# taz.de -- Antimilitaristische Ausstellung: Ein Museum gegen den Krieg und das… | |
> Das Anti-Kriegs-Museum in Wedding feiert sein hundertjähriges Bestehen. | |
> Das Museum will vor einem eines: Vom Krieg abschrecken. | |
Bild: Im Anti-Kriegs-Museum sind viele Gäste vom Luftschutzkeller beeindruckt | |
Berlin taz | Zahnräder, Ketten und andere Metallteile fügen sich zu einem | |
roboterähnlichen Wesen zusammen, über dem Kopf zerbricht es ein Gewehr: Die | |
Skulptur „broken rifle“ des italienischen Künstlers Angelo Monitillo steht | |
etwas versteckt auf einem Grünstreifen in Wedding. Sie weist den Weg zum | |
[1][Berliner Anti-Kriegs-Museum], das gleich gegenüber in der Brüsseler | |
Straße sein Domizil hat. | |
Im Jahr 1982 eröffnete der mittlerweile pensionierte Lehrer Tommy Spree mit | |
Freund*innen aus der Friedensbewegung das Museum – zunächst in Kreuzberg, | |
seit 1988 ist es in der kleinen Ladenwohnung in Wedding untergebracht. Doch | |
die Geschichte des Museums reicht viel weiter zurück. Bereits vor 100 | |
Jahren gründete Sprees Großvater Ernst Friedrich das weltweit erste | |
Anti-Kriegs-Museum in der Parochialstraße in Mitte. | |
Der Anarchist und Antimilitarist wollte den Schrecken des Ersten Weltkriegs | |
dokumentieren und die Menschen aufrütteln. „Mit einem Eimer von Mörtel und | |
zehn Ziegelsteinen fing ich an. Mehr Geld hatte ich nicht. Dafür umso mehr | |
Ideen“, wird Friedrich in einem 1935 erschienenen Text zitiert. | |
Exponate von damals sind auch heute noch im Museum ausgestellt. Neben einer | |
Gasmaske sind dort Bilder von Soldaten zu sehen, die schwerste | |
Gesichtsverletzungen davon getragen haben. Auf weiteren Fotos sind | |
Leichenberge abgebildet, schwer verletzte und verstümmelte Soldaten. | |
## Von den Nazis verfolgt | |
Als Kritiker von Militarismus und Nationalismus stand Friedrich schon früh | |
im Visier der Nazis. Am 28. Februar 1933 besetzten sie das | |
Anti-Kriegs-Museum und verwandelten es in ein sogenanntes Sturmlokal der | |
SA. Im Keller wurden Nazigegner*innen misshandelt. Friedrich wurde | |
verhaftet und gefoltert, konnte aber entkommen. Im Brüsseler Exil eröffnete | |
er erneut ein Anti-Kriegs-Museum, bis er wieder vor den Nazis fliehen | |
musste. Bis zu seinem Tod 1967 in Paris setzte Friedrich sich für Frieden | |
und Abrüstung ein. | |
In diesem Sinne baute sein im britischen Exil geborener Enkel Tommy Spree | |
das Anti-Kriegs-Museum wieder auf. Spree, seit vielen Jahren SPD-Mitglied, | |
ist auch heute überzeugt, dass die Menschen lernen müssen, ihre politischen | |
Konflikte ohne Krieg zu lösen. „Mittlerweile kommen mehr Besucher*innen | |
in das Museum, weil sie die Bilder des [2][Kriegs in der Ukraine] oder | |
[3][dem Nahen Osten] nicht mehr aushalten“, erzählt Spree der taz. Auch | |
Soldat*innen seien unter den Besucher*innen. | |
Besonders beeindruckt seien die Gäste vom originalgetreuen | |
Luftschutzkeller. Vor allem junge Menschen hielten es oft nicht lange in | |
dem Raum aus. Manche bekämen sogar regelrecht Panik, berichtet Tommy Spree. | |
Schon Ernst Friedrich wollte mit seinem Museum vor allem warnen, wenn nicht | |
gar abschrecken. Für Soldat*innen und Polizist*innen war der | |
Eintritt gratis. Alle anderen mussten 20 Pfennig zahlen. Heute ist der | |
Besuch des Anti-Kriegs-Museums für alle kostenlos. | |
Am 1. Oktober will das Museum sein 100. Gründungsjubiläum feiern. Bernd | |
Drücke, Redakteur der gewaltfrei-anarchistischen Monatszeitung | |
Graswurzelrevolution, betont gegenüber der taz die Bedeutung des Museums: | |
Er selbst sei als 15-Jähriger durch die Fotos von Ernst Friedrich | |
politisiert worden. „Und dass heute die Verwendung der damals von Ernst | |
Friedrich und Kurt Tucholsky verbreiteten Parole ‚Krieg dem Kriege‘ von der | |
Staatsanwaltschaft herangezogen wird, um das antimilitaristische | |
‚Rheinmetall entwaffnen!‘-Camp in Köln zu verbieten, zeigt, wie krass die | |
Remilitarisierung voranschreitet.“ | |
An die Gründung erinnert auch der Kurzfilm „100 Jahre Anti-Kriegs-Museum“. | |
Er wird [4][im Rahmen der Langen Nacht der Museen] am 30. August 2025 ab 18 | |
Uhr in dem Museum in der Brüsseler Straße 21 gezeigt. | |
21 Aug 2025 | |
## LINKS | |
[1] https://anti-kriegs-museum.de/ | |
[2] /Schwerpunkt-Krieg-in-der-Ukraine/!t5008150 | |
[3] /Schwerpunkt-Nahost-Konflikt/!t5007999 | |
[4] https://langenachtdermuseen.berlin/event/filmvorfuehrung-100-jahre-berliner… | |
## AUTOREN | |
Peter Nowak | |
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