# taz.de -- Landeswahlen in Indien: Wahlerfolg für die Hindunationalisten in M… | |
> Bei den Landeswahlen im Bundesstaat Maharashtra hat die regierende BJP | |
> einen Überraschungserfolg eingefahren. Nun wurde Ministerpräsident | |
> Fadnavis vereidigt. | |
Bild: Indiens Premier Modi mit (fünfter von v.l.) mit Maharashtras Ministerpr�… | |
Mumbai taz | Auf dem Azad Maidan, dem großen Protest- und Kundgebungsplatz | |
in der westindischen Metropole Mumbai, wehen an diesem Donnerstagabend die | |
safranfarbenen Fahnen der hindunationalistischen BJP. Die ebenfalls auf | |
Bundesebene regierende Partei feiert ihren deutlichen Sieg bei den | |
Landeswahlen vom 20. November und die Vereidigung von Devendra Fadnavis als | |
erneuten Ministerpräsident des Bundestaates Maharashtra. | |
Nicht nur ranghohe Politiker:innen der BJP, darunter der indische | |
Premierminister Narendra Modi und der nordindische Politiker Yogi | |
Adityanath kamen zur Machtdemonstration. Auch Bollywood-Stars wie Shah Rukh | |
Khan, Cricketspieler und Wirtschaftsgrößen, etwa aus der reichen | |
[1][Unternehmerfamilie Ambani] besuchten die Feierlichkeiten im | |
wirtschaftlich wichtigsten Bundesstaat Indiens. | |
Gestützt auf ein Wohlfahrtsprogramm, das einkommensschwachen Frauen eine | |
monatliche Direktüberweisung verspricht, erzielte die Partei von | |
Premierminister Narendra Modi und ihren Verbündeten der „Maha Yuti“ ihr | |
bisher bestes Wahlergebnis in Maharashtra. Dabei hatten viele hier | |
eigentlich mit einem Regierungswechsel gerechnet. | |
Denn nach den [2][Parlamentswahlen im Sommer] sah es noch ganz anders aus. | |
Die Opposition schien gestärkt, Rahul Gandhi (Kongresspartei) wurde zum | |
Oppositionsführer in Delhi. Befürchtungen, die BJP könnte zu stark werden | |
und sogar eine verfassungsändernde Mehrheit erhalten, bremste die | |
„Modi-Welle“. Modi, 74, sicherte sich zwar eine dritte Amtszeit, doch | |
erstmals ist er auf eine Koalition angewiesen. | |
Umso überraschender war für viele, dass die BJP sich nun 132 der 288 Sitze | |
im Landesparlament von Maharashtra sichern konnte. Ihr | |
rechtsnationalistisches Bündnis „Maha Yuti“ errang insgesamt 235 Sitze. | |
Indiens älteste Partei, der Kongress, rutschte dagegen auf 16 Sitze ab. | |
Keine der Oppositionsparteien erhielt die nötigen 10 Prozent der Sitze, um | |
in den nächsten fünf Jahren eine Oppositionsführer im Parlament von in | |
Maharashtra zu aufzustellen. Mit dem Amt sind wichtige Privilegien wie etwa | |
Redezeit verbunden. | |
Der RSS-Mann in Maharashtra | |
Es dauerte einige Tage, bis Fadnavis zum dritten Mal als Ministerpräsident | |
bestätigt wurde. Der 54-jährigen wird vom ideologischen Rückgrat der BJP, | |
der einflussreichen paramilitärischen Organisation Rashtriya Swayamsevak | |
Sangh (RSS), unterstützt. Somit gilt er erneut als möglicher | |
Modi-Nachfolger. An seiner Seite regiert die hindunationalistische | |
Splitterpartei Shiv Sena (Shinde), die auf das Ressort für Inneres hofft. | |
Themen wie die Sanierung von Mumbais berüchtigten Slum Dharavi durch das | |
Konglomerat Adani, das Modi nahe stehen soll, und die Abwanderung von | |
Industrie und Arbeitsplätzen in den Nachbarstaat Gujarat prägten den | |
Wahlkampf. Sie schadeten der BJP aber offensichtlich nicht erheblich an der | |
Wahlurne. | |
Während die Anhänger:innen feiern, munkelt die Opposition, ob bei den | |
elektronischen Wahlmaschinen wirklich alles rechtens war. Der | |
oppositionelle Politiker Aaditya Thackeray (SS-UBT) wirft der Regierung | |
Angst vor der Wahrheit vor. „Die Welt soll sehen, wie die Demokratie in | |
Indien zerstört wird“, so der Abgeordnete, dessen Partei Verluste | |
einstecken musste. Altpolitiker Sharad Pawar (NCP) sprach von Macht- und | |
Geldmissbrauch. | |
„Die Tatsache, dass ein Brahmane (aus der höchsten Kaste) eine populäre | |
Wahl für das Amt des Ministerpräsidenten ist, ist enorm und spiegelt den | |
Charakter des Mandats wider“, kommentiert die politische Beobachterin Swati | |
Chaturvedi. | |
Zuvor hatte es in dem Bundesstaat ein Buhlen um die Gunst von verschiedenen | |
sozialen Schichten gegeben, insbesondere um Angehörige der „Maratha“-Kaste, | |
von denen sich einige sozial benachteiligt fühlen und deshalb wie | |
Angehörige unterer Kasten Quoten für Universitäts- und Regierungsposten | |
forderten. Kritiker:innen fürchten derweil, dass es zur weiteren | |
[3][Polarisierung zwischen Hindus und Muslimen] sowie zwischen sozialen | |
Schichten kommen könnte. | |
5 Dec 2024 | |
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## AUTOREN | |
Natalie Mayroth | |
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