# taz.de -- Berliner M-Straße wird Amo-Straße: Umbenennung ohne Infos | |
> Eine Infotafel zur Umbenennung von M-Straße und U-Bahnhof ist nicht | |
> vorgesehen. Die Grünen finden, die BVG sei zuständig. | |
Bild: Den alten Namen der „M-Straße“ will niemand mehr sehen | |
Berlin taz | Nachdem „M-Köpfe“ schon länger aus Supermärkten und Bäcker… | |
verschwinden, geht es nun der „M-Straße“ an den Namen: Kommenden Samstag um | |
14 Uhr soll die „Mohrenstraße“ feierlich der „Anton-Wilhelm-Amo-Straße�… | |
weichen. Auch die [1][Berliner Verkehrsbetriebe (BVG)] tauft dann die | |
gleichnamige U-Bahnhof-Station um. | |
Bis das „M-Wort“ von den letzten Digitalanzeigen und Stadtplänen | |
verschwunden ist, dauere es aber bis zum Fahrplanwechsel im Dezember, heißt | |
es von der BVG auf taz-Anfrage. Bis dahin sollen die Schilder am U-Bahnhof | |
auch den alten Namen im kleinen Schriftzug tragen. „So ist sichergestellt, | |
dass die Orientierung für die Fahrgäste weiterhin und jederzeit gegeben | |
ist“, sagt eine Sprecherin. | |
Die Grünen finden allerdings, die Verkehrsbetriebe könnten viel | |
weitergehen. „Anderswo in Berlin wurden Straßenumbenennung zumindest durch | |
Tafeln oder Stelen dokumentiert, die ein aktives Erinnern möglich machen“, | |
sagt Sebastian Walter, Sprecher für Diversitätspolitik der Grünen-Fraktion | |
im Abgeordnetenhaus. | |
Eine ähnliche [2][dekoloniale] Erinnerungsstation ist aber für die | |
„Anton-Wilhelm-Amo-Straße“ nicht vorgesehen. Das geht aus einer Anfrage der | |
Grünen-Fraktion vom 31. Juli an das Abgeordnetenhaus hervor, die der taz | |
vorliegt. Bei einer ähnlichen Anfrage vom Juni 2023 hatte die BVG eine | |
Erinnerungstafel noch für „denkbar“ gehalten. | |
## Anwohner:innen klagten gegen Umbenennung | |
„Die BVG ist als ÖPNV-Unternehmen nicht Initiatorin oder Autorin von | |
Erinnerungstafeln oder -orten“, entgegnet die Sprecherin. Kämen aber | |
Initiativen mit so einem Anliegen auf sie zu, würde die | |
Verkehrsgesellschaft prüfen, ob das umzusetzen sei. Dazu sei es aber nicht | |
gekommen. | |
Auch von „Decolonize Berlin“ heißt es, dass es keine Gespräche gegeben | |
habe. Das Bündnis hatte sich über Jahre für die Namensänderung der Straße | |
eingesetzt. Vorstandsmitglied Tahir Della findet: So ein Erinnerungsort | |
„wäre natürlich schön“. Dafür müsse sich die BVG aber eng mit der | |
afrodiasporischen Comunitiy abstimmen. | |
Der Bezirk Mitte beschloss die Umbenennung im August 2020. Weil | |
Anwohner:innen vor dem Verwaltungsgericht klagten, verzögerte sich die | |
Umbenennung bis in dieses Jahr. Viele argumentierten, die Namensgebung vor | |
300 Jahren sei wertschätzend gemeint gewesen. | |
## Feierliche Enthüllung am Samstag | |
Della kennt solche Argumente. „Es ist egal, woher das abgeleitet ist“, sagt | |
er. Es komme darauf an, wie der Begriff heute wahrgenommen werde. Aber | |
nicht nur deshalb ist sein Bündnis froh, dass Straße und U-Bahnhof jetzt | |
nach Anton Wilhelm Amo benannt werden. Amo war einer der ersten Schwarzen | |
Philosophen, die an einer Universität in Deutschland lehrten. | |
Das „Amo-Fest“ am Samstag will ihn gleich mitfeiern. Neben einer | |
feierlichen Enthüllung des Straßenschildes finden Zuschauerinnen und | |
Zuschauer zwischen 14 und 17.30 Uhr auch Musik, Lesungen und Redebeiträge | |
von Politikern und Initiativen. | |
18 Aug 2025 | |
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## AUTOREN | |
Moritz Tuebbecke | |
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