# taz.de -- Opposition in Indien: Protest gegen mutmaßlichen Wahlbetrug | |
> Indische Oppositionspolitiker bauen mit dem Vorwurf manipulierter | |
> Wählerlisten bei den Wahlen im letzten Jahr Druck auf die Wahlkommission | |
> auf. | |
Bild: Von der Polizei gestoppt: Rahul Gandhi in einer demonstrierenden Menschen… | |
Mumbai taz | Mit den Rufen „Unsere Stimme, unser Recht, unser Kampf“ haben | |
indische Oppositionsabgeordnete am Dienstag in der Hauptstadt Delhi | |
protestiert. Bereits am Vortag war der India-Block – ein Zusammenschluss | |
mehrerer Oppositionsparteien – mit Plakaten und dem Vorwurf des | |
Stimmenraubs vom Parlament zur Wahlkommission gezogen. Doch die 300 | |
Politiker:innen stoppte die Polizei auf halber Strecke. | |
„Die Wahrheit über den Wahlbetrug liegt nun vor den Augen des Landes“, | |
[1][erklärte Oppositionsführer Rahul Gandhi nach seiner Festnahme]. Es gehe | |
um den Schutz der Demokratie. Trotz Hitze und gesundheitlicher | |
Zwischenfälle setzten die Demonstrierenden ihren Protest fort. | |
Zu den von der Kongresspartei vorgelegten Beispielen mutmaßlicher | |
Wahlfälschung zählen eine 124-jährige Erstwählerin in Bihar, ein Mann, der | |
in drei Bundesstaaten vier Mal abgestimmt haben soll, sowie eine Wohnung in | |
Bengaluru (Bangalore) mit 80 registrierten Wähler:innen. | |
Bei einer Pressekonferenz listete der 55-jährige Gandhi bereits vergangene | |
Woche mehrfach registrierte Personen, auffällig überbelegte Adressen, | |
gefälschte und ungültige Adressen und Fotos auf. | |
## Opposition: 100.250 Stimmen in einem Wahlkreis gestohlen | |
Im [2][Wahlkreis Mahadevapura in Bengaluru] „stellten wir fest, dass | |
100.250 Stimmen gestohlen wurden“, sagte er. „Eine Person, eine Stimme – | |
das ist das Fundament unserer Demokratie.“ Die Wahlkommission habe ihre | |
verfassungsmäßige Pflicht nicht erfüllt. So habe Premier Narendra Modi mit | |
seiner regierenden hindunationalistischen Volkspartei (BJP) den dortigen | |
Wahlkreis gewinnen können. | |
Die BJP hält dagegen, es handle sich um eine ihrer Hochburgen, die sie seit | |
vier Wahlen verteidige. Im Juni 2024 trat der heute 74-jährige Modi seine | |
dritte Amtszeit in Folge an – doch diesmal geschwächt und [3][unerwartet | |
auf Koalitionspartner angewiesen]. Schon kurz nach der Wahl waren | |
Manipulationsvorwürfe aufgekommen, doch zunächst ohne belastbare Beweise. | |
Aus den Reihen seiner Partei bekam Gandhi Rückendeckung: „Die Beweise, die | |
Rahul Gandhi der Öffentlichkeit vorgelegt hat, sind unbestreitbar“, sagte | |
der junge Landespolitiker [4][Sachin Pilot] aus Rajasthan. „Die BJP hat | |
sich zu einem Sprecher der Wahlkommission gemacht. Wir fordern eine | |
Untersuchung. Jeder Bürger hat das Recht dazu.“ | |
Auch der nordindische Politiker Akhilesh Yadav (SP) appellierte an die | |
Wahlkommission: „Die Mitglieder sollten bedenken, dass auch ihre Familien | |
hier leben. Sie sind für die Zukunft ihrer Angehörigen verantwortlich.“ | |
Zweifel an der Integrität des Wahlprozesses müssten ausgeräumt werden, | |
„denn die Nation hat ein Recht auf eine Antwort“. | |
## Hat die Wahlkommission etwas zu verbergen? | |
Am Dienstag forderten Abgeordnete im Parlament erneut Aufklärung über die | |
mutmaßlichen Manipulationen. „Wir alle fragen uns, warum die Wahlkommission | |
keine ernsthaften Antworten auf die von Rahul Gandhi aufgeworfenen Fragen | |
geben konnte“, sagte der südindische [5][Kongresspolitiker Shashi Tharoor]. | |
Das sorge für Bedenken und nähre, so Beobachter:innen, den Verdacht, dass | |
es mehr zu verbergen gebe. | |
Unterdessen forderte die Wahlkommission Rahul Gandhi auf, Unterlagen zu | |
seinen Vorwürfen vorzulegen. Die Regierungspartei BJP wies die Vorwürfe | |
zurück und warf den Abgeordneten der Opposition vor, sie würden versuchen, | |
„Anarchie und Instabilität“ zu schüren. | |
„Ich bin äußerst verärgert über die Oppositionsparteien. So eine negative | |
Haltung politischer Partei habe ich in meinem ganzen Leben noch nie | |
gesehen“, [6][beschwerte sich der Minister für parlamentarische | |
Angelegenheiten, Kiren Rijiju (BJP)]. Mit ihrem „Theater“ schade die | |
Opposition dem Ansehen Indiens. | |
12 Aug 2025 | |
## LINKS | |
[1] https://x.com/RahulGandhi/status/1954809121750044771 | |
[2] https://indianexpress.com/article/political-pulse/ec-data-mahadevapura-beng… | |
[3] /Nach-den-Wahlen-in-Indien/!6012012 | |
[4] https://x.com/ani/status/1954895912343314747?s=46 | |
[5] https://x.com/shashitharoor/status/1954802145565544552?s=46 | |
[6] https://x.com/KirenRijiju/status/1954971257558249676 | |
## AUTOREN | |
Natalie Mayroth | |
## TAGS | |
Indien | |
Wahlen in Indien | |
Rahul Gandhi | |
Narendra Modi | |
BJP | |
Kongresspartei | |
Wahlbetrug | |
wochentaz | |
Indien | |
Indien | |
Wahlen in Indien | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Mumbai schließt Taubenhäuser: Glaubensfrage Vogelfütterung | |
Die Stadt Mumbai schließt ihre 51 Taubenhäuser – das Gesundheitsrisiko sei | |
zu hoch. Die Jain-Gemeinschaft fühlt sich in ihrem Glauben eingeschränkt. | |
Regionalwahl in Indien: Hindunationalisten gewinnen in Delhi | |
Nach 27 Jahren gewinnt die hindunationalistische Partei. Damit hat | |
Premierminister Narendra Modi die Macht in der Haupstadtregion zurück. | |
Landeswahlen in Indien: Wahlerfolg für die Hindunationalisten in Maharashtra | |
Bei den Landeswahlen im Bundesstaat Maharashtra hat die regierende BJP | |
einen Überraschungserfolg eingefahren. Nun wurde Ministerpräsident Fadnavis | |
vereidigt. | |
Regionalwahl in Indien: Votum gegen die BJP in Kaschmir | |
Die National Conference gewinnt bei den Wahlen im Unionsterritorium Jammu | |
und Kaschmir. Es waren die ersten Regionalwahlen seit zehn Jahren. |