# taz.de -- Grünflächen in Berlin: Schleichender Niedergang | |
> Schon jetzt reiche das Geld nicht für saubere und klimaresiliente Parks | |
> und Grünanlagen, sagt eine Berliner Umweltstadträtin und warnt vor | |
> Kürzungen. | |
Bild: Nicht gerade einladend: Müllberg im Volkspark Friedrichshain | |
Berlin taz | Dass nach einigen Tagen trockener Hitze der Rasen in den | |
Berliner Parks und Grünflächen verdorrt, ist ein bekanntes Phänomen und | |
muss wohl angesichts von Klimawandel und Wasserknappheit hingenommen | |
werden. Müllberge, kaputte Spielgeräte und mangelnde Pflege von Bäumen, | |
Sträuchern und Blumenrabatten dagegen haben andere Gründe – einer sind die | |
fehlenden Mittel der Bezirksämter, um die öffentlichen Erholungsflächen in | |
einen sicheren, sauberen und möglichst ökologischen Zustand zu versetzen. | |
Die Umweltstadträtin von Friedrichshain-Kreuzberg, Annika Gerold (Grüne), | |
schlägt nun Alarm: Schon jetzt fehle das Geld für die Grünflächenpflege, | |
und sollte es im nächsten Haushalt zu weiteren Kürzungen kommen, werde sich | |
das Erscheinungsbild und die Nutzbarkeit weiter verschlechtern: „Dann droht | |
ein schleichender Verfall unserer bezirklichen Grünanlagen“, warnt Gerold. | |
Die seien aber nicht nur nettes Beiwerk, sondern „Erholungsraum, | |
Klimaanlage, Lebensraum und sozialer Begegnungsort zugleich“. | |
Der Haushaltstitel „Grün- und Freiflächen“ liegt in Gerolds Bezirk in | |
laufenden Jahr bei rund 12 Millionen Euro – davon werden auch die Gehälter | |
von Angestellten, Gebäudemieten und vieles andere bezahlt. Für den Posten | |
„Unterhaltung der Grünanlagen“ sind rund 3,8 Millionen Euro eingestellt. | |
Klingt nach viel Geld, ist aber laut dem Bezirksamt längst nicht | |
ausreichend. Beispiel Volkspark Friedrichshain: In der größten bezirklichen | |
Grünanlage verschlingen allein die Reinigungskosten 107.000 Euro. Für das | |
komplette Paket aus Pflege, Bestandserhalt und Reinigung bräuchte es aber | |
einen „mittleren sechsstelligen Betrag, weit mehr, als aktuell | |
bereitsteht“. | |
Zwar hat die BSR die Reinigung von aktuell 12 Grünanlagen und Parks (der | |
größte darunter ist der Görlitzer Park) sowie 17 Spielplätzen übernommen, | |
und für den Park am Gleisdreieck ist die landeseigene Grün Berlin GmbH | |
zuständig. Laut Gerold bleibt aber mehr als genug übrig, was den Bezirk | |
finanziell deutlich überfordert. Zumal seit dem heftigen Personalabbau in | |
den Nullerjahren unter SPD-Finanzsenator Thilo Sarrazin viele Arbeiten | |
nicht mehr von Bezirkspersonal verrichtet werden könnten, sondern teuer an | |
Fremdfirmen vergeben werden müssten. | |
Wegen hoher Kostensteigerungen würde sich der Zustand der Grünflächen | |
selbst dann verschlechtern, wenn Schwarz-Rot den Bezirken nicht noch mehr | |
Geld wegnehme, so die Stadträtin. Im Übrigen trüge der Schein, wenn die | |
Koalition darauf verweise, dass die Zuweisung im aktuellen Doppelhaushalt | |
nicht gesunken ist. Denn das Bezirksamt müsse dieses Geld mit Zuschüssen | |
aus anderen Förderprogrammen für Nachhaltigkeit kombinieren, die nun zum | |
Teil ausliefen. | |
## Sicherheit geht immer vor | |
Woran laut Gerold nie gespart werden kann, ist die sogenannte | |
Verkehrssicherheit, also etwa Kontrolle von Bäumen und Schnitte oder | |
schlimmstenfalls Fällungen, um auszuschließen, dass Menschen zu Schaden | |
kommen – ein Thema, dass durch Dürren und Stürme immer mehr Aufmerksamkeit | |
benötigt. Dasselbe gilt für Spielgeräte, auf oder an denen sich schließlich | |
niemand verletzen soll. „Die Herstellung von Verkehrssicherheit hat immer | |
oberste Priorität – vor Reinigung, aber auch Neupflanzung oder | |
Qualitätssteigerung“, sagt Gerold. „Dabei müssten wir uns auf die im Sinne | |
der Klimaresilienz viel stärker fokussieren.“ | |
Das Problem wird in den kommenden Jahren so oder so immer sichtbarer | |
werden. Schon jetzt bekommt Gerold immer wieder Beschwerden, aber auch | |
Anfragen, ob nicht beispielsweise Geräte auf öffentlichen Spielplätzen | |
privat gesponsert werden könnten. „Das ist zwar lobenswert, aber es gibt | |
hierfür ganz klar einen öffentlichen Auftrag“, wendet sie gegenüber der taz | |
ein. Und Friedrichshain-Kreuzberg sei nicht alleine mit diesen Problemen: | |
„Ich stehe im Austausch mit vielen Kolleg*innen, und die sind genau so | |
alarmiert wie ich.“ | |
11 Jul 2025 | |
## AUTOREN | |
Claudius Prößer | |
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