# taz.de -- Vor Trump-Putin-Treffen in Alaska: Schulterschluss im Kanzleramt | |
> Selenskyj kommt am Mittwoch persönlich nach Berlin. Merz betont vor dem | |
> Alaska-Gipfel: Ein Waffenstillstand sei die Grundlage aller Gespräche. | |
Bild: Auf persönliche Einladung: der ukrainische Präsident Selenskyj und Kanz… | |
Vor dem amerikanisch-russischen Gipfeltreffen am Freitag haben europäische | |
Vertreter*innen US-Präsident Trump am Mittwoch ihre Wünsche mitgegeben. | |
„In Alaska müssen grundlegende europäische und ukrainische | |
Sicherheitsinteressen gewahrt bleiben“, sagte Bundeskanzler Friedrich Merz | |
(CDU) am Nachmittag nach einer Videokonferenz mit Trump. | |
Für Verhandlungen über ein Ende des Ukrainekriegs nannte er auf einer | |
gemeinsamen Pressekonferenz mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr | |
Selenskyj fünf Bedingungen: Sollten aus dem Treffen am Freitag weitere | |
Termine folgen, müsse die Ukraine direkt beteiligt werden. Am Anfang aller | |
Gespräche müsse ein Waffenstillstand stehen, Details könnten danach | |
geregelt werden. Ein mögliches Friedensabkommen müsse „robuste | |
Sicherheitsgarantien“ für die Ukraine umfassen. Gehe es um territoriale | |
Fragen, müsse die sogenannte Kontaktlinie der Ausgangspunkt sein – also der | |
Stand vor Beginn der russischen Vollinvasion 2022. Selbst dann dürfe es | |
aber n[1][icht um eine völkerrechtliche Anerkennung der russischen | |
Besetzung gehen]. Und schließlich: Verhandlungen müssten „Teil einer | |
transatlantischen gemeinsamen Strategie“ sein. | |
Was den US-Präsidenten angeht, verbreitete Merz Zweckoptimismus: Trump | |
kenne diese Positionen und teile sie „sehr weitgehend“, so der | |
Bundeskanzler. „Wir haben Präsident Trump das Allerbeste gewünscht.“ | |
Selenskyj schloss sich während der Pressekonferenz im Kanzleramt den | |
Forderungen an. Außerdem fügte er hinzu: „Russland darf kein Veto haben in | |
Bezug auf unsere Perspektive in Europa und in der Nato.“ | |
Selenskyj war am Mittag überraschend persönlich in Berlin eingetroffen, um | |
sich im Kanzleramt mit Friedrich Merz vor den Rechner zu setzen. Der | |
Bundeskanzler hatte zu mehreren Videokonferenzen eingeladen, um vor dem | |
Treffen von Trump mit seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin am | |
Freitag noch Einfluss auf den unberechenbaren Amerikaner zu nehmen. | |
Gegen 13 Uhr landete Selenskyj im Hubschrauber am Kanzleramt. Nach dem | |
Mittagessen folgte um 14 Uhr die erste Videoschalte mit Staats- und | |
Regierungschef*innen europäischer Ukraineverbündeter sowie den Spitzen | |
von EU und Nato. Sie wollten gemeinsam den 15-Uhr-Termin vorbereiten: Bei | |
dieser nächsten Runde schaltete sich Trump selbst zu. Später am Nachmittag | |
war zur Nachbesprechung noch eine letzte Schalte angesetzt, diesmal mit der | |
internationalen sogenannten Koalition der Willigen. | |
Im Vorfeld hatte Regierungssprecher Stefan Kornelius angekündigt, es solle | |
in den Videokonferenzen „unter anderem um weitere Handlungsoptionen gehen, | |
um Druck auf Russland zu erzeugen“. Darüber hinaus solle auch „über die | |
Vorbereitung möglicher Friedensverhandlungen und damit verbundene Fragen zu | |
Territorialansprüchen und Sicherheiten gesprochen werden“. | |
## Kein Deal zulasten der Ukraine | |
Weniger diplomatisch ausgedrückt: Merz und die europäischen Verbündeten | |
wollten verhindern, dass Trump am Freitag mit Putin einen Deal zulasten der | |
Ukraine abschließt. Die beiden Präsidenten treffen sich in Alaska, unter | |
Ausschluss ukrainischer Vertreter*innen. Trump bezeichnete das Treffen | |
in dieser Woche als einen „Sondierungstermin“ und sprach davon, dass es zur | |
Beendigung des Krieges einen „Gebietsaustausch“ geben werde. De facto heißt | |
das wohl: Einseitige Gebietsabtretung seitens der Ukraine. | |
Ein Sprecher des russischen Außenministeriums bestätigte dagegen am | |
Mittwoch erneut die völkerrechtswidrigen russischen Gebietsansprüche. Die | |
Beratungen in den Videokonferenzen, die Merz am Mittwoch ausrichtete, | |
nannte der Sprecher „unbedeutend“. Gleichzeitig versucht Russland vor dem | |
Termin mit Trump offenbar, durch eine Offensive auf dem Schlachtfeld für | |
Eindruck zu sorgen. | |
Die russischen Streitkräfte haben in dieser Woche [2][den größten | |
Geländegewinn binnen 24 Stunden] seit mehr als einem Jahr erzielt. Wie die | |
Auswertung von Daten des US-Instituts für Kriegsstudien durch die | |
Nachrichtenagentur AFP am Mittwoch ergab, übernahm oder beanspruchte die | |
russische Armee im Laufe des Dienstags die Kontrolle über ein Gebiet von | |
110 Quadratkilometern. Seit Ende Mai 2024 hatte sie nicht mehr so viel | |
Gelände innerhalb eines Tages eingenommen. Das Verteidigungsministerium in | |
Moskau erklärte am Mittwoch zudem, dass die russischen Truppen zwei weitere | |
Dörfer in der ostukrainischen Region Donezk eingenommen hätten. | |
In Berlin sprach Selenskyj am Mittwoch von einem „Bluff“. Der russische | |
Präsident versuche „einfach überall an der Front durchzukommen“, so der | |
Ukrainer. „Er möchte den Eindruck erwecken, Russland könnte die ganze | |
Ukraine besetzen.“ (mit afp) | |
13 Aug 2025 | |
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Tobias Schulze | |
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