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# taz.de -- Protest gegen Femizide in Berlin: Den Alltag unterbrechen
> In Charlottenburg wurde einer Anfang September getöteten Frau gedacht.
> Die Initator:innen fordern zugleich mehr Geld für Prävention und
> Schutz.
Bild: „Wer kürzt, gefährdet Leben“: Für die steigende Gewalt gegen Fraue…
Berlin taz | Auf jeder einzelnen Stufe der Treppe vor dem Rathaus
Charlottenburg steht ein Paar roter Schuhe. Weltweit sind sie ein
Protestsymbol gegen Femizide. An diesem Mittwoch sollen sie an eine
52-Jährige erinnern, die Anfang September in Wilmersdorf mutmaßlich von
ihrem Ex-Partner ermordet wurde. Aufgestellt haben sie Mitarbeitende von
Antigewaltprojekten, um auf die mangelnde Finanzierung von Frauenhäusern
und Präventionsprojekten aufmerksam zu machen.
Rund 80 Menschen sind zur Aktion der [1][Initiative Rote Schuhe] gekommen,
viele von ihnen arbeiten in Beratungsstellen oder Frauenhäusern. Einige
zünden ein Grablicht an oder legen Blumen nieder. „Wir wollen uns lebend“,
„Stoppt Femizide“ und „Patriarchale Gewalt beenden! Feministische Projekte
fördern!“, steht auf Bannern und Schildern.
## Gewalt gegen Frauen steigt
Bereits zum fünften Mal in diesem Jahr versammelt sich die Initiative, denn
mindestens fünf Femizide gab es 2025 schon in Berlin: „So lange sich
politisch nichts ändert, so lange Männer nicht wirksam daran gehindert
werden, ihre (Ex-)Partnerinnen zu töten, so lange werden wir unseren Alltag
unterbrechen, um diesen Frauen zu gedenken“, sagt eine Organisatorin.
Am 3. September war die 52-jährige Frau aus Vietnam in einem
Mehrfamilienhaus in der Blissestraße gefunden worden. Die Polizei geht von
einem Tötungsdelikt aus. Die Frau war vermutlich Sexworkerin, laut
Staatsanwaltschaft soll an der Adresse ein Wohnungsbordell gewesen sein.
Die [2][Gewalt gegen Frauen in Berlin] steigt. Allein 2024 wurden 29 Frauen
von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet. Dennoch fehlten in Berlin
derzeit 486 Schutzplätze für gewaltbetroffene Frauen nach den Vorgaben der
Istanbul-Konvention, kritisiert die Initiative Rote Schuhe. Täglich müssten
bei der Hotline gegen häusliche Gewalt 10 bis 15 schutzsuchende Frauen und
ihren Kindern abgewiesen werden, weil es keine freien Platz gebe, heißt es.
## Antigewaltprojekte von Kürzungen betroffen
„Der Umgang mit struktureller patriarchaler Gewalt muss sich endlich
ändern“, fordert eine Rednerin am Mittwoch. Konkret müssten
Beratungsangebote und Plätze in Frauenhäusern ausgebaut und bezahlbarer
Wohnraum geschaffen werden. Außerdem müsse es mehr Geld für Prävention
geben. „Wir möchten hier nicht mehr stehen, wenn schon etwas passiert ist“,
sagte eine weitere Rednerin.
Eine Mitarbeiterin der Fachberatungsstelle für Sexarbeitende Hydra
appellierte außerdem, keine unterkomplexen Antworten zu akzeptieren:
„Patriarchale Gewalt trifft natürlich auch Sexarbeiter:innen, doch nicht,
weil wir als Sexarbeiter:innen Sex mit Männern haben, sondern weil
Frauen und FLINTA im Patriarchat überall Gewalt ausgesetzt sind.“
Auch Berlins Antigewaltprojekte sind von Haushaltskürzungen des Senats
betroffen. 2026 sollen 2 Prozent der Fördermittel eingespart werden. Für
das Personal soll es darüber hinaus auch keine Tarifanpassungen geben. „Das
betrifft nicht nur einen ohnehin unterfinanzierten Bereich, sondern auch
einen Bereich, in dem fast ausschließlich Frauen arbeiten“, so die
Initiator:innen. Am Donnerstag ist deshalb eine weitere Aktion vor dem
Abgeordnetenhaus geplant.
17 Sep 2025
## LINKS
[1] /Femizide-in-Berlin/!6079238
[2] /Berliner-Kriminalstatistik/!6073443
## AUTOREN
Amelie Sittenauer
## TAGS
Schwerpunkt Femizide
Berlin
Gewalt gegen Frauen
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wollen sie nach jedem Femizid rote Schuhe vor die jeweiligen Rathäuser
tragen.
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