# taz.de -- Ukrainisches Grenzgebiet: Urlaub machen mitten im Krieg | |
> Die Huzulen leben an der Grenze zu Ungarn und Rumänien und profitierten | |
> lange vom Tourismus. Jetzt frisst sich der ukrainische Krieg in ihren | |
> Alltag. | |
Bild: Bergidyll in der Mitte Europas: Ein Blick vom Museum für Musikinstrument… | |
Europas Mitte ist still. Fast menschenleer. Alle paar Minuten fährt ein | |
Lastwagen vorbei, oft mit Holz beladen. Neben der Straße rauscht die Theiß, | |
ein Nebenfluss der Donau. Sie kommt aus dem Gebirge im Südwesten der | |
Ukraine und fließt hinab Richtung ungarische Tiefebene. Der Wasserstand | |
ist hoch. Die Schneeschmelze dauert an diesem Tag Ende Mai noch an, es | |
regnet seit Tagen. | |
Den geografischen Mittelpunkt Europas markiert ein weiß getünchter Stein. | |
Er wurde aufgestellt, als die Region zur Doppelmonarchie Österreich-Ungarn | |
gehörte. Das Nachbardorf Dilowe und die ganze Region Rayon Rachiw in | |
Transkarpatien vermarkten sich seit einigen Jahren damit. Neben dem | |
Markierungsstein haben Dutzende Motorradklubs und ein paar Fußballfans ihre | |
Sticker hinterlassen. Einige Pärchen haben sich dort handschriftlich ewige | |
Liebe geschworen. | |
Ob das mit dem Mittelpunkt Europas genau so stimmt, ist allerdings | |
Ansichtssache – beziehungsweise Sache der Berechnungsmethode. Die Lage des | |
Mittelpunkts hängt nämlich davon ab, ob und wenn ja, welche Inseln man mit | |
einbezieht. Zählt man Spitzbergen zu Europa, wandert der Mittelpunkt nach | |
Norden, zählen die Azoren dazu, wandert er nach Westen. Ein halbes Dutzend | |
weitere Orte in Polen, Ungarn, Belarus, Estland, in Litauen und in der | |
Slowakei behaupten deshalb, Europas Mittelpunkt zu sein. | |
Die Landschaft am südwestlichen Rand der Ukraine erinnert an irgendetwas | |
zwischen Heidi-Idylle und Modelleisenbahn. Kleine Orte schmiegen sich in | |
die Täler. Holzhäuser stehen auf den Weiden mit Kühen, Schafen und Pferden. | |
Es gibt Eisenbahntunnel und Viadukte aus dem 19. Jahrhundert. Und eine | |
ganze Palette an Grüntönen erinnert daran, wie Mischwald im Mittelgebirge | |
aussehen kann, wenn man keine Monokulturen anpflanzt. | |
Man ist hier weit weg von [1][der Front], Luftalarme gibt es kaum. Trotzdem | |
ist der Krieg präsent: Die Gedenktafeln in den Dörfern füllen sich mit | |
Porträts gefallener Soldaten, es gibt Checkpoints wegen der nahen Grenze zu | |
Rumänien. Die sollen Männer abschrecken, die vor der Einberufung fliehen. | |
Auch deutlich weniger Touristen kommen hierher. Wer in der Region wohnt, | |
versucht mit der Lage klarzukommen. | |
Viele würden sich jetzt über ein paar Biker freuen oder über jeden anderen | |
Besucher. Auch Maryna. Auf einem Parkplatz hat sie ihren Verkaufsstand in | |
einer Holzhütte geöffnet. Es gibt Gesticktes und Gestricktes mit regionalen | |
Mustern und bunte Kuscheltiere. „Wenn es regnet, kommen keine Kunden“, sagt | |
sie. Ein zweiter Stand preist geräucherte Würste und Honig aus der Region | |
an. An einem dritten würde Kaffee gekocht, wenn denn jemand käme. Die | |
anderen zehn Holzbuden haben gar nicht erst geöffnet und auch der | |
Holzkohlegrill im Ausflugsrestaurant nebenan ist nicht angefeuert. | |
Ein Grund, warum hier in diesen Tagen nur wenige ukrainische Männer | |
auftauchen, steht ein paar hundert Meter entfernt auf der Nationalstraße | |
Nummer 9: ein Checkpoint des ukrainischen Grenzschutzes. Die Oblast | |
Transkarpatien, zu der auch Rachiw gehört, ist Grenzgebiet. Im Westen | |
liegen Polen und die Slowakei, im Südwesten Ungarn und im Süden Rumänien. | |
Alles Länder, die in der EU und der Nato sind. Und in allen herrscht | |
Frieden. | |
„Rumänien ist vier Kilometer von hier entfernt“, sagt Grenzschützer Serhiy | |
und zeigt die Straße entlang. Er und seine zwei Kameraden schieben Dienst | |
am Checkpoint oder, wie es in der Ukraine heißt, am Blokpost. Eine etwas | |
verbogene Metallschranke blockiert eine Fahrspur. In einem Blechcontainer | |
können sich die Männer vor dem Regen schützen und ihre Suppe auf dem | |
Gaskocher aufwärmen. | |
Ein Schild weist darauf hin, dass fotografieren verboten ist. Die | |
Grenzschützer kontrollieren im Hinterland, wer sich der Grenze nähert. Denn | |
immer wieder versuchen ukrainische Männer, sich auf diesem Weg dem | |
Wehrdienst in ihrer Heimat zu entziehen. Wer ohne die nötigen Papiere an | |
den Blokposts vorbeikommen will, muss sich entweder gut auskennen oder | |
Hilfe von Ortskundigen haben. Dennoch schaffen es nicht alle. Immer wieder | |
gibt es Meldungen, dass ukrainische Männer erschöpft aus der Theiß gezogen | |
werden. Andere ertrinken. | |
Serhiy trägt die übliche Uniform ukrainischer Soldaten mit dem sandfarbenen | |
Pixelmuster. Darüber hat er sich eine neongrüne Warnweste angezogen. 23 | |
Jahre alt soll er sein. Mit seinem glatten Gesicht könnte er auch als | |
16-Jähriger durchgehen. Als eine Marschrutka vorfährt, ein als Sammeltaxi | |
genutzter Kleinbus, steigt er ein und kontrolliert die Passagiere. Für die | |
Frauen interessiert sich der Grenzschutz nicht. Die Männer nesteln ihre | |
Dokumente hervor. Es sind alles Einheimische. Nach rund einer Minute fährt | |
die Marschrutka weiter. | |
Serhiys Vorgesetzter am Blokpost ist Vitaliy. Er ist größer und breiter als | |
Serhiy und mehr als doppelt so alt. Um den Oberkörper hat er eine | |
kugelsichere Weste geschnallt, die ihn noch massiger aussehen lässt. In den | |
Taschen vor seinem Bauch stecken drei Magazine für eine Kalaschnikow. Er | |
sei schon vor Russlands großangelegter Invasion der Ukraine beim | |
Grenzschutz gewesen, erzählt er. So ruhig wie hier sei der Dienst aber | |
nicht immer. | |
Er zeigt auf seinem Smartphone Fotos vom Einsatz im Osten des Landes. | |
Vitaliy im Keller, dann in einem anderen Keller. „Das war [2][im Donbass]“, | |
sagt er. „Und das war in Charkiw.“ Er meint die Region Charkiw, nicht die | |
Stadt. Man sieht ihn mit anderen Soldaten auf einem alten | |
Schützenpanzerwagen aus der Sowjetzeit sitzen. Ein anderes Foto zeigt ihn | |
neben dem Ortsschild von Wowtschansk als sie daran eine ukrainische Fahne | |
befestigen. Sie lächeln in die Kamera. „Das war im September 2022“, sagt | |
er. Damals befreite die ukrainische Armee die russisch besetzten Teile der | |
Region Charkiw innerhalb weniger Tage in einer überraschenden Offensive. | |
Inzwischen ist das grenznahe [3][Städtchen eine Trümmerwüste]: Vor einem | |
Jahr hatten die Russen die Grenze wieder überschritten. Seitdem verläuft | |
die Front mitten durch den Ort. | |
## Werchowyna, die Hauptstadt des Huzulengebiets | |
Rachiw schmiegt sich derweil noch unverwundet in das Tal der Theiß. Auf dem | |
zentralen Platz zwischen Stadtrat und Kulturhaus sind zwei Dutzend Porträts | |
von gefallenen Soldaten aus dem Rayon aufgestellt. Vor ihnen stehen Vasen | |
mit frischen Blumen. Es gibt ein bisschen Industrie, Holzverarbeitung und | |
einen Steinbruch. Und die Verwaltung des Rayons, was in etwa ein kleiner | |
Landkreis ist. Die Leute aus den Dörfern kommen zum Einkaufen in das | |
Städtchen. Abgesehen davon hat es der Ort mit Tourismus versucht. Es gibt | |
viele Ferienhäuser und wenige Hotels. Viele Urlauber steigen hier nur um | |
und bevorzugen die höher gelegenen Orte. | |
Beliebt ist auch Werchowyna in der [4][benachbarten Oblast Iwano-Frankiwsk] | |
auf der östlichen Seite des Hauptkamms der Karpaten. Das Städtchen liegt im | |
Tal des Flusses Tscheremosch und streckt sich relativ locker bebaut über | |
mehrere Kilometer. Wie in anderen Orten der Region kommt es häufig vor, | |
dass die Kühe auf der Suche nach frischem Gras frei durch den Ort laufen. | |
Vor Russlands Angriff auf die Ukraine lebten knapp 6.000 Menschen in dem | |
Ort. | |
Der Landkreis Werchowyna grenzt im Süden ebenfalls an Rumänien. Deshalb ist | |
auch diese Gegend Grenzgebiet. Ukrainische Männer zwischen 18 und 60 Jahren | |
dürfen nur dort sein, wenn sie die nötigen Dokumente besitzen. Das kann | |
eine Bescheinigung über Wehruntauglichkeit sein oder eine Zurückstellung | |
vom Wehrdienst, weil sie einen kriegswichtigen Job haben. Viele Arbeitgeber | |
können bis zu 50 Prozent ihres Personals reservieren. Der Aufwand mit den | |
Dokumenten schreckt ab, zumal andere Reiseziele weiter nördlich, wie das | |
Skiressort Bukowel, nicht zum Grenzgebiet zählen. Wer die Dokumente nicht | |
hat und einberufen werden soll, könnte bei einer Kontrolle an einem Bahnhof | |
oder einem Checkpoint gleich in die Kaserne geschickt werden. | |
An mehreren Stellen im Ort wird auf Infotafeln stolz verkündet, dass es | |
sich bei Werchowyna um die Hauptstadt des Huzulengebiets handle. Das geht | |
auf ein Zitat des Schriftstellers Iwan Franko zurück, der im 19. | |
Jahrhundert mehrere Jahre in der Gegend verbrachte. | |
Die Huzulen sind ein slawisches Bergvolk, das wie die weiter westlich | |
lebenden Lemken und Bojken in den Karpaten lebt.Ihr Siedlungsgebiet | |
befindet sich im Grenzgebiet der Ukraine, Ungarns und Rumäniens. Viele | |
Huzulen sprechen einen russinischen Dialekt. Die Ukraine erkannte die | |
russinische Sprache 2012 als regionale Sprache an, die Huzulen allerdings | |
nicht als nationale Minderheit. Rund 20.000 sollen es laut Schätzungen | |
sein. Genaue Zahlen gibt es nicht. | |
Alex führt in Werchowyna ein Gästehaus mit fünf Zimmern am Ufer des | |
Tscheremosch, das auch genau so heißt. Zehn Meter hinter dem Haus rauscht | |
der Fluss durch sein felsiges Bett. Die Einrichtung ist modern, der Rasen | |
gemäht. Doch Alex wartet bisher vergeblich auf Kundschaft. „Eigentlich | |
öffne ich Anfang Mai, aber bisher hat niemand gebucht“, klagt er. Seit dem | |
Kriegsrecht sei es schwierig. | |
Für ukrainische Verhältnisse zählt Alex wohl zum gehobenen Mittelstand. Vor | |
dem Haus parkt sein Tesla. In dem Gästehaus stecken seine Ersparnisse. Er | |
kommt aus der rund 100 Kilometer entfernten Universitätsstadt Tscherniwzi, | |
dort leben auch seine Frau und die zwei Kinder. 20 Jahre hat er in Spanien | |
in verschiedenen Jobs gearbeitet. „Die meiste Zeit als Fahrer für eine | |
Spedition“, erzählt er. „Ich bin auch viel nach Frankreich und Deutschland | |
gefahren.“ | |
## Instrumente, Wolldecken, bestickte Hemden | |
Als die Pandemie begann, brachen der Spedition die Aufträge weg und Alex | |
kehrte heim. „Dann hab ich die Annonce für dieses Haus gesehen.“ Der | |
Vorbesitzer habe es an eine Bank verpfändet. „Ich habe es für einen guten | |
Preis bekommen“, sagt Alex und lächelt. Einiges musste renoviert werden, | |
außerdem hat er am Ufer eine Badewanne gebaut, die man mit einem Holzfeuer | |
beheizen kann, und einen steinernen Grillofen. Als alles fertig war, griff | |
Russland an. | |
Damit er nicht zu einsam ist, hat er sich einen Hund angeschafft. Der Jack | |
Russell Terrier Lucky weicht ihm nicht von der Seite. „Er ist erst zwei | |
Monate alt. Gestern hat er zum ersten Mal drei Kilogramm gewogen.“ Neben | |
dem Welpen beschäftigt sich Alex mit der Geschichte der Region. Auch wenn | |
er gar nicht von hier kommt, ist er bestens vernetzt. | |
Alex empfiehlt einen Besuch bei Mykola Ilyuk. Der 58-jährige Musiker | |
betreibt in einem zweistöckigen Holzhaus am anderen Ende des Ortes eine | |
Ausstellung zur huzulischen Kultur. Es heißt Museum der Trembita. Das | |
Instrument ist sozusagen das Alphorn der Karpaten. Oder wie Ilyuk es nennt: | |
das Telefon der Huzulen, mit dem sich früher Hirten von Berg zu Berg | |
Signale gaben. Um das Museum zu erreichen, muss man einige Höhenmeter | |
erklimmen, wird dann aber mit einem Ausblick auf die schneebedeckten Gipfel | |
des Karpatenhauptkamms belohnt. | |
Eigentlich öffne er seine Schatzkammer nur nach Anmeldung für Gruppen, sagt | |
Ilyuk. Jetzt macht er eine Ausnahme. Ein paar Minuten später öffnet er die | |
Tür. Er trägt ein besticktes Hemd, Lederkoppel und Filzhut. Seine | |
„Schatzkammer“ quillt über, es seien mehrere Hundert Exponate, sagt er. | |
Instrumente sind dabei, Werkzeuge, bestickte Tücher und Hemden, Wolldecken. | |
Dann beginnt Ilyuk seine Show: Er spielt auf mehreren Blasinstrumenten und | |
erklärt jeweils, wie sie funktionieren. Von Mal zu Mal werden die | |
Instrumente größer. Bis er dann auf der drei Meter langen Trembita spielt. | |
Sie erzeugt einen erstaunlich lauten Ton. Die Zymbaly, ein | |
Saiteninstrument, das man mit Klöppeln spielt, zeigt er als nächstes, eine | |
Maultrommel und eine Leier hat er auch. Zum Schluss packt er einen | |
Dudelsack aus. | |
Ilyuk hat Karriere gemacht mit seiner Musik. Auszeichnungen und Fotos von | |
diversen Festivals hat er am Ausgang des Museums aufgehängt. Sie zeigen ihn | |
bei Auftritten in Frankreich, in Polen, in der Slowakei. Im Gästebuch wird | |
er für seine Expertise gelobt und für seinen Witz. | |
Er habe sich schon immer für die Musik interessiert und für die Geschichte | |
dahinter, erzählt er. Natürlich sei das Museum auch eine Gelegenheit, neben | |
der Musik noch etwas zu verdienen. Aber es gehe ihm darum, das kulturelle | |
Erbe zu bewahren und zu zeigen. „Wer soll es sonst tun, wenn nicht wir?“ | |
Ilyuk stellt nicht nur Instrumente aus. Rostige Stahlhelme aus dem Zweiten | |
Weltkrieg hängen an ein paar Haken – ein sowjetischer, ein deutscher und | |
ein rumänischer. „Die kamen alle mal hierher“, sagt er. Daneben hängt ein | |
orangefarbener Bauhelm, der an einigen Stellen etwas schwarz verkohlt ist. | |
„Den habe ich im Winter 2013/2014 in Kyjiw auf dem Maidan getragen“, sagt | |
er. „Seitdem müssen wir unsere Freiheit verteidigen.“ | |
Ein paar Kilometer weiter im Dorf Kryworiwnya empfängt Weselka ihre | |
Besucher. Der 71-Jährigen gehört ein typisch huzulisches Bauernhaus, | |
errichtet im Jahr 1790. Das Dach sei weit heruntergezogen, um vor dem | |
Wetter zu schützen, aber auch, um die Haustiere nah dabei zu haben, sagt | |
Weselka. Wer eintreten will, muss sich beugen und den Kopf einziehen. Für | |
größere Türen sei seinerzeit eine Steuer verlangt worden, die sich die | |
Besitzer lieber gespart hätten, sagt sie. Die Fenster sind winzig, im Haus | |
ist es ziemlich finster. Es riecht nach Holz und Stroh. | |
Das Haus war einer der Drehorte des Films „Schatten vergessener Ahnen“ des | |
Regisseurs Sergei Paradschanow. Weselka zeigt gerahmte Fotos. Der 1965 | |
erschienene Film nach dem gleichnamigen Roman von Mychajlo Kozjubynskyj | |
erzählt eine Abwandlung des Romeo-und-Julia-Motivs voller Mystik, | |
Halluzinationen und huzulischer Folklore. Er gilt bis heute als einer der | |
besten ukrainischen Spielfilme. Weil der Film damals stark vom verordneten | |
sozialistischen Realismus abwich, landete er später auf dem Index. | |
Regisseur Paradschanow selbst kam ein paar Jahre später in Lagerhaft und | |
hatte danach Berufsverbot. | |
Weselka betreibt auch noch einen kleinen Shop. Sie kocht den Besuchern | |
Kaffee. Bietet Dutzende Sorten Kräutertee aus den Karpaten an, Honig und | |
Wolldecken mit den Mustern, die sich auch auf den gestickten Hemden | |
wiederfinden. „Die sind alle hier im Ort hergestellt“, sagt sie. Die Fasern | |
seien länger als bei den industriell gefertigten Decken. Dadurch sei die | |
Struktur dichter und haltbarer. Zum Beweis bohrt sie einen Finger in eine | |
der Decken, er kommt natürlich nicht durch. | |
Viel verkaufen könne sie im Moment nicht. Wer könne schon Urlaub machen | |
mitten im Krieg? „Auch aus unserem Dorf sind viele in der Armee“, sagt sie. | |
„Und viele kommen nicht zurück.“ Sie hat Tränen in den Augen. Die Ukraine | |
müsse sich verteidigen. Sie selbst sei in der Zeit nach dem Zweiten | |
Weltkrieg aufgewachsen. Viele Leute aus dem Dorf seien damals nach Sibirien | |
deportiert worden. In den waldreichen Gebieten der Karpaten und ihres | |
Vorlandes hatten ukrainische Partisanen noch jahrelang Widerstand gegen die | |
sowjetische Okkupation geleistet. Und Moskau versuchte, ihnen die | |
Unterstützung zu nehmen, indem es die Menschen wegbrachte. „Mit den | |
Moskauern wollen wir hier nichts zu tun haben.“ | |
An diesem Tag kann Weselka dann doch noch ein gutes Geschäft machen. | |
Gerade, als sie ihr Museum abschließen will, kommt ein Minibus vorgefahren. | |
Gut ein Dutzend Teenager steigt aus. Schulausflug. | |
Auch das passiert mitten im Krieg. | |
19 Jul 2025 | |
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