oder Parkläufer gibt es keine | |
> Anschlussfinanzierung. Dagegen bleiben Videoüberwachung und der | |
> Görli-Zaun. | |
Bild: Kümmert sich in Zukunft noch jemand um die Obdachlosen vom Leopoldplatz? | |
Berlin taz | Zwei Jahre ist der [1][Sicherheitsgipfel] her, den der | |
Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) in Reaktion auf eine mutmaßliche | |
Gruppenvergewaltigung im Görlitzer Park einberufen hatte. Zahleiche | |
Maßnahmen, soziale wie sicherheitspolitische, waren beschlossen worden, um | |
insbesondere auf die Problematik von Drogenkonsum, Verwahrlosung und | |
Kriminalität an Hotspots wie dem Görli oder dem [2][Leopoldplatz] zu | |
reagieren. 28,5 Millionen Euro wurden für zwei Jahre zur Verfügung | |
gestellt. | |
Angesichts der auslaufenden Finanzierung für den Großteil der Projekte ist | |
es Zeit, Bilanz zu ziehen – genau darauf zielt eine Kleine Anfrage der | |
Linken-Abgeordneten Niklas Schrader, Elif Eralp und Klaus Lederer, deren | |
Antwort durch den Senat der taz vorliegt. Die zuständige Senatsverwaltung | |
für Umwelt schreibt darin von fast 100 genehmigten Anträgen durch das | |
Lenkungsgremium: Finanziert wurde ein bunter Blumenstrauß: von der | |
Suchtprävention an Schulen, über Parkläufer bis zum Ankauf einer Unterkunft | |
für wohnungslose, drogenabhängige Frauen in Neukölln. | |
Die Projekte sollen dazu dienen, der komplexen Problemlage aus dem „Anstieg | |
von Drogenkonsum“ und der „Übernutzung einzelner öffentlicher Orte“ | |
entgegenzutreten. Als beispielhaft wird ein Maßnahmenbündel für den | |
Leopoldplatz benannt, das mehr Polizei mit Sozialberatung und Suchthilfe in | |
Form von mobilen Konsummöglichkeiten, einer personalbesetzten Toilette und | |
kultureller Belebung des Platzes kombiniert. | |
Niklas Schrader von der Linken sagt: „Viele der Maßnahmen sind wirklich | |
sinnvoll.“ So etwa die aufsuchende Sozialarbeit „Case Management“ am Leo. | |
Nur: Der erste Sozialarbeiter hat seinen Job im März begonnen, der zweite | |
im August. Lapidar heißt es vom Senat: „Die Finanzierung beider Stellen | |
endet mit dem 31. 12. 2025.“ Schrader kritisiert: „Wenn man nachhaltige | |
Wirkung erzielen will, muss man das länger machen. So ist es ein | |
Strohfeuer, ohne Effekt.“ | |
## Keine Parkläufer mehr | |
Vor dem Ende stehen fast alle sozialen Maßnahmen, so etwa auch die | |
[3][Parkläufer]. Laut dem vorläufigen Haushaltsplan soll das stadtweite | |
Projekt gestrichen werden – CDU und SPD erhoffen sich damit Einsparungen | |
von sechs Millionen Euro. 100 Mitarbeitende sind betroffen. Ebenso wenig | |
fortgeführt wird wohl auch das [4][Peer-Projekt], bei dem Drogenabhängige | |
Spritzen einsammeln. Dabei attestiert der Senat der Maßnahme eine | |
„signifikante Verbesserung der Sicherheit und Sauberkeit im öffentlichen | |
Raum“. In Kreuzberg wurden dafür 130.000 Euro ausgegeben. | |
Von den sozialen und gesundheitspolitischen Maßnahmen wird wohl wenig übrig | |
bleiben, abgesehen von Anschaffungen wie zwei neuen Konsummobilen, | |
Schließfächern für Obdachlose oder Beleuchtungsanlagen im Schlesischen | |
Busch und im Görli. | |
Nicht angetastet werden dagegen „repressive Maßnahmen“, wie Schrader sagt, | |
also etwa Kameraüberwachung, für die zusätzlich vier Millionen Euro | |
bereitgestellt werden oder der Zaun um den Görlitzer Park – die teuerste | |
Einzelmaßnahme des Sicherheitspakets. | |
2 Sep 2025 | |
## LINKS | |
[1] /Sicherheitsgipfel-des-Berliner-Senats/!5959049 | |
[2] /Wie-geht-es-weiter-am-Leopoldplatz/!6091177 | |
[3] /Parkmanagement-in-Berlin/!6107685 | |
[4] /Drogenpolitik-in-Berlin/!6103114 | |
## AUTOREN | |
Erik Peter | |
## TAGS | |
Görlitzer Park | |
Schwarz-rote Koalition in Berlin | |
Drogen | |
Schwerpunkt Obdachlosigkeit in Berlin | |
Schwarz-rote Koalition in Berlin | |
Ute Bonde | |
Görlitzer Park | |
Görlitzer Park | |
Drogenkonsum | |
Kolumne Starke Gefühle | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Kürzungen bei Drogenhilfe in Berlin: Metall statt Menschen | |
Viele Angebote zur Drogenhilfe sind kaum angelaufen, da will der Senat sie | |
schon wieder einstellen. An den Plänen für den Görli-Zaun halten CDU und | |
SPD dagegen fest. | |
Umwelt- und Klimapolitik in Berlin: „Mein Haushalt ist nur noch ein Skelett“ | |
Die SPD-Abgeordnete Linda Vierecke kritisiert den Haushalt 2026/27 scharf: | |
Die Mittel für Umwelt- und Klimaschutz würden drastisch zusammengestrichen. | |
Kriminalität im Görlitzer Park: Zahlen sprechen gegen Zaun | |
Eine nächtliche Parkschließung wird wohl wenig helfen. Neuer | |
Kriminalitätszahlen der Innenverwaltung zufolge geschieht ein Großteil der | |
Straftaten tagsüber. | |
Drogenpolitik in Berlin: Es bleibt nur der Zaun | |
Zwei Jahre nach dem Berliner „Sicherheitsgipfel“ stehen die sozialen | |
Maßnahmen rund um den Görlitzer Park vor dem Aus. Dabei sind sie ein voller | |
Erfolg. | |
Wie geht es weiter am Leopoldplatz?: Raus aus dem Kreislauf | |
Nach dem Hilferuf der Anwohner ist einiges passiert am Leopoldplatz. Die | |
Drogenszene wurde teils verdrängt, teils eingehegt durch soziale Maßnahmen. | |
Umnutzung des öffentlichen Raums: Macht Platz für Obdachlose! | |
Es gibt mehr Obdachlose, vor allem obdachlose Frauen, in der Stadt. Wir | |
sollten Parkplätze für sie freiräumen und am besten auch die | |
Reichstagswiese. |