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# taz.de -- Proteste gegen Kürzungen: Kürzungen, die Leben kosten
> Vor dem Abgeordnetenhaus protestieren Berliner Frauenvereine gegen
> geplante Sparmaßnahmen. Sie warnen: weniger Geld bedeutet weniger Schutz.
Bild: Empfangskomitee des Widerstands: Frauenprojekte protestieren vor dem Abge…
Auf dem Vorplatz des Abgeordnetenhauses ertönt die Melodie von „Bella
Ciao“. Etwa dreißig Frauen stimmen ein feministisches Cover der
revolutionären Hymne an. Vor ihnen liegen ein Bettgestell, eine rosa
angemalte Flagge gegen das Patriarchat sowie Stühle, an denen Plakate
befestigt sind: Eine Art Empfangskomitee für ihre Kolleg*innen aus
Frauenvereinen, die noch im Publikum der am Donnerstag stattfindenen
Ausschusssitzung zum Haushalt 2026/2027 für Bildung, Jugend und Familie
sitzen.
An den Stühlen hängen Plakate mit Zahlen: 486 steht für die Anzahl der
fehlenden Plätze in Berliner Frauenhäusern. 29: Die Anzahl der Frauen, die
2024 in Berlin von [1][ihrem (Ex-)Partner ermordet wurden]. 4 bis 6 Wochen:
die Wartezeit für einen Beratungsplatz. Und schließlich die Zahl, gegen die
die Demonstrant*innen heute protestieren: 2,5 Millionen Euro Kürzungen.
„Im Vergleich zu 2025 bedeutet dies eine Kürzung des Budgets für unser
Frauenhaus von bis zu 5 Prozent“, sagt Lenou Müssig. Sie arbeitet im
Frauenhaus Cocon. Die 53 Plätze seien ständig belegt, berichtet sie. Sobald
einer frei wird, sei die Telefonleitung mit Anrufen überlastet, von
Menschen, die versuchen einen Platz zu bekommen.
Das Haus arbeitet bereits mit weniger Mitarbeitenden, als es die
Frauenhaus-Koordination empfiehlt. Für das [2][Frauenhaus Cocon] bedeuten
die Kürzungen, dass sie zudem auf Übersetzer*innen verzichten müssen,
weniger Fortbildungen für ihre Mitarbeiter:innen anbieten können und
weniger Mittel für Anschaffungen haben.
In der Menge stehen drei Mitarbeiterinnen einer Beratungsstelle, Lena,
Semiha und Claudia. Sie sorgen sich um einen „Rückschritt“ durch die
Kürzungen. Im Januar dieses Jahres versprach das Gewaltshilfegesetz mehr
Schutzplätze und Beratungsstellen. Dennoch müssten sie Betroffenen manchmal
Beratungstermine mit einer Wartezeit von zwei bis drei Wochen anbieten.
Zudem bedeuten die bevorstehenden Kürzungen Personalabbau und die
Streichung von Projekten wie [3][der Berliner Initiative gegen Gewalt an
Frauen (BIG)-Hotline].
## Zukunftslose Politik
Zwischen 700 und 900 Menschen pro Monat – davon die Hälfte Betroffene –
rufen die Hotline des Vereins an, um Beratung, Zufluchtsmöglichkeiten und
Hilfe zu erhalten, erklärt eine Sprecherin der BIG e.V. Die
Beratungsangebote des Vereins werden durch Kürzungen eingeschränkt sein.
Seine Präventionsarbeit gegen häusliche Gewalt in Schulen wird nicht mehr
möglich sein. Dabei ist die Warteliste mit einem Schulbesuch pro Monat ein
Jahr im Voraus voll.
Als die Koordinatorin der BIG-Hotline, Sama Zavaree, aus dem
Abgeordnetenhaus herauskommt, sagt sie: „Ich bin wütend, traurig und
frustriert.“ Sie protestiere gegen „Kürzungen, die Leben kosten“ und geg…
„eine Politik, die keine Zukunft bietet“.
Den Vereinsmitgliedern wurden am Eingang des Gebäudes gleich zu Beginn der
Sitzung ihre Transparente, Schriften und Plakate weggenommen. Ihnen seien
mehrfach strafrechtliche Konsequenzen angedroht worden, wenn sie ihren
Unmut äußern sollten. Die rund 30 Vertreterinnen von Vereinigungen gegen
Gewalt an Frauen wurden in Fünfergruppen bis zur Tür des Saals begleitet,
berichtet Zavaree. „Es hat uns dann gereicht, der CDU und der SPD nur
zuzuhören“, sagt sie. „Wir wollten nichts Strafwidriges machen, sondern auf
uns aufmerksam machen und zeigen, dass wir ihre Entscheidungen beobachten.“
17 Oct 2025
## LINKS
[1] /Femizide-in-Berlin/!6079238
[2] https://www.frauenhaus-cocon-berlin.de/
[3] https://www.big-hotline.de/
## AUTOREN
Gabrielle Meton
## TAGS
häusliche Gewalt
Demos
Haushalt
Schwerpunkt Femizide
Schwerpunkt Feministischer Kampftag
Schwerpunkt Femizide
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