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# taz.de -- Cannabis-Anbau in Bayern: Viel Arbeit, aber kein Gras
> In Bayern blockieren Verwaltung und Gerichte Anbau und Vertrieb von
> Cannabis. Die CSU-geführte Regierung führt einen harten Kampf gegen das
> Bundesrecht.
Bild: So ist der Anbau auch in Bayern möglich: Hanfpflanzen in Nürnberg
München taz | Freudig verkündet der [1][Verein „Franken-Cannabis“] auf
seiner Website: „Ab September sind wir dann richtig auf ‚Schlagzahl‘, und
das Lager ist mit feinstem Cannabis aus nachhaltigem Anbau gefüllt.“ Es
gebe „Cannabis in höchster und vor allem gleichbleibender Qualität“. Doch
das Versprechen ist nicht einzulösen. Erst hat das Landratsamt Bamberg die
Produktion verboten, dann schloss sich das zuständige Verwaltungsgericht in
Bayreuth dem Urteil an. Denn eigentlich war, so die Richter, für die Halle
von Franken-Cannabis nur der Anbau von Nutzhanf genehmigt worden. In Bayern
ist es somit weiterhin keinem einzigen der gegründeten Vereine möglich,
Cannabis nach Bundesrecht anzubauen und an die Vereinsmitglieder abzugeben.
Der Fall Buttenheim zeigt: Die [2][CSU-geführte Staatsregierung führt einen
harten Kampf] gegen die einst unter der Ampel-Regierung beschlossene
Teillegalisierung. Den Vereinen muss der Anbau zwar grundsätzlich erlaubt
werden, wenn die Anträge korrekt sind. Ob sie dann aber Orte und Flächen
dafür erhalten, steht auf einem anderen Blatt.
## Haarspalterei macht Clubs unmöglich
Dafür geht die Regierung den Umweg übers Baurecht, beklagen Organisationen
wie der „[3][Cannabis Verband Deutschland]“, dem auch die Buttenheimer
angehören. Eine schriftliche Einordnung aus dem bayerischen Bauministerium
von Ende 2024 zeigt tatsächlich, dass haarspalterisch und bis ins Detail
argumentiert wird. Den Cannabis-Clubs soll es unmöglich gemacht werden, die
Pflanze anzubauen, einfach, weil man das in Bayern nicht will. Die
bayerische Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) bezeichnete die
Teillegalisierung als „schweren Fehler“. Mit Blick auf Gesundheits- und
Jugendschutz sei sie „unverantwortlich“.
Die Cannabis-Aktivisten sprechen von einer „existentiellen Notlage“.
Dutzende Vereine mit tausenden Mitgliedern stünden mittlerweile trotz
klarer Rechtslage von Seiten des Bundes vor dem Aus, so der Cannabisverband
Deutschland. In Buttenheim hatte der Verein schon eine kleine Menge
angebaut, geerntet und an die Mitglieder verteilt. Als erster und bisher
einziger Verein im ganzen Freistaat. Das wurde in der ersten Augustwoche
vermeldet.
## Anbau mittels Baurecht verboten
Es dürfte kein Zufall dürfte sein, dass sich direkt danach die Behörde
einschaltete und den Anbau mittels Baurecht verbot. Die Pflanzhalle müsste
aufwendig als „Sondergebiet“ genehmigt werden, so die Argumentation. Um
eine solche Änderung zu erreichen, muss man laut dem Cannabis-Verband eine
fünfstellige Summe aufbringen. Auch brauche es dafür „mehrere Jahre“. Das
Vorgehen berge die „Gefahr einer faktischen Blockade legaler Anbauvereine“.
Andere Bundesländer machen es den Cannabisbauern einfacher. Dort genügt
laut dem Verband eine einfache Nutzungsänderung, um die jeweilige Halle in
Betrieb zu nehmen. Aus Niedersachsen etwa wurde bereits im November 2024
vermeldet, [4][dass das erste Cannabis geerntet und abgegeben wurde].
## Real hat es noch niemand geschafft
Bei den Genehmigungen lässt sich das zuständige Landesamt für Gesundheit
und Lebensmittelsicherheit in Bayern Zeit. Anbau und Verkauf von Cannabis
wurden laut einem Sprecher des Gesundheitsministeriums bisher achtmal
erlaubt und dreimal abgelehnt. Wirklich hat es aber noch niemand geschafft.
19 Anträge sind noch in Bearbeitung, 14 wurden von den Vereinen
zurückgezogen. Zum Vergleich: Bundesweit gibt es laut Recherche der dpa 300
Zulassungen, davon sind 83 in Nordrhein-Westfalen und 55 in Niedersachsen.
Martin Pley, Vorsitzender von Franken-Cannabis, sagt, dass sein Verein
schon einen hohen sechsstelligen Betrag in das Vorhaben investiert hat.
Auch wurde viel Zeit in das Projekt gesteckt. Die Halle mit den Pflanzen
ist gesichert und wird per Kamera überwacht. Nur Mitglieder dürfen rein,
sie müssen sich vorher registrieren. Das jetzige Verbot durch das
Verwaltungsgericht sieht der Anwalt des Vereins als Rechtsbeugung. Das
Urteil ist nicht rechtskräftig, möglich ist jetzt eine sogenannte Klage im
Hauptsacheverfahren.
22 Aug 2025
## LINKS
[1] https://www.franken-cannabis.com/
[2] /Soeders-Kampf-gegen-das-Cannabis-Gesetz/!6090672
[3] https://cannabisverband-deutschland.de/
[4] /Cannabis-Social-Clubs/!5950679
## AUTOREN
Patrick Guyton
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